- Spezifischer Widerstand
-
Physikalische Größe Name Spezifischer
WiderstandFormelzeichen der Größe ρ Größen- und
Einheiten-
systemEinheit Dimension SI Ω·m M·L3/(I2·T3) Siehe auch: elektrische Leitfähigkeit Der spezifische Widerstand (kurz für spezifischer elektrischer Widerstand oder auch Resistivität) ist eine temperaturabhängige Materialkonstante mit dem Formelzeichen ρ (griech. rho). Er wird vor allem zur Berechnung des elektrischen Widerstands eines homogenen elektrischen Leiters genutzt. Die abgeleitete SI-Einheit ist [ρ]SI = Ω · m (ergibt sich aus der dimensionsbezogenen Kürzung von Ω · mm2/m). Der Kehrwert des spezifischen Widerstands ist die elektrische Leitfähigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Ursache und Temperaturabhängigkeit
Verantwortlich für den spezifischen elektrischen Widerstand in reinen Metallen sind zwei Anteile, die sich gemäß der Matthiessenschen Regel überlagern:
- Stöße der Ladungsträger (hier Elektronen) mit Gitterschwingungen (Phononen); dieser Anteil ist von der Temperatur abhängig, und
- Stöße der Ladungsträger (hier Elektronen) mit Verunreinigungen, Fehlstellen und Gitterbaufehlern; dieser Anteil ist nicht von der Temperatur, sondern von der Konzentration der Gitterfehler abhängig.
Der temperaturabhängige Anteil am spezifischen Widerstand ist bei allen Leitern in einem jeweils begrenzten Temperaturbereich näherungsweise linear:
wobei α der Temperaturkoeffizient, T die Temperatur und T0 eine beliebige Temperatur, z. B. T0 = 293,15 K = 20 °C, bei der der spezifische elektrische Widerstand ρ(T0) bekannt ist (siehe Tabelle unten).
Je nach Vorzeichen des linearen Temperaturkoeffizienten unterscheidet man zwischen Kaltleitern (engl.: positive temperature coefficient of resistance, PTC) und Heißleitern (engl.: negative temperature coefficient of resistance, NTC). Die lineare Temperaturabhängigkeit gilt nur in einem begrenzten Temperaturintervall. Dieses kann bei reinen Metallen vergleichsweise groß sein. Darüber hinaus muss man Korrekturen anbringen (siehe auch: Kondo-Effekt).
Der spezifische elektrische Widerstand von Legierungen ist nur gering von der Temperatur abhängig, hier überwiegt der Anteil der Störstellen. Ausgenutzt wird dies beispielsweise bei Konstantan oder Manganin.
Spezifischer Widerstand als Tensor
Bei den meisten Materialien ist der elektrische Widerstand richtungsunabhängig (isotrop). Für den spezifische Widerstand genügt dann eine einfache skalare Größe, also eine Zahl mit Einheit.
Anisotropie beim elektrischen Widerstand findet man bei Einkristallen (oder Vielkristallen mit Vorzugsrichtung) mit weniger als kubischer Symmetrie. Die meisten Metalle haben kubische Kristallstruktur und sind schon daher isotrop. Zusätzlich hat man oft eine viel-kristalline Form ohne ausgeprägte Vorzugsrichtung (Textur). Ein Beispiel für anisotropen spezifischen Widerstand ist Graphit als Einkristall oder mit Vorzugsrichtung. Der spezifische Widerstand ist dann ein Tensor 2. Stufe, der die Elektrische Feldstärke mit der Stromdichte verknüpft.
Zusammenhang mit dem elektrischen Widerstand
Der elektrische Widerstand eines Leiters mit einer über seine Länge konstanten Querschnittsfläche (Schnitt senkrecht zur Längsachse eines Körpers) beträgt:
wobei R der elektrische Widerstand, ρ der spezifische Widerstand, l die Länge und A die Querschnittsfläche des Leiters ist.
Folglich kann man ρ aus der Messung des Widerstandes eines Leiterstückes bekannter Geometrie bestimmen:
Die Querschnittsfläche A eines runden Leiters (zum Beispiel einem Draht) errechnet sich aus dem Durchmesser d zu:
Die Voraussetzung für die Gültigkeit dieser Formel für den elektrischen Widerstand R ist eine konstante Stromdichteverteilung über den Leiterquerschnitt A, das heißt, an jedem Punkt des Leiterquerschnitts ist die Stromdichte J gleich groß. Nährungsweise ist das gegeben, wenn die Länge des Leiters groß im Vergleich zu den Abmessungen seines Querschnitts ist beziehungsweise der Strom ein Gleichstrom oder niederfrequent ist. Bei hohen Frequenzen führen der Skin-Effekt und bei inhomogenen hochfrequenten Magnetfeldern und Geometrien der Proximity-Effekt zu einer inhomogenen Stromdichteverteilung.
