Kleine Brunelle

Kleine Brunelle
Kleine Braunelle
Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)

Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Braunellen (Prunella)
Art: Kleine Braunelle
Wissenschaftlicher Name
Prunella vulgaris
L.

Die Kleine Braunelle, auch Kleine Brunelle oder Gewöhnliche Braunelle (Prunella vulgaris), gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und sollte nicht mit einem gleichnamigen Vogel verwechselt werden. Den Winter überdauert die immergrüne, ausdauernde Pflanze in der schützenden Laubschicht über der Erdoberfläche (Hemikryptophyt). Bestäubt werden ihre Blüten besonders von Hummeln und anderen Hautflüglern. Die Klausenfrüchte sind etwas klebrig. Die langlebigen Samen sind sogar etwas schleimig und selbst nach dem Verzehr durch Tiere noch keimfähig.

Inhaltsverzeichnis

Verwendung

Die Kleine Braunelle wurde im Mittelalter zur Behandlung der Bräune-Krankheit, welche Hautverfärbungen hervorruft, verwendet. Junge, nichtblühende Pflanzenteile können auch als Salat oder als Gewürz verwendet werden.[1]

Illustration

Vorkommen

Die Kleine Braunelle blüht von Juni bis Oktober auf Halbtrockenrasen, auf Kriech- und Trittrasen, auf feuchten Wiesen oder Weiden, oder an Rändern von Waldwegen. Verbreitet ist die Pflanze in den gemäßigten Klimazonen der Nord- und Südhalbkugel. Dort kommt sie vom Flach- bis in das Hügelland bis etwa 2000 m Höhe vor. Sie kommt in fast allen deutschen Bundesländern häufig vor, genauso wie in den restlichen Teilen von Europa und West-Asien.

Erkennungsmerkmale

Die meist aufsteigend wachsende Kleine Braunelle wird 5 bis 30 cm groß. Sie bildet wurzelnde oberirdische Ausläufer aus, mit denen sie sich auch vegetativ vermehren kann. Ihre abgerundeten, meist ganzrandigen und nur selten gezähnten Blätter sind kurz gestielt, elliptisch oder eiförmig. Die meist zwittrigen Einzelblüten stehen in einer Thyrse.[2] Selten kommen sogar rein weibliche Blüten vor, die deutlich kleiner sind.[1] Die blauviolett gefärbten Kronblätter sind etwa 7 bis 15 mm lang und nur ganz selten weißlich gefärbt. Die Kronoberlippe ist mit 3 winzigen Zähnchen, die Unterlippe mit zwei sehr kleinen Zähnchen versehen. In der Blüte befinden sich zudem lange Staubblätter, die einen dornförmigen Zahn aufweisen.

Zur der sehr ähnlichen Großblütigen Braunelle sind folgende Merkmale jedoch verschieden: Das oberste Laubblattpaar befindet sich direkt am Grund des Blütenstandes. Die etwa 7 bis 15 mm lange Krone ist höchstens 2 mal so lang wie der Kelch.

Pharmakologie und Ethnobotanik

Die Pflanze enthält Gerbstoffe (Tannin), Flavonoide, Terpene (1,8-Cineol, Campher), Triterpene (Ursolsäure), Saponine und andere wirksame Bestandteile. Sie wird im asiatischen Raum als traditionelle Heilpflanze bei verschiedenen Beschwerden angewandt. In Europa ist sie weniger bekannt. Eventuelle adstringierende Anwendungen sind durch die enthaltenen Gerbstoffe erklärbar, und die bekannten Terpene wirken natürlich genauso wie in anderen ätherischen Ölen.[3][4][5]

Die in der Kleinen Braunelle enthaltene Rosmarinsäure ist die Ursache für ihre Anwendung in der Kosmetikindustrie, die sie in Präparaten zum Schutz der Haut vor Ultraviolett-Strahlung verarbeitet[6]. Zubereitungen aus der Fruchtähre sind bei Mäusen immunsuppressiv[7]. Andererseits konnte in einer Labor-Studie von 1986 einem Inhaltsstoff der Kleinen Braunelle, dem Polysaccharid Prunellin, eine gewisse Aktivität gegen das HI-Virus belegt werden[8] und in einer anderen Labor-Studie die Wirksamkeit gegen Herpes simplex-Stämme gezeigt werden, die gegen Aciclovir resistent waren[9].

Quellen

  1. a b Düll/Kutzelnick: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, 6. Auflage, Quelle & Meyer Verlag, ISBN 3-494-01397-7
  2. Flora Web [1]
  3. T. Kimura et al. (Hrsg.): International Collation of Traditional and Folk Medicine: Northeast Asia. World Scientific 1996. ISBN 981022589X. S. 147
  4. Eintrag bei Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases
  5. J.K.Crellin: Reference Guide to Medicinal Plants. Duke University Press, 1990. ISBN 0822310198. S. 386
  6. J. Psotova et al.: Photoprotective properties of Prunella vulgaris and rosmarinic acid on human keratinocytes. J Photochem Photobiol B. 84/3/2006. S. 167-74. PMID 16631374
  7. H.X. Sun et al.: In vitro and in vivo immunosuppressive activity of Spica Prunellae ethanol extract on the immune responses in mice. J Ethnopharmacol. 101/1-3/2005. S. 31-6. PMID 15919165
  8. H.D.Tabba: Isolation, purification, and partial characterization of prunellin, an anti-HIV component from aqueous extracts of Prunella vulgaris. Antiviral Res. 11/5-6/1989. S. 263-73. PMID 2802570
  9. L.C. Chiu et al.: A polysaccharide fraction from medicinal herb Prunella vulgaris downregulates the expression of herpes simplex virus antigen in Vero cells. J Ethnopharmacol. 93/1/2004. S. 63-8. PMID 15182906

Weblinks


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