Kleiner Schillerfalter

Kleiner Schillerfalter
Kleiner Schillerfalter
Kleiner Schillerfalter

Kleiner Schillerfalter

Systematik
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Schillerfalter (Apaturinae)
Gattung: Apatura
Art: Kleiner Schillerfalter
Wissenschaftlicher Name
Apatura ilia
(Denis & Schiffermüller, 1775)
Flügelunterseite des Kleinen Schillerfalters
Rote Variation des Kleinen Schillerfalters (A. ilia f. clytie)
Junge Raupe des Kleinen Schillerfalters im Oktober

Der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae). Er wird gelegentlich auch als Espen-Schillerfalter bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Kleine Schillerfalter ähnelt dem Großen Schillerfalter sowie dem in Südosteuropa vorkommenden Apatura metis. Auf der Flügeloberseite haben alle drei Arten schillernde Strukturfarben. Der Kleine Schillerfalter erreicht eine Flügelspannweite von 55 bis 60 Millimetern. Der Größenunterschied zum Großen Schillerfalter ist so gering, dass er allenfalls dann auffällt, wenn die Tiere unmittelbar nebeneinander sitzen. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Färbung und Musterung der Flügelunterseiten. Der weiße Keil auf der Hinterflügelunterseite ist beim Großen Schillerfalter sehr kontrastreich, während er beim Kleinen Schillerfalter nur verschwommen gezeichnet ist. Die gesamte Unterseiten hat beim Großen Schillerfalter eine kräftig kontrastierende kastanienbraun-weiße Färbung, beim Kleinen Schillerfalter ist sie dagegen eher verwaschen mit einer gelbbraunen Tönung. Am Außenrand der Vorderflügel-Oberseite trägt der Kleine Schillerfalter einen großen rötlichen Ring, der dem Großen Schillerfalter fehlt. Während beim Kleinen Schillerfalter die Spitze des Fühlerkolbens mindestens zu einem Viertel gelbbraun gefärbt ist, betrifft dieses beim Großen Schillerfalter allenfalls die äußerste Fühlerspitze. Die Vorderflügel des Kleinen Schillerfalters sind proportional kürzer und laufen weniger spitz zu. Er tritt in zwei Morphen auf: der Rotschillerform f. clytie und der Blauschillerform f. ilia. Eine Rotschillerform gibt es beim Großen Schillerfalter nicht. Beide Arten kommen oft gemeinsam an denselben Standorten vor und sitzen mitunter sehr dicht beieinander wenn sie an Pfützen oder Kot Mineralien aufsaugen.

Ähnliche Arten

Flugzeit

Der Kleine Schillerfalter fliegt in ein bis zwei Generationen von Ende Mai bis Juli und von Juli oder August bis September. In Deutschland wird eine zweite Generation nur unter sehr günstigen klimatischen Bedingungen gebildet.

Lebensraum

Zum Lebensraum des Kleinen Schillerfalters zählen Lichtungen, Schneisen und Ziehwege in Laubwäldern, an deren Rändern die Futterpflanzen wachsen, jedoch auch bewaldete Flusstäler, insbesondere Flussufer mit Vorkommen der Silberweide Salix alba.

Lebensweise

Nach der Paarung legen die Weibchen die Eier auf der Blattoberseite der Futterpflanze ab. Die frisch abgelegten Eier sind gräulich gefärbt und nehmen kurz darauf die Farbe des Espenblattes an.[1] Die Raupen sind durch ihre Tarnfärbung nur sehr schwer zu finden. Bei der Eiablage spielen in jüngster Zeit auch Schwarz-Pappel- und Balsampappel-Hybriden eine Rolle. Nach Ebert handelt es sich bei der Einschätzung, dass der Anbau fremder, schnellwüchsiger Hybridpappeln zu einer Artgefährdung führt, da die Weibchen bei der Eiablage nicht zwischen heimischen oder fremden Arten unterscheiden, die Raupen jedoch nicht in der Lage sind die dickeren und härteren Blätter zu fressen um ein Märchen. "Schwarz-Pappeln und Kanadische Hybridpappeln unterscheiden sich nicht hinsichtlich der mechanischen Beschaffenheit der Blätter. Selbst die Balsampappel-Hybriden, die tatsächlich lederartig dicke Blätter aufweisen, werden nicht nur reichlich belegt, sondern eignen sich, wenigstens bis zu einem gewissen Grad, auch als Raupennahrung".[2]

Zu den Futterpflanzen der Raupen zählen:

Außerhalb Mitteleuropas kommen hinzu:

  • Silberweide (Salix alba)
  • Salix atrocinerea (Nordspanien)

Zur Überwinterung nehmen die Raupen die Graufärbung der Rinde an und verbergen sich in groben Rindenritzen. Weidemann[1] berichtet auch von Überwinterungen an den Zweigspitzen, wobei sich die Raupen an der zweiten oder dritten Knospe anschmiegen. Allerdings ist der Anteil von ausgetrockneten "Knospenüberwinterern" recht hoch.

Die Männchen des Kleine Schillerfalters werden an stark riechenden Substanzen angetroffen. Dazu zählen Exkremente (Hundekot, Pferdekot) oder Aas, aus welchen er die zur Erreichung der Fortpflanzungsfähigkeit benötigten Mineralien saugt. Die Weibchen suchen dagegen nach kohlenhydrathaltiger Nahrung, man kann sie am "Honigtau" von Blattläusen finden oder an überreifen Früchten. Anlocken kann man die Art auch mit einem stark riechendem Käseköder.

Es ist gefährdet durch die Abholzung von Auenwäldern und -gehölzen, der Ausholzung von Pappeln und Weiden an Waldwegen und inneren Waldsäumen, wahrscheinlich mitunter auch der Überpopulationen von raupenfressenden Vögeln (vor allem Meisen).

Verbreitung

Der Kleine Schillerfalter ist verbreitet in Nordportugal (Minho), Nordspanien (Kantabrisches Gebirge, und Provinzen Huesca und Katalonien). Weiterhin von den Pyrenäen bis nach Lettland, auf dem Balkan, in Nordwest-Griechenland. Die Art fehlt im westlichen Norddeutschland, Polen, Fennoskandinavien, Großbritannien und Süditalien. In der vertikalen Verbreitung ist er anzutreffen von 300 bis 1.300 Meter.[3]

  • Rote Liste BRD: 3[4]
  • Rote Liste Baden-Württemberg: 3
  • Rote Liste Sachsen: 3

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X. 
  2. Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1. Tagfalter. 1. Allgemeiner Teil: Systematik, Taxonomie und Nomenklatur, Faunistik und Ökologie, Gefährung und Schutz, Datenverarbeitung; Spezieller Teil: Papilionidae, Pieridae, Nymphalidae. 1. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1991, ISBN 3-8001-3451-9. 
  3. Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7. 
  4. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-896-24110-8

Literatur

  • Ekkehard Friedrich: Die Schillerfalter. Apatura iris, A. ilia, A. metis. In: Die neue Brehm-Bücherei. 2. Auflage. 505, Westarp Wissenschaften, Magdeburg 1996, ISBN 3-89432-841-X. 

Weblinks

 Commons: Kleiner Schillerfalter – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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