Kontaktwiderstand

Kontaktwiderstand

Der Kontaktwiderstand ist der Widerstand einer elektrischen Kontaktfläche. Er setzt sich aus dem Engewiderstand und dem Fremdschichtwiderstand zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Engewiderstand

Der Engewiderstand entsteht durch die mikroskopische Unebenheit einer Kontaktfläche. Die wirksame Berührungsfläche ist dadurch kleiner und der Stromfluss wird eingeengt. Der Engewiderstand ist abhängig vom spezifischen Widerstand des eingesetzten Materials, den Oberflächenunebenheiten (z.B. entstanden durch Abbrand), sowie der Anzahl der wirksamen Kontaktflächen. Die Größe der Kontaktpunkte ergibt sich aus der Kontaktnormalkraft und der Härte bzw. Festigkeit des Oberflächenwerkstoffes. Für die elektrische Leitfähigkeit (in Siemens) des Kontaktes ergibt die vereinfachte Theorie: \Lambda \approx\frac{3.7}{E^{*} \cdot \rho \cdot l} \cdot F_N

mit effektivem Elastizitätsmodul E^*=\frac{E}{1-\nu^2}, dem Elastizitätsmodul E, Poissonzahl \nu \approx \frac{1}{3} bei metallischen Werkstoffen, ρ dem spezifischen elektrischen Widerstand des Kontaktmaterials, l dem quadratischen Mittelwert der Höhenverteilung (Rauigkeit) und FN der Normalkraft auf den Kontakt.

Wie die Reibungskraft ist auch die Kontaktfläche proportional zur Normalkraft und hängt nicht von der (scheinbaren) Kontaktfläche ab. Die Leitfähigkeit hängt nur von der Höhentopographie der rauen Oberfläche, nicht aber von der detaillierten Oberflächentopographie ab. Sobald die Kontaktlänge die Größenordnung der linearen Abmessung D des Körpers erreicht, steigt die Leitfähigkeit nicht weiter; in Sättigung ist \Lambda_{max} \approx\ D/\rho.

Beispiel: Kontaktwiderstand von 2 ebenen Kupferscheiben mit D=1 mm, die mit der Kraft 2.7 Newton aneinander gepresst werden. Für Kupfer ist (bei Raumtemperatur) \rho\approx1.8\cdot10^{-8}\ \Omega m,\ E^*\approx 5.6\cdot10^{11}\ Pa und damit R=\frac{1}{\Lambda}=0.1 m\Omega. Die Sättigungskraft ergibt sich zu 56 kN.

Fremdschichtwiderstand

Durch Oxidation oder Korrosion entsteht auf der Kontaktoberfläche eine Fremdschicht, die den Widerstand erhöht. Um dies zu vermeiden, werden vor allem bei kleinen zu schaltenden Leistungen (z.B. in Relais oder bei Lautsprecheranschlüssen) Edelmetalle wie Gold, Silber, Palladium oder Platin verwendet. Schalter und Relais können außerdem so konstruiert werden, dass die Kontaktflächen im Schaltmoment kurz aneinander reiben und so die Fremdschicht wieder abgetragen wird. Ein Fremdschichtwiderstand baut sich beim Schalten von hohen Leistungen nur kurz auf, da die Fremdschicht beim Schalten durchschlagen wird. Diesen Effekt nennt man Frittung, die dazu benötigte Spannung Frittspannung.

Um den Kontaktwiderstand bei Klemmkontakten zu verringern, können oder müssen Fremdschichten vor dem Anschluss beseitigt werden. Bekannt dafür ist insbesondere Aluminium, welches auch nach kurzer Lagerung harte isolierende Oxidschichten bildet. Es wird nur bei großen Leiterquerschnitten eingesetzt und zum Kontaktieren freigebürstet und gefettet. Für kleine Querschnitte (Hausinstallation) wird es aus diesem Grund und weiterhin deshalb nicht mehr eingesetzt, weil es sich aufgrund seines Kriechverhaltens in Klemmen lockert und Oxidschichten die Kontaktfläche unterwandern. Es setzt ein sich selbst fördernder Prozess des Kontakt-Versagens ein: ein erhöhter Übergangswiderstand führt aufgrund der Stromwärme zu erhöhter Temperatur und somit zur weiteren Lockerung und Oxidation.