Weitere aus dem spezifischen Widerstand ableitbare Kenngrößen sind
- der Flächenwiderstand (Schichtwiderstand einer Widerstandsschicht); Einheit Ω oder
- der Widerstand pro Länge eines Drahtes oder Kabels; Einheit Ω/m
Einteilung von Materialien
Der spezifische Widerstand eines Materials wird häufig für die Einordnung als Leiter, Halbleiter oder Isolator verwendet. Die Unterscheidung erfolgt anhand des spezifischen Widerstands:
- Leiter: ρ < 10−6 Ωm
- Halbleiter: ρ = 10−6…1010 Ωm
- Isolatoren oder Nichtleiter: ρ > 1010 Ωm
Wichtig ist, dass diese Einteilung keine festen Grenzen hat und daher nur als Richtlinie zu betrachten ist. Hauptgrund dafür ist die Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands, vor allem bei Halbleitern. Eine Einteilung anhand der Lage des Fermi-Niveaus ist hier sinnvoller.
Es gilt: 1 Ω · mm2/m = 10−6 Ω · m
Spezifischer Widerstand ausgewählter Materialien bei 20 °C Material Spezifischer Widerstand
in Ω · mm2/mLinearer Widerstands-
Temperaturkoeffizient
in 1/KAkkusäure 1,5 ⋅ 104 Aluminium [1] 2,65 ⋅ 10−23,9 ∙ 10−3 Aluminiumoxid 1 ⋅ 1018 Bernstein 1 ⋅ 1022 Blei [1] 2,08 ⋅ 10−14,2 ∙ 10−3 Blut 1,6 ⋅ 106 Chromnickel 1,1 1,4 ∙ 10−4 Edelstahl (1.4301, V2A) [2] 7,2 ⋅ 10-1Eisen 1,5 ∙ 10−1 1,0 ⋅ 10−1 bis5,6 ∙ 10−3 Fettgewebe 3,3 ⋅ 107 Germanium 4,6 ⋅ 105 Glas 1 ∙ 1021 1 ⋅ 1016 bisGlimmer 1 ∙ 1018 1 ⋅ 1015 bisGold [1] 2,214 ⋅ 10−23,9 ∙ 10−3 Graphit 8 −2 ∙ 10−4 Gummi (Hartgummi) (Werkstoff) 1 ⋅ 1019 Holz (trocken) 1 ∙ 1016 1 ⋅ 1010 bisKochsalzlösung (10 %) 7,9 ⋅ 104 Kohlenstoff 3,5 ⋅ 101 −2 ∙ 10−4 Konstantan 5 ⋅ 10−1 5 ∙ 10−5 Kupfer (rein) [1][3] 1,678 ⋅ 10−23,9 ∙ 10−3 Kupfersulfatlösung (10 %) 3 ⋅ 105 Meerwasser 5 ⋅ 105 Messing 7 ⋅ 10−2 1,5 ∙ 10−3 Muskelgewebe 2 ⋅ 106 Nichrome (Nickel-Chrom Legierung) 1,5 Nickel [1] 6,93 ⋅ 10−26,7 ⋅ 10−3 Papier 1 ∙ 1017 1 ⋅ 1015 bisPlatin [1] 1,05 ⋅ 10−13,8 ∙ 10−3 Polypropylenfolie 1 ⋅ 1011 Porzellan 1 ⋅ 1018 Quarz-glas 7,5 ⋅ 1023 Quecksilber 9,6 ⋅ 10−1 9 ∙ 10−4 Salzsäure (10 %) 1,5 ⋅ 104 Schwefel 1 ⋅ 1021 Schwefelsäure (10 %) 2,5 ⋅ 104 Silber [1] 1,587 ⋅ 10−23,8 ∙ 10−3 Silizium 2,3 ⋅ 109 Stahl 2 ∙ 10-1 1 ⋅ 10-1 bis5,6 ∙ 10−3 Titan 8 ⋅ 10−1 Wasser (destilliert) 1 ⋅ 1010 Wolfram [1] 5,28 ⋅ 10−24,1 ∙ 10−3 Literatur
Als Standardwerk für tabellarische Daten zum spezifischen (elektrischen) Widerstand empfiehlt sich:
- David R. Lide: CRC Handbook of Chemistry and Physics: A ready-reference book of chemical and physical data. 90. Auflage. CRC Taylor & Francis, Boca Raton Fla. 2009, ISBN 978-1-4200-9084-0.
Weblinks
- Virtuelles Experiment zum Spezifischen Widerstand
- Conductivity and Resistivity Values for Iron & Alloys. Collaboration for NDT Education, März 2002 (PDF-Datei, Tabelle mit spezifischem Widerstand vieler Legierungen).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h David R. Lide: CRC Handbook of Chemistry and Physics: A ready-reference book of chemical and physical data. 90. Auflage. CRC Taylor & Francis, Boca Raton Fla. 2009, ISBN 978-1-4200-9084-0, S. 12-41 bis 12-42.
- ↑ http://www.alleghenyludlum.com/ludlum/Documents/302_305.pdf
- ↑ In vielen Büchern findet sich ein Wert von ≈ 1,78 ∙ 10−2 Ω · mm2/m; dieser Wert bezieht sich meist auf typische Kupferkabel, das heißt, sie sind nicht hochrein.
Kategorien:- Elektrischer Widerstand
- Stoffeigenschaft
- Physikalische Größenart
Wikimedia Foundation.