- Kloster Rechentshofen
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Zisterzienserinnenkloster Rechentshofen (Marienkron) Lage Deutschland
Baden-WürttembergKoordinaten: 48° 59′ N, 9° 2′ O48.988219.03929Koordinaten: 48° 59′ 18″ N, 9° 2′ 21″ O Patrozinium Maria Gründungsjahr 1230 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1564 Mutterkloster Kloster Maulbronn Das Kloster Rechentshofen (Marienkron) war ein um 1230 an der Stelle einer fränkischen Siedlung gegründetes Nonnenkloster des Zisterzienserordens südöstlich von Hohenhaslach (heute Ortsteil von Sachsenheim im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg). Das Klosterleben endete im Zuge der Reformation in Württemberg 1564. Seit 1648 ist das ehemalige Kloster württembergische Domäne.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Herren von Eselsburg waren Niederadelige, deren Besitz im Wesentlichen die um das wohl zur Zeit der fränkischen Landnahme gegründete Rechentshofen gelegenen Orte Hohenhaslach und Horrheim umfasste. Das Kloster wurde um 1230 von Belrein von Eselsburg und seiner Frau Agnes von Bilversheim gegründet. Der genaue Zeitpunkt der Klostergründung ist unbekannt, steht aber vermutlich im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Zisterzienser-Generalabts Konrad von Urach in Südwestdeutschland von 1224 bis 1226. Außerdem dürfte die Versorgung der Eselsburg-Töchter eine Rolle gespielt haben, da die Tochter Berchtrad des ohne männliche Nachkommen gebliebenen Stifters später Äbtissin des Klosters war. Urkundlich greifbar wird das Kloster in Rechentshofen erstmals am 30. Juli 1241 mit der Weihe des Hauptaltars der Klosterkirche.
Das Kloster war ein Frauenkloster, während der Zisterzienserorden ursprünglich nur Männerklöster errichtet hatte. Es zählte daher zunächst nicht zum Zisterzienserorden, stand jedoch in enger Verbindung zum nahen Kloster Maulbronn und wurde 1267 auch formell in den Orden aufgenommen. Wie alle Zisterzienserklöster war das Kloster der Jungfrau Maria geweiht und trug daher auch den Namen Corona Sanctae Mariae bzw. Marienkron (Mariakron), der sich allerdings landläufig nicht durchgesetzt hat.
Der Klosterbesitz umfasste neben dem eigentlichen Kloster auch den kleinen Ort Rechentshofen mit einigen umliegenden Ländereien, die hauptsächlich aus Stiftungen derer von Eselsburg und deren Nachfolgern, den Grafen von Vaihingen stammten. Das Kloster blieb stets klein und zählte nie mehr als 20 Nonnen. Die Klostergebäude waren anfangs einfache Holzbauten und konnten erst rund 50 Jahre nach der Gründung durch Geldmittel aus einem päpstlichen Ablass von 1288 durch massive Steinbauten ersetzt werden. Die Klosterkirche wurde zur Grablege des Klostergründers Belrein von Eselsberg († um 1252) und dessen Frau, außerdem wurden später auch die Grafen von Vaihingen dort bestattet.
Die Entwicklung des Klosters folgt der allgemeinen Entwicklung des Zisterzienserordens. Im Laufe der Zeit wurden die anfangs strengen Ordensregeln gelockert und ledige Töchter aus Niederadelsfamilien erhielten im Gegenzug für Stiftungen Aufnahme in das Kloster, das dadurch den Charakter eines Damenstifts erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert öffnete man sich auch für Töchter aus höheren Bürgerfamilien. Mit Anna Strölerin aus Ulm gab es damals einmalig auch eine bürgerliche Äbtissin. Die Lockerung der Ordensregeln in Bezug auf Privatbesitz führten dazu, dass zahlreiche Stiftungen an einzelne Ordensfrauen, aber nicht mehr an das Kloster selbst gingen, wodurch es manche Ordensfrauen zu Wohlstand brachten, während das Kloster selbst keinen Aufschwung erfuhr. Die Haupteinnahmen des Klosters stammten aus Pacht und Zinserträgen, außerdem besaß das Kloster auch eine Mühle. Über die Finanzen wachte ein Prokurator des Klosters Maulbronn.
Nach dem Aussterben der Grafen von Vaihingen kam mit deren Besitz 1364 auch das Kloster Rechentshofen an Württemberg. Von württembergischer Seite trachtete man danach, die Macht der Klöster zu schwächen und zog im 15. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit über deren Untertanen und im frühen 16. Jahrhundert die Gerichtshoheit über die Klöster selbst an sich. Außerdem wurden württembergische Hofmeister bestellt, die die Klosterwirtschaft verwalteten.
