Kloster Wendhusen

Kloster Wendhusen
Kanonissenstift Wendhusen
Lage Deutschland
Sachsen-Anhalt
Koordinaten: 51° 45′ N, 11° 3′ O51.75667111.049103Koordinaten: 51° 45′ 24″ N, 11° 2′ 57″ O
Patrozinium St. Marien und Pusinna
Gründungsjahr um 825
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1540
Mutterkloster St. Marien und Pusinna, Herford
Ev. St. Andreas Kirche von 1788 neben dem ehemaligen Klostergelände
Kloster Wendhusen, Wohnturm (ehem. Westbau der Kirche)

Das Kloster Wendhusen, modernisiert auch Wendhausen, in Thale ist das älteste Kloster auf dem Gebiet des heutigen Landes Sachsen-Anhalt. Es ist hier das einzige karolingerzeitliche Bauwerk und das älteste Kanonissenstift im Osten Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster entstand um 825 als Gründung Giselas, der ältesten Tochter des ostfälischen Grafen Hessi, der 782 das Grafenamt von Karl dem Großen erhalten hatte. Diese war als Ehefrau des Grafen Unwan bereits frühzeitig verwitwet und wurde als Erbauerin mehrerer Klöster bekannt, neben Wendhusen auch in Karsbach in Franken. Ihre beiden Töchter Hruothild und Bilihilt wurden die ersten Äbtissinnen der Klöster Karsbach bzw. Wendhusen. Die aus Solazburg stammende und mit den Fundatoren in enger Beziehung stehende Liutbirg erhielt eine Zelle am zu Wendhusen gehörenden Altmichaelstein/Volkmarskeller, in der sie 30 Jahre lebte.

Die Reichsabtei Herford, das älteste und zeitweise bedeutendste sächsische Damenstift, hat auf spätere Stiftungen als Vorbild gedient und auch direkten Einfluss sowohl verfassungsmäßiger als auch personeller und kultureller Art ausgeübt. Nachweisen lässt sich solcher Einfluss in Wendhusen und in Gandersheim. Das Kloster Wendhusen erhielt schon bald nach seiner Gründung Unterstützung aus Herford, vielleicht auch personeller Art. Im fragmentarisch erhaltenen Nekrolog des Klosters aus dem 11. Jahrhundert steht an erster Stelle die Herforder Äbtissin Haduwy. Weiterhin trug das Kloster das nicht eben häufige Patrozinium der hl. Pusinna, der Herforder Stiftspatronin. Pusinnenreliquien gelangten von Herford aus in das Kloster.[1]

Mathilde, die Witwe Heinrich I., versuchte 936 den Konvent nach Quedlinburg zu verlegen. Die vollständige Verlegung misslang jedoch aufgrund des Widerstandes der Stiftsdamen und der Äbtissin Diemot und das Kloster bestand in Abhängigkeit zum Quedlinburger Reichsstift fort.

1180 wurde das Stift in den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich I. und Herzog Heinrich dem Löwen verwüstet, aber gleich danach wieder aufgebaut. Während des Bauernkrieges wurde das Kloster 1525 ausgeraubt, zerstört und niedergebrannt. 1540 wurde es säkularisiert.

Aus den Grundstücken und Gebäuden des ehemaligen Klosters wurde ein Rittergut, das sich bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie des Freiherren Axel von dem Bussche befand.

Im Februar 2007 übernahm die Nordharzer Altertumsgesellschaft e.V. unter dem ehemaligen Blankenburger Bürgermeister, dem Historiker und Archäologen Heinz A. Behrens von der Stadt Thale den Klosterkomplex. Die Gesellschaft betreibt ein Klostermuseum zum Spezialthema "Kanonissenstifte" und ein Zentrum für lebendige Geschichte.

Bauten und Anlage

Der heute in Thale vorhandene große Turm ist der beeindruckende Rest eines Westbaus (Sächsischer Westriegel), der spätestens um 1192/96 an eine ältere Kirche angefügt wurde. Wahrscheinlicher ist aber der Umbau bzw. die Erneuerung nach den Verwüstungen von 1180. Archäologische Grabungen haben 1993/94 die Fundamentzüge der Außenmauern des ehemals anschließenden Kirchenschiffs zutage gebracht, so dass die frühere Meinung einiger Forscher, die den Wendhusenturm als karolingisch-ottonischen Wohnturm angesehen hatten, widerlegt wurde. [2]

Literatur

  • Heinz A. und Birgit Behrens, Kloster Wendhusen (Band 1) – Die erste Adelsstiftung in Ostfalen und das Leben der Klausnerin Liutbirg, Thale 2009, ISBN 978-3-00-029271-2
  • Birgit Behrens, Kloster Wendhusen zu Thale, Faltblatt, Thale 2008.
  • Annett Laube-Rosenpflanzer/Lutz Rosenpflanzer, Kirchen, Klöster, Königshöfe. Vorromanische Architektur zwischen Weser und Elbe, Halle (Saale) 2007, S. 60f.
  • Walther Grosse, Das Kloster Wendhausen, sein Stiftergeschlecht und seine Klausnerin, in: Sachsen und Anhalt 16 (1940), S. 45-76.
  • Martin Kroker, Kaiser, Könige und fromme Frauen. Das Reichsstift Herford in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, in: Olaf Schirmeister (Hg.), Fromme Frauen und Ordensmänner. Klöster und Stifte im heiligen Herford, Bielefeld 2000, S. 77-126.

Quellen

  1. Grosse 1940, S. 57f./Kroker 2000, S. 88f.
  2. Laube-Rosenpflanzer 2007, S. 60f.

Weblinks


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