- Konzentration (Wirtschaft)
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Als Unternehmenskonzentration wird sowohl eine Situation mit einer geringen Anzahl von Teilnehmern auf der Nachfrager- oder Anbieterseite eines Marktes als auch der Prozess der Verringerung der Anzahl von Marktteilnehmern bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Allgemein bezeichnet Konzentration als statistische Größe die Ballung von Merkmalen auf eine begrenzte Zahl von Merkmalsträgern aus der Gesamtheit der Merkmalsträger. Sie ist Ausdruck der Ungleichverteilung der Merkmale auf die Gesamtheit der Merkmalsträger. Zur Darstellung der wirtschaftlichen Konzentration oder Unternehmenskonzentration werden in der Regel Marktanteile oder Umsatzanteile als Merkmal und Unternehmen als Merkmalsträger herangezogen.
Bei dem Begriff "Konzentration" ist zweierlei zu beachten: (1) Dem Begriff "Konzentration" als solchem ist nicht anzusehen, ob und wann er statisch oder dynamisch bzw. komparativ-statisch verwendet wird, d.h. ob er den Zustand der Konzentration, den Konzentrationsgrad zu einem Messzeitpunkt, oder den Prozess zunehmender, abnehmender oder gleichbleibender Konzentration, steigenden, sinkenden oder gleich bleibenden Konzentrationsgrad innerhalb eines Zeitraumes bezeichnet. Der komplexe Konzentrationsprozess als solcher kann nicht quantifiziert werden; er kann nur hilfsweise komparativ-statisch gemessen werden. (2) Bei Konzentration handelt es sich um eine wertneutrale statistische Größe. Um beurteilen zu können, ob oder bis zu welchem Ausmaß Konzentration wirtschaftlich gewünscht oder unerwünscht ist, müssen - etwa im Rahmen der Wettbewerbspolitik - Bewertungskriterien genannt werden.
Unterschieden wird absolute und relative Konzentration. Absolute Konzentration bezeichnet bei ungleicher Verteilung der Marktanteile auf dem relevanten Markt den Marktanteil, den eine absolute Zahl der größten Unternehmen - z.B. die zehn größten - auf sich vereinen. Nimmt ihr Marktanteil zu, spricht man von zunehmender absoluter Konzentration. Relative Konzentration bezeichnet das Ausmaß der Ungleichverteilung der Marktanteile auf Teilmengen von Unternehmen auf dem relevanten Markt. Dazu ist die Gesamtheit der Merkmale und Merkmalsträger mehreren Größenklassen zuzuordnen. "Werden z.B. zehn Umsatzgrößenklassen GK1 bis GK10 gebildet und alle Unternehmen den zutreffenden Größenklassen zugeordnet, dann liegt relative Konzentration vor, wenn für den Quotienten gilt: Unternehmen in GKi in % : Umsatz in GKi in % < 1." (Schenk 1991, S. 409) Ist der Quotient =1 oder >1, liegt keine (relative) Konzentration vor. Der Quotient < 1 sinkt mit zunehmender relativer Konzentration. Vereinen in den unteren Größenklassen Unternehmen (z.B. durch Fusion, Übernahme, Mehrheitsbeteiligung) größere Marktanteile auf sich und nimmt dadurch die Anzahl der Unternehmen ab, hat dies u.U. keine Auswirkung auf die absolute Konzentration der "Größten".
Bei der Konzentration im Handel ist die Besonderheit zu beachten, dass Handelsunternehmen und Verbundgruppen wegen ihrer typischen Sortimentsbildung nicht auf einem "relevanten" Produktmarkt tätig sind. Daher müssen zur Konzentrationsmessung im Handel andere Messgrößen als Produktmarkt-Umsätze herangezogen werden, meistens Branchen-Umsätze; in Frage kommen auch Anzahl der Beschäftigten, Gesamtkapital oder Geschäftsfläche der Handelsunternehmen als Merkmale und Betriebe oder Verkaufsstellen (Arbeitsstätten) als Merkmalsträger.