Auswirkungen

Elektrische Kontakte (Klemmen, Relais- und Schalt-Kontakte, Schleifkontakte) müssen unter Berücksichtigung der beiden vorgenannten Effekte konstruiert werden:

  • Vermeidung von Korrosion (Edelmetalle, Fett)
  • großer Kontaktdruck (z.B. Klemmen, Federzug-Klemmen)
  • Gegeneinander-Bewegen (Schleifkontakt, Stufenschalter, Potentiometer)

Die beiden — bei Kontakten lästigen — Effekte werden u. a. beim Kohlemikrofon ausgenutzt, um mechanische Bewegung (Schallwellen) in ein elektrisches Signal zu wandeln. Auch fußbediente Anlasswiderstände an älteren Nähmaschinen nutzten diesen Effekt - sie bestanden aus einem dem Pedaldruck ausgesetzten Stapel aus Graphit-Scheiben.

Beim Fritter ist der Übergangswiderstand dagegen durch den Einfluss von Hochfrequenz amplitudenabhängig und wurde zum Empfang amplitudenmodulierter Funksignale verwendet.

Literatur

  • Ragner Holm: Electrical Contacts Handbook. 3 Auflage. Springer-Verlag, 1958.
  • Valentin L. Popov: Kontaktmechanik und Reibung. Ein Lehr- und Anwendungsbuch von der Nanotribologie bis zur numerischen Simulation. Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-540-88836-9.

Siehe auch

Übergangswiderstand


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kontaktwiderstand — Kontaktwiderstand, s. Widerstand, elektrischer …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kontaktwiderstand — sąlyčio varža statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Elektrinė varža dviejų skirtingų laidininkų sąlyčio vietoje. atitikmenys: angl. contact resistance vok. Kontaktwiderstand, m rus. контактное сопротивление, n; сопротивление …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Kontaktwiderstand — sąlyčio varža statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Sąlyčio įtampos ir srovės stiprio pokyčių dalmuo. atitikmenys: angl. contact resistance vok. Kontaktwiderstand, m rus. контактное сопротивление, n; сопротивление контакта,… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Kontaktwiderstand — sąlyčio varža statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. contact resistance vok. Berührungswiderstand, m; Kontaktwiderstand, m rus. контактное сопротивление, n; сопротивление контакта, n pranc. résistance de contact, f …   Fizikos terminų žodynas

  • Kontaktwiderstand — Kontạktwiderstand,   Übergangswiderstand, der elektrische Widerstand, der an der Berührungsfläche zweier aneinander stoßender metallischer Leiter auftritt. Vom Ausbreitungswiderstand der metallischen Teile selbst abgesehen, ist ein ungehinderter …   Universal-Lexikon

  • Reedschalter — – auch Reed Kontakte – sind im Glasrohr eingeschmolzene Kontaktzungen aus einer Eisen Nickellegierung. Diese hermetisch dichten Schalter werden durch ein Magnetfeld betätigt. Die Bezeichnung „Reed“ stammt aus dem Englischen und bedeutet …   Deutsch Wikipedia

  • Silikonschaltmatte — Schnitt durch eine Taste einer Silikonschaltmatte Eine Silikonschaltmatte ist das zentrale Bauteil in vielen Tastaturen, welches die Haptik, den optischen sowie taktilen Eindruck und über die integrierte Kontaktpille auch das elektrische… …   Deutsch Wikipedia

  • Abfallerregung — Ein Relais [ʁəˈlɛː] (Pl.: Relais [ʁəˈlɛːs]) ist ein durch elektrischen Strom betriebener, meist elektromagnetisch wirkender, fernbetätigter Schalter mit in der Regel zwei Schaltstellungen. Das Relais wird über einen Steuerstromkreis aktiviert und …   Deutsch Wikipedia

  • Bistabiles Relais — Ein Relais [ʁəˈlɛː] (Pl.: Relais [ʁəˈlɛːs]) ist ein durch elektrischen Strom betriebener, meist elektromagnetisch wirkender, fernbetätigter Schalter mit in der Regel zwei Schaltstellungen. Das Relais wird über einen Steuerstromkreis aktiviert und …   Deutsch Wikipedia

  • Elektromagnetische Relais — Ein Relais [ʁəˈlɛː] (Pl.: Relais [ʁəˈlɛːs]) ist ein durch elektrischen Strom betriebener, meist elektromagnetisch wirkender, fernbetätigter Schalter mit in der Regel zwei Schaltstellungen. Das Relais wird über einen Steuerstromkreis aktiviert und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”