Im Bauernkrieg wurde das Kloster 1525 durch aufständische Bauern unter dem Anführer Hans Menckler aus Bönnigheim geplündert und niedergebrannt. Wenig später übernahm Württemberg im Zuge der Reformation die vollständige und tiefgreifende Kontrolle über das Kloster: man verbot katholische Zeremonien, gestaltete die Kleiderordnung und Besuchsregelungen neu und behielt sich die Genehmigung von Ein- und Austritten vor etc. Die vielfache Bevormundung und die teils handgreiflich ausgetragenen Glaubensstreitigkeiten innerhalb des Konvents führten dazu, dass das Kloster 1564 ohne offizielle Aufhebung erlosch. Die letzte verbliebene Nonne Magdalena Schenkin von Winterstetten erhielt ein herzogliches Leibgeding und verstarb 1579 in Vaihingen. Von 1583 bis 1588 war das ehemalige Kloster herzogliches Jagdschloss für die Jagd auf dem Stromberg, danach wurde es landwirtschaftlich genutzt.
Während des Dreißigjährigen Krieges kam es ab 1634 kurzzeitig im Zuge der Gegenreformation zum Versuch einer Klosterneugründung, doch wurde das Kloster nach dem Westfälischen Frieden von 1648 endgültig geschlossen und ging vollends in württembergischen Besitz über. Das ehemalige Kloster kam als Domäne an das Hofkameralamt Freudental, das mit den Einnahmen aus der Bewirtschaftung insbesondere Schulen finanzierte. Die Hofmeisterei wurde der Vogtei in Bietigheim unterstellt. Die zum Kloster gehörigen landwirtschaftlichen Flächen wurden in Ober- und Unterhof aufgeteilt, der Unterhof wurde 1798 von einem Bauern erworben. Die von Kleinsachsenheim aus betreute protestantischen Gemeinde in Rechentshofen nutzte die Klosterkirche und den Friedhof noch bis um 1800. Im Jahr 1807 wurde die Klosterkirche geschlossen, später wurde sie zu Wirtschafts- und Wohnzwecken umgebaut.
Bei der Neugliederung Südwestdeutschlands im Zuge der Napoleonischen Kriege um 1800 kam die Domäne vom Kirchen- und Schulvermögen zum Staatsvermögen und 1812 in den Besitz der Hofdomänenkammer. Die Verpachtung des Anwesens erfolgte künftig von der Hofkammer auf Schloss Altshausen aus. Pächter waren von 1844 bis 1874 die Brüder Rauth, seit 1874 haben fünf Generationen der Familie Essich die Domäne gepachtet. Durch die Bodenreformen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg verkleinerte sich die Pachtfläche von einst 254 Hektar auf 180 Hektar. Auf den abgetretenen Flächen entstanden teilweise Aussiedlerhöfe.
Bauten und Anlage
In dem heute überwiegend auf Schweinezucht, Zuckerrüben- und Sonnenblumenanbau sowie Saatvermehrung spezialisierten Hofgut sind noch mehrere auf das einstige Kloster zurückgehende Gebäude erhalten, darunter die nach Brand 1882 in vereinfachter Form wiederaufgebaute ehemalige Klosterkirche sowie der unter dem Wohnhaus liegende große Keller aus der Zeit um 1600.
Erhalten ist auch die unter der Kirche liegenden Krypta, die noch aus der Klosterzeit stammt. Die Decke ist als Kreuzgewölbe ausgebildet. Die Krypta diente einst als begehbare Grabstätte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie durch Einbau einer Ziegelwand und einer Tür zum Luftschutzraum für die auf der Domäne lebenden Bewohner umgebaut. Zusätzlich wurde noch ein Gang zum großen tiefergelegenen Keller gegraben, um bei Verschüttung des Haupteingangs einen Notausgang zu haben.
Literatur
- Werner Palmbach: Das Kloster Rechentshofen in Weinort Hohenhaslach. Geschichte und Geschichten aus 1200 Jahren Dorfleben. Stadt Sachsenheim, 2000
Weblinks
Commons: Kloster Rechentshofen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Zisterzienserinnenabtei Rechentshofen in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg des Landesarchivs Baden-Württemberg
- Aufsatz zur Reform
Kategorien:- Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster in Baden-Württemberg
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