- Knowledge Organisation System
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Als Begriffssystem (engl. Concept Scheme oder Knowledge Organisation System) lassen sich verschiedene Arten von Systemen aus klar voneinander abgrenzbaren Begriffen (auch Konzepte, Klassen, Objekte, Entitäten, Elemente..) und ihren Bezeichnungen zusammenfassen, die durch Relationen miteinander verbunden sind. Zusätzlich können die Systeme Definitionen, Regeln und andere Beschreibungen enthalten. Ein Begriffssystem kann wiederum selbst als Begriff dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Die Klassifikation von Begriffssystem aufgrund ihrer Struktur
Über die Struktur des Begriffssystems können weitere Regeln existieren, die entweder fest vorgegeben oder selbst Bestandteil des Begriffssystems sind.
Die einfachsten Begriffssysteme sind Begriffspaare (groß-klein, digital-analog, Tier-Mensch...), bei denen zwei Begriffe durch eine Antonymbeziehung miteinander verbunden sind. Die Vielfalt verschiedener Begriffssysteme reicht von einfachen Nachschlagewerken, Lexika und Glossaren über Terminologien, Klassifikationen und Thesauren bis hin zu formalen Schemata, die von einfachen Attributlisten bis zu komplexen Ontologien reichen können.
In der Praxis werden Begriffssysteme oft zur Wissensorganisation und Wissensrepräsentation eingesetzt. Mit wachsendem Einsatz verschiedener Begriffssysteme spielt die Kompatibilität zwischen ihnen eine entscheidende Rolle. Begriffe aus verschiedenen Systemen können aufeinander abgebildet und verbunden werden (→ semantisches Web).
Einteilung von Begriffssystemen
Nach dem Grad ihrer Komplexität lassen sich grob drei Klassen von Begriffssystemen unterscheiden:
- Einfache Begriffslisten
- (ggf. mit sprachlichen Definitionen) Wörterbücher, Glossare, Normdateien, Enzyklopädien...
- Hierarchische Systeme
- Systematiken, Taxonomien, Verzeichnisstrukturen
- Systeme mit definierten Relationen zwischen den Begriffen
- Thesauren, semantische Netzwerke und Ontologien.
Arten von Begriffssystemen in der Praxis
- Wissenschaftliche Begriffssysteme
- (beispielsweise in der Philosophie, Mathematik oder Rechtswissenschaft) existieren oft nur in den Köpfen oder Werken von Personen. Wichtig dabei ist, dass sich die Vorstellungswelt in einzelne Begriffe fassen lässt, die sich klar unterscheiden und definieren lassen. Solange nur recht vage Vorstellungen von einem Gebiet existieren, kann man nicht von einem Begriffssystem sprechen. Werden diese Begriffsysteme versprachlicht, bilden sie eine Terminologie.
- Nachschlagewerke
- enthalten Definitionen, Erklärungen und längere Texte zu einzelnen Begriffen. Manchmal sind die Begriffe zusätzlich systematisch geordnet und enthalten Querverweise untereinander. Zu unterscheiden sind Wörterbücher, die lexikalische Einheiten enthalten und Enzyklopädische Nachschlagewerke, die einzelne Objekte und Themen verzeichnen.
- Glossare
- sind Wortlisten mit kurzen Definitionen. Auch Verweise zwischen verwandten Begriffen sind möglich. Meist treten Glossare als Bestandteile eines Fachtextes auf.
- Terminologien
- umfassen vollständige, normierte Fachsprachen. Sie spielen unter anderem bei der (auch teilautomatischen) Übersetzung eine Rolle. Nicht alle Terminologien sind explizit irgendwo festgehalten. Manchmal werden die Bezeichnungen einer Terminologie nach gewissen Regeln geformt, beispielsweise bei der Benennung chemischer Verbindungen.
- Metadaten und Verzeichnisse
- enthalten Informationen über andere Informationen in geordneter Form und dienen der Erschließung von Dokumenten beispielsweise in Bibliotheken und Content-Management-Systemen.
- Register
- sind geordnete Listen von Stichworten mit Verweisen auf Textstellen (Register in einem Buch) oder kurzen Informationen zu den einzelnen Einträgen (Beispiel Telefonbuch).
- Klassifikationen, Systematiken und Taxonomien
- sind planmäßige Darstellungen von Klassen, Kategorien oder anderen Konzepten, die nach bestimmten Kriterien hierarchisch geordnet sind. Sie werden meist zur Einteilung eines größeren Gebietes in thematisch verwandte Bereiche verwendet.
- Thesauren
- sind in der Dokumentation eingesetzte kontrollierte Vokabulare, deren Begriffe durch einen Satz festgelegter Relationen (Äquivalenz, Hierarchie und Assoziation) miteinander verbunden sind.
- Mind Maps, Konzeptuelle Karten und Semantische Netze
- sind graphische Darstellungen der netzwerkartigen Beziehungen in einem Begriffssystem. In der Informatik werden darunter auch andere Begriffssysteme wie Klassifikationen, Thesauren und Ontologien verstanden.
- Ontologien, Datenbankschemata und formallogische Beschreibungen
- bilden die höchste Formalisierungsstufe eines Begriffssystems. Mit ihnen sind die einzelnen Begriffe und Relationen streng mathematisch definiert, so dass über bestehende Strukturen automatische Schlußfolgerungsverfahren angewandt werden können.
Beispiele für Begriffssysteme
- Der Begriff Familie ist selbst ein Begriffssystem, das aus den Relationen der Verwandtschaftsbeziehungen besteht.
- Alle Axiomensysteme der Mathematik, sind Begriffssysteme, deren Begriffe mit Ausnahme der axiomatischen Begriffe selbst durch Definitionen miteinander verbunden sind. z. B. die geometrischen Begriffe der euklidischen Geometrie wie Winkel, Dreieck, Quadrat, Rechteck, Trapez, usw.
- Die biologischen Arten können sowohl mit evolutionären Verwandtschaftsbeziehungen oder andere Formen von Taxonomiebeziehungen als ein Begriffssystem modelliert werden.
Siehe auch
- SKOS (Simple Knowledge Organisation System)
Literatur
- Jakob Voß: Begriffssysteme. 2. März 2004 (Studienarbeit)
Weblinks
- Birger Hjørland: Knowledge organization systems (KOS)
- NKOS Networked Knowledge Organization Systems and Services (NKOS)
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