- Konrad Theodor Preuss
-
Konrad Theodor Preuss (* 2. Juni 1869 in Preußisch-Eylau, heute Bagrationowsk, Russland; † 8. Juni 1938 in Berlin) war deutscher Ethnologe, der während mehrerer Reisen durch Lateinamerika, u.A. drei Monate mit dem Indianerstamm der Uitoto in Kolumbien lebte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Konrad Theodor Preuss als Sohn des evangelischen Kreissekretärs Theodor Preuss und dessen Frau Johanna, geb. Krupinski, geboren. Nach anfänglicher Ausübung des Kaufmannsberufs, begann er 1889 mit seinem Studium an der Universität Königsberg. 1894 schloss Preuss das Studium in Geographie und Geschichte mit einer Arbeit über „Die Begräbnisarten der Amerikaner und Nordostasiaten“ ab und war ab 1895 in Berlin am Museum für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum) tätig.
1905 bis 1907 unternahm er Forschungsreisen nach Mexiko zu den Cora und Huicholes der Sierra Madre Occidental. 1912 habilitierte er sich zum Professor für Ethnologie. Er hielt Vorlesungen über Ethnographie und Archäologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität, Berlin. Während eines Forschungsaufenthaltes in Kolumbien 1913 bis 1919 leitete er 1913/15 archäologische Ausgrabungen in der Nähe von San Augustín, außerdem unternahm er Feldforschungen bei den Uitoto im kolumbianischen Amazonasgebiet (1914) und bei den Kággaba (Kogi) der Sierra Nevada de Santa Marta (1915).
Das 1914 erschiene Buch „Die geistige Kultur der Naturvölker“ (Aus Natur und Geisteswelt 452) gab eine neue Sicht auf die außereuropäischen Kulturen insgesamt und stellte den grundsätzlichen Unterschied von Natur- und Kulturvölkern in Frage: „Tatsächlich enthalten aber jene scheinbar dürftigen Fortschritte bereits die Anwendung fast all der Fähigkeiten des Denkens und Fühlens, die unsere Kultur hervorgebracht hat.“[1]
Ab 1920 leitete Preuss die Nord- und Mittelamerika-Abteilung des Berliner Museums für Völkerkunde. Er war Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, deren Vorsitz er übernehmen sollte. Am Morgen nach seiner Zusage starb er 1938 an einem Herzschlag.[2]
Auszeichnungen
- 1918: Stanislaus-Orden IV. Klasse
- 1928: Mitglied der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften
- 1928: Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Helsinki
- 1928: Mitglied der Academia Nacional de Historia, Quito
- 1929: Ehrenmitglied der Anthropological Society of Washington
- 1930: Ehrenmitglied der Societée des Américanistes de Paris
- 1933: Ehrenprofessur des Museo Nacional de Arqueología, Historía y Etnografía, Mexico
- 1934: Ehrenmitglied der Anthropologischen Gesellschaft Florenz
- 1936: Komtur des Ordens von Boyacá, Kolumbien
Schriften
- Die geistige Kultur der Naturvölker, 1915
- Forschungsreise zu den Kagaba. Beobachtungen, Textaufnahmen und sprachliche Studien bei einem Indianerstamme in Kolumbien, Südamerika. 2 Bände, St-Gabriel-Mödling, Anthropos, 1926-1927
Literatur
- H. Jungbluth, K. Th. Preuß und seine religionsgeschichtlichen Anschauungen, Bonn, 1933.
- Fritz Rudolf Lehmann: Konrad Theodor Preuß (1869–1938). In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 71, 1938, S. 145–150.
- Berthold Riese: Konrad Theodor Preuß, in Christian F. Feest u. Karl-Heinz Kohl (Hrsg.), Hauptwerke der Ethnologie, Kröner, Stuttgart, 2001, S. 366-371.
- Berthold Riese: Preuss, Konrad Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 710 f.
Weblinks
- Literatur von und über Konrad Theodor Preuss im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzporträt Konrad Theodor Preuss auf Miradas Alemanas
Einzelnachweise
- ↑ Die geistige Kultur der Naturvölker, 1915, S. 3
- ↑ Norbert Díaz de Arce: Plagiatsvorwurf und Denunziation. Untersuchungen zur Geschichte der Altamerikanistik in Berlin (1900-1945), Dissertation, Berlin 2005, Kapitel 5
Wikimedia Foundation.