- Kloster Spieskappel
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Das Kloster Spieskappel im Ortsteil Spieskappel der Gemeinde Frielendorf im hessischen Schwalm-Eder-Kreis war eine romanische Klosteranlage, die aus einem Chorherrenstift in Unterkappel und einem Prämonstratenserinnenkloster in Oberkappel bestand. Die Basilika von Oberkappel wird heute als Pfarrkirche St. Johannes der evangelischen Gemeinde Frielendorf-Spieskappel genutzt, während von den übrigen Anlagen wenig erhalten ist. Die spätstaufischen Bauabschnitte der Kirche weisen Beziehungen und Ähnlichkeiten zum Baustil und den Baumeistern des Fritzlarer Doms auf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Chorherrenstift
1143 gründeten Prämonstratenser das Chorherrenstift Kappel in Unterkappel, das Zollfreiheit, Münzrecht und ein eigenes Sendegericht besaß. Die Chorherren stellten in einer der beiden Klostermühlen „Kasselerbraun“ als Farbpigment her. In der Grube Marie im Ringsberg wurde Ocker geschürft, das anschließend aufbereitet und veredelt wurde. Das Stift wurde 1301 beim Brand von Kappel in Mitleidenschaft gezogen, und im Sternerkrieg 1372 geplündert. 1525 wurde das Chorherrenstift in Folge der Reformation aufgehoben. Von der Klosteranlage gibt es heute keine baulichen Nachweise mehr.
In der Nacht vom 28. zum 29. September 1529 übernachtete Martin Luther während seiner Reise zum Marburger Religionsgespräch mit Ulrich Zwingli in den Klostergebäuden von Spieskappel.
Prämonstratenserinnenkloster
In Oberkappel entstand 1145 ein Prämonstratenserinnenkloster. Um 1145 bis 1255 wurde die flach gedeckte romanische Basilika erbaut. Von dieser blieben das Langhaus und das linke Seitenschiff erhalten, während um 1500 das rechte Seitenschiff und die Ostseite abgerissen wurden. Das Kloster wurde 1497 wegen sittlicher Verfallserscheinungen aufgelöst. Die Klostergebäude wurden im 17. Jahrhundert abgerissen. Von ihnen sind nur geringe Reste erhalten geblieben.
Die Kirche
Von 1500 bis 1504 wurde der romanische Westturm der Basilika, der heutigen Dorfkirche St. Johannes („Klosterkirche“), durch einen spätgotischen quadratischen Turm ersetzt. Die Turmhalle mit Sterngewölbe stammt aus dem Jahr 1505. Im Turm befindet sich eine Vorhalle mit einem reich gegliederten Stufenportal. Im Tympanon befinden sich die Brustbilder von Maria, Johannes und Jesus Christus. Im Inneren weisen die Arkaden zum nördlichen Seitenschiff Stützenwechsel auf. Die Säulenkapitelle tragen menschliche Figuren zwischen Blätterranken oder Männer- bzw. Frauenköpfen mit verschlungenen Haaren. Im Osten ist die Kirche flach geschlossen. Die Wand ist von spätgotischen Fenstern durchbrochen. Von 1769 bis 1771 wurde die reich verzierte Rokoko-Orgel von dem Bad Hersfelder Orgelbauer Johannes Schlottmann gebaut. Von der Orgelbühne ist die Michaeliskapelle über der Turmhalle zugänglich. In der Mitte der ehemaligen romanischen Westgiebelwand steht ein spätromanischer Altar mit Baldachin mit zwei seitlichen Altarnischen. Der Raum ist spätgotisch gestaltet. Im Klostergarten steht ein 1509 spätgotisch entstandenes Springbrunnenbecken mit flachem Relief.
Die Glocken
Der Turm beherbergt ein vierstimmes Glockengeläut in der Tonfolge d'-f'-g'-b'. Die drei größten Glocken hängen in einem Holzglockenstuhl, die kleinste in einem separaten Glockenstuhl aus Stahl. In den beiden Weltkriegen sind die Glocken von 1914 und 1922 zu Rüstungszwecken eingeschmolzen worden. Die kleinste Glocke (Nr. 4) wurde anlässlich der 700 jährigen Kirchweihe angeschafft.
Nr. Schlagton Gussjahr Gießer Inschrift/Zier Material 1 d' 1953 A. Junker, Brilon Kommt, es ist alles bereit, höret mein Wort Briloner Sonderbronze 2 f' 1953 A. Junker, Brilon Meine Zeit steht in deinen Händen Briloner Sonderbronze 3 g' 1698 Johann Ulrich, Hersfeld Wappen des Landgrafen Karl von Hessen Bronze 4 b' 1955 Gebr. Bachert, Karlsruhe HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt Bronze Neuzeit
Auf dem Gelände des ehemaligen Chorherrenstiftes in Unterkappel befindet sich heute ein Chemiewerk der Firma Hexion Speciality Chemicals Inc., die 2005 aus der Fusion der Bakelite AG und Borden Chemicals Inc. entstand.
Die Klosterkirche von Oberkappel ist heute evangelische Pfarrkirche. Margot Käßmann, ehemalige Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, war von 1985 bis 1990 Pfarrer in der zugehörigen Gemeinde Frielendorf-Spieskappel.
Die evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt führten 2002 ein Forschungsprojekt zur Entwicklung von Konzepten zur Erhaltung von umweltgeschädigten Tuffsteinen an der ehemaligen Klosterkirche durch. 2004 wurden die Forschungsergebnisse veröffentlicht.
Literatur
- Friedrich Häring, Hans-Joachim Klein: DuMont Kunst-Reiseführer Hessen. DuMont Buchverlag, Köln 1981, 8. Auflage. S. 156
- Eduard Brauns: Wander-und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S. 251-252
- Karl Schmidt: Das Dorf Spieskappel, Frielendorf, 1995
- Tafeln an der evangelischen Pfarrkirche Spieskappel
50.9679.3195Koordinaten: 50° 58′ 1″ N, 9° 19′ 10″ OKategorien:- Kloster (12. Jahrhundert)
- Kloster (13. Jahrhundert)
- Ehemaliges Prämonstratenserkloster in Hessen
- Ehemaliges Prämonstratenserinnenkloster in Hessen
- Doppelkloster
- Romanisches Bauwerk in Hessen
- Frielendorf
- Kirchengebäude im Schwalm-Eder-Kreis
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