- André Lichnerowicz
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André Lichnerowicz (* 21. Januar 1915 in Bourbon l´Archambault; † 11. Dezember 1998 in Paris) war ein französischer Mathematiker und mathematischer Physiker.
Lichnerowicz' Eltern waren beide Lehrer. Sein Vater stammte ursprünglich aus Polen, seine Mutter stammte aus einer Familie von Papierfabrikanten und war Mathematik-Lehrerin. Lichnerowicz studierte an der École Normale Supérieure in Paris, wo er 1936 seinen Abschluss (Aggregation) machte. Er studierte weiter als Mitglied des Centre national de la recherche scientifique (CNRS), und konzentrierte sich dabei auf Differentialgeometrie, die er bei Elie Cartan hörte. 1939 wurde er bei Georges Darmois über ein Thema aus der Allgemeinen Relativitätstheorie promoviert (die Arbeit enthielt u.a. die Lichnerowiczschen Anschlussbedingungen). Er lehrte dann zunächst ab 1941 (als Maître de conférences in Mechanik) an der Universität Straßburg, die nach der deutschen Besetzung nach Clermont-Ferrand verlagert wurde. 1945 bis 1949 war er wieder in Straßburg, dann bis 1952 an der Universität Paris, wo er den Diplomstudiengang mathematische Physik einführte, und von 1952 bis zu seiner Emeritierung 1986 am College de France in Paris auf dem Lehrstuhl für mathematische Physik. 1963 wurde er Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Neben seinem Hauptarbeitsgebiet Differentialgeometrie und Allgemeiner Relativitätstheorie (u.a. Quantenfeldtheorie, Diracgleichung und Spinorfelder in gekrümmten Raumzeiten, elektromagnetische Wellen und Gravitationswellen in der Allgemeinen Relativitätstheorie, relativistische Hydrodynamik und Magnetohydrodynamik) war er auch als einer der Pioniere in der symplektischen Geometrie (wo er mit anderen um 1978 die Deformierungs-Quantisierung einführte) und in der Mathematikpädagogik aktiv: Er organisierte 1956 in Caen und 1960 in Amiens Konferenzen mit dem Ziel einer Hochschulreform und war 1966 bis 1973 Vorsitzender einer Kommission im Kultusministerium zur Mathematikdidaktik („Lichnerowicz-Kommission“ genannt).
Lichnerowicz war der Lehrer einer großen Zahl mathematischer Physiker in Frankreich, wo er insbesondere die differentialgeometrischen Methoden von Elie Cartan „popularisierte“, aber auch parallel mit den Bemühungen von Bourbaki allgemein moderne mathematische Methoden in die französische Lehre einführte (besonders einflussreich war sein Algèbre et analyse linéaires von 1947). Zu seinen Doktoranden zählen Thierry Aubin, Marcel Berger, Yvonne Choquet-Bruhat und Thibault Damour, Moshé Flato.
1954 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Amsterdam (Les groupes d´holonomie et leur application).
Schriften (Auswahl)
- Einführung in die Tensoranalysis. Bibliographisches Institut Mannheim 1966 (englisch: Elements of Tensor Calculus. John Wiley and Sons und Methuen, 1962, französisch: Paris, Colin 1951).
- Relativistic Hydrodynamics and Magnetohydrodynamics – lectures on the existence of solutions. W. A. Benjamin, 1967.
- Lineare Algebra und Analysis. Berlin, VEB Verlag der Wissenschaften 1956, englisch: Linear Algebra and Analysis. Holden Day, 1967. (Übersetzung von Algèbre et analyse linéaires. Masson, Paris 1947).
- Geometry of Groups of Transformations. Leiden: Noordhoff, 1958, 1976, Springer 1977 (französisch Dunod, Paris 1958).
- Global Theory of Connection and Holonomy Groups. Leiden: Noordhoff, 1955, 1976.
- Magnetohydrodynamics: Waves and Shock Waves in Curved Space-Time. Kluwer, Springer 1994, ISBN 0792328051.
- Theories relativistes de la gravitation et de l'electromagnetism: relativite generale et theories unitaires. Paris, Masson 1955.
- mit Alexandre Favre, Henri Guitton, Jean Guitton: Chaos and Determinism. Johns Hopkins University Press, 1995.
- mit Alain Connes, Marco Schutzenberger: Triangle of Thoughts. American Mathematical Society, 2000.
- Propagateurs, Commutateurs et Anti-Commutateurs en relativite general. In: de Witt (Hrsg.): Relativity, groups and topology. Les Houches 1963, New York 1964.
Literatur
- M.Cahen, Lichnerowicz, Moshé Flato (Hrsg): Differential Geometry and Relativity: A Volume in Honour of André Lichnerowicz on his 60th Birthday. Dordrecht, Reidel 1976, ISBN 9027707456.
Weblinks
- Literatur von und über André Lichnerowicz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marcel Berger, Jean-Pierre Bourguignon, Yvonne Choquet-Bruhat, Charles-Michel Marle, André Revuz:André Lichnerowicz (1915-1998). Notices of the AMS 1999.
- Yvette Kosmann-Schwarzbach „André Lichnerowicz“, Notices AMS 2009, runterladbar als pdf Datei
- Lichnerowicz: Propagateurs et commutateurs en relativité générale. Publications Mathématiques de l'IHÉS, 1961.
- Lichnerowicz: Champs spinoriels et propagateurs en relativité générale. Bulletin de la Société Mathématique de France, Bd. 92, 1964, S. 11-100.
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