Um gesamtwirtschaftliche Konzentration als Ergebnis disproportionalen Wachstums der betrachteten Unternehmensgesamtheit, das auf vielerlei Einflüssen - vor allem Struktur- und Konjunkturentwicklung sowie das Verhalten aller Marktparteien - beruht, von betriebswirtschaftlich bewusst vorgenommenen Wachstumsentscheidungen und Unternehmensverbindungen (Unternehmenszusammenschluss, Fusion) deutlicher zu unterscheiden, hat Schenk vorgeschlagen, jene als Unternehmenskonzentration und diese als Unternehmungskonzentration zu kennzeichnen.
Formen der Unternehmenskonzentration
- Horizontale Unternehmenskonzentration findet zwischen Unternehmen auf derselben Produktions- oder Wirtschaftsstufe statt, beispielsweise zwischen mehreren Kohlebergwerken oder als Zusammenschluss von Automobilherstellern oder Handelsunternehmen (Vorteil/Grund: Kosteneinsparung, Stückkostendegression, Nutzung von Synergien)
- Vertikale Unternehmenskonzentration findet zwischen verschiedenen (vor- und nachgelagerten) Produktions- oder Wirtschaftsstufen statt, beispielsweise ein Kohlebergwerk schließt sich mit einem Stahlwerk, das die Kohle bezieht, zusammen.(Zuliefererprinzip, Einsparung von Transaktionskosten) (Vorteil/Grund: Kosteneinsparung bei der Beschaffung, Absatzsicherung)
- Diagonale bzw. anorganische oder laterale Unternehmenskonzentration findet zwischen Unternehmen verschiedener Produktions- oder Wirtschaftsstufen und Branchen statt, wodurch ein Mischkonzern entsteht. (Vorteil/Grund: Verbundeffekt, Risikostreuung)
Entsprechend dem Grad der wirtschaftlichen und rechtlichen Selbstständigkeit unterscheidet man zwischen Konzern und Trust. Bei einem Kartell hingegen liegt keine Kapitalverflechtung vor, somit ist dieser Unternehmenszusammenschluss keine Konzentrationsform, sondern eine Kooperationsform.
Rahmenbedingungen und Kontrolle
Transaktionen, die zu einer verstärkten Unternehmenskonzentration führen können, unterliegen der Fusionskontrolle, um die marktbeherrschende Stellung eines einzelnen Akteurs zu vermeiden.
Mit den Instrumenten der Wettbewerbspolitik kann jedoch nur sehr begrenzt auf die Unternehmenskonzentration Einfluss genommen werden. Da (zunehmende) Konzentration auf disproportionalem internen Wachstum und/oder disproportionalem externen Wachstum und/oder nicht-fusionsbedingtem Ausscheiden aus dem Markt beruht, lässt sie sich kaum mit marktadäquaten Instrumenten kontrollieren und steuern. Das wird besonders augenfällig an der Konzentration im Handel. Im Einzelhandel ist (zunehmende) Konzentration immer Reflex des Verbraucherverhaltens auf Unternehmerentscheidungen. Folglich müsste die Wettbewerbspolitik auf beides unmittelbar Einfluss nehmen. Zum Beispiel müsste die Wettbewerbspolitik in den "Siegeszug der Discounter" und ihren hohen bzw. zunehmenden Konzentrationsgrad schon mit Lebensmittelkarten, Einkaufsquoten oder Einkaufsverboten einerseits, mit Expansionsverbot, Entflechtung oder ähnlich "wirksamen", aber völlig marktinkonformen Maßnahmen andererseits eingreifen!
Literatur
- Hans-Otto Schenk/Hiltrud Tenbrink/Horst Zündorf: Die Konzentration im Handel. Ursachen, Messung, Stand, Entwicklung und Auswirkungen der Konzentration im Handel und konzentrationspolitische Konsequenzen, Berlin 1984, ISBN 978-3-428-05618-7
- Hans-Otto Schenk: Marktwirtschaftslehre des Handels, Wiesbaden 1991, ISBN 3-409-13379-8
Siehe auch
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