- Klaus Croissant
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Klaus Croissant (* 24. Mai 1931 in Kirchheim unter Teck; † 28. März 2002 in Berlin) war ein deutscher Rechtsanwalt, RAF-Sympathisant und Agent des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Oliver Tolmein beschreibt in der Zeitung Freitag Croissants Einstellung folgendermaßen: „Klaus Croissant war ein Rechtsanwalt, der Justiz als etwas politisches begriffen hat und für den deswegen die Grenze zwischen Verteidigung seiner Mandanten und politischem Engagement nie scharf gezogen war.“[1] Er war bis zu seinem Ausschluss der Wahlverteidiger Andreas Baaders im Stammheim-Prozess[2] und war der Testamentsvollstrecker Ulrike Meinhofs. Croissant half, das interne Kommunikationssystem zwischen den Mitgliedern der RAF durch die Weiterleitung von Zellenzirkularen aufrechtzuerhalten. Die Polizei verhaftete ihn am 23. Juni 1975, sein Haftbefehl wurde jedoch gegen Sicherheitsleistung außer Vollzug gesetzt, worauf Croissant am 11. Juli 1977 nach Frankreich floh und dort Politisches Asyl beantragte. In Frankreich wurde Croissant am 30. September 1977 festgenommen und am 17. November 1977 an die Justizbehörden der Bundesrepublik ausgeliefert. Schließlich wurde er wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis begann er für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zu arbeiten, das ihn 1981 als inoffiziellen Mitarbeiter „IM Thaler“ verpflichtete.[3] Seine Lebensgefährtin, die taz-Redakteurin und spätere Europaabgeordnete der Partei Die Grünen, Brigitte Heinrich, warb er selbst als Agentin für das MfS an und führte sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1987. Als dies 1992 bekannt wurde, verlor er dadurch die meisten seiner Kontakte und Freunde in der Szene. Croissant kandidierte erfolglos für die Alternative Liste als Bürgermeister von Kreuzberg und trat 1990 in die PDS ein. Er selbst hat wie Walter Barthel (Journalist) nie verstanden, warum die Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst des für ihn besseren Deutschlands innerhalb der linken Szene auf so große Ablehnung stieß. So äußerte er 1992 in einem Interview:
„Es ging doch nicht darum, irgendwelche Linken zu verraten. Meine Gesprächspartner waren doch nicht etwa Feinde dieser Leute. Das Ziel war doch, den Kenntnisstand der DDR-Seite über die Linken außerhalb der westdeutschen SED-Bruderpartei DKP zu verbessern, und da hatte Ost-Berlin ein berechtigtes Interesse.[4]“
Literatur
- Gaspard Dünkelsbühler: Fern und nah, Gesichter, Stimmen 1950 - 70; darin über Klaus Cr.: Erinnerung an einen Freund oder die Amsterdamer Gewissenserforschung 2003
- Peter O. Chotjewitz: Mein Freund Klaus, Berlin 2007, Verbrecher Verlag, ISBN 978-3-935843-89-8
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Croissant im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.freitag.de/2002/17/02170125.php Portrait im Freitag
Einzelnachweise
- ↑ Oliver Tolmein: Beharren. Klaus Croissants Engagement für die DDR bleibt bei seinen politischen Freunden umstritten, Freitag, 19.0 April 2002
- ↑ Vgl. Christopher Tenfelde, Die Rote Armee Fraktion und die Strafjustiz. Anti-Terror-Gesetze und ihre Umsetzung am Beispiel des Stammheim-Prozesses; Osnabrück: Jonscher Verlag, 2009; ISBN 978-3981139938; S. 163; 204
- ↑ http://www.focus.de/politik/deutschland/stasi-akten-besonders-wertvoll_aid_157074.html
- ↑ Da kommen mir die Tränen. Spiegel online. Abgerufen am 16. März 2010.
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