Wirtschaft Japans

Wirtschaft Japans

Japan hat eine industrialisierte, freie Marktwirtschaft. Einige Elemente weisen immer noch auf Japans Vergangenheit als gelenkte Volkswirtschaft hin, in den letzten Jahren wurde allerdings zunehmend dereguliert und privatisiert, ein umstrittener Schritt wurde im Oktober 2007 mit der Privatisierung der Japanischen Post vollzogen.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftsdaten

Bruttoinlandsprodukt und Export

Nach Kaufkraftparität steht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Japans an dritter Stelle nach den USA und der Volksrepublik China. Rechnet man die EU als eine Volkswirtschaft, ist Japan vierter. Der Export im Jahr 2005 betrug 594 Milliarden Dollar[1]. Damit liegt Japan auf Platz 4 der exportstärksten Länder hinter Volksrepublik China, Deutschland und den USA.

Produktivität

Die japanische Wirtschaft ist hoch effizient, ihre Stärken liegen besonders im internationalen Handel und der forschungsintensiven Hochtechnologie. Der Agrarsektor hingegen ist trotz hoher Effizienz, wie es auch in der EU und USA ist, stark subventioniert. Auf Grund des hohen Lohnniveaus haben japanische Unternehmen schon in den 70er Jahren begonnen, ihre Produktion auszulagern, besonders die südostasiatischen Länder wie Singapur und Malaysia wurden die verlängerte Werkbank Japans. Die in diesen Ländern geschaffene Infrastruktur hat es aber in den letzten Jahren auch dortigen einheimischen Unternehmen erlaubt, zu ausgewachsenen Konkurrenten für die japanische Industrie heranzuwachsen, etwa Lenovo in China und Samsung in Südkorea.

Arbeitslosigkeit

Nachdem die japanische Wirtschaft über Jahrzehnte nahezu Vollbeschäftigung vorweisen konnte, wurde die Arbeitslosigkeit in den 90er Jahren zu einem gesellschaftlichen Problem. Während die offiziellen Statistiken weiterhin im Vergleich zu anderen Industrieländern niedrige Arbeitslosenzahlen angaben, lag die Dunkelziffer deutlich höher.

Die OECD-standardisierte Arbeitslosenquote (SUR), die nach Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation berechnet wird, betrug im November 2007 4,0% und lag damit unter dem OECD-Schnitt von 5,6%.[2]

Wirtschaftsgeschichte

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie, eine starke „Arbeitermentalität“, die Beherrschung von Hightech, ein großes Augenmerk des Staates auf Ausbildung und ein vergleichsweise geringes Verteidigungsbudget (1 % des Bruttoinlandproduktes) haben Japan geholfen, 1968 die BRD zu überholen und hinter den USA sowie der Sowjetunion die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Über drei Jahrzehnte hinweg hatte Japan durchgehend nur Wirtschaftswachstum zu verzeichnen: ein Durchschnitt von 10 % in den 1960ern, durchschnittlich 5 % in den 1970ern, und 4 % Wirtschaftswachstum in den 1980ern.

Nachkriegsentwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren alle japanischen Großstädte mitsamt ihren Industrieanlagen zerstört, das BIP lag nur noch auf der Hälfte des Vorkriegswerts. Die Arbeitslosigkeit lag bei über 30 Prozent und wurde nur dadurch gemildert, dass viele Arbeiter zurück aufs Land gingen.

Zusätzlich ließ der Supreme Commander for the Allied Powers (SCAP) die gesamte Rüstungsindustrie auf zivile Produktion umstellen oder auflösen. So wurde zum Beispiel der Aufbau der japanischen Automobilindustrie durch ehemalige Luftfahrtingenieure geprägt. Die Zaibatsu, die dominierenden Industriekonglomerate der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden als Unterstützer des japanischen Nationalismus ausgemacht und 1947 aufgelöst. Holdinggesellschaften wurden (bis 1997) verboten. Die ehemals in den Zaibatsu zusammengeschlossenen Unternehmen begannen daraufhin, sich durch Überkreuzbeteiligungen gegen Übernahmen abzusichern und schufen so neue Strukturen, die Keiretsu.

Die japanische Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit war von planwirtschaftlichen Ideen geprägt. Die japanische Regierung setzte in ihrem ersten Fünfjahrplan alle Kräfte auf den Wiederaufbau der Schwerindustrie, und konnte bereits Anfang der fünfziger Jahre das Vorkriegsniveau wieder erreichen. Im 1950 einsetzenden Koreakrieg wurde Japan zum Alliierten und zur Nachschubbasis der Amerikaner, was das Wirtschaftswachstum stützte und Japan 1952 zur Wiedererlangung der Souveränität verhalf.

Die anfänglichen planwirtschaftlichen Tendenzen wurden Mitte der Fünfziger Jahre durch die zunehmende Dominanz der Liberalen und Demokraten, die sich 1955 zur Liberaldemokratischen Partei zusammenschlossen, zurückgedrängt.

Das japanische Wirtschaftswunder

Vom Beginn der 1960er Jahre bis zur ersten Ölkrise 1973 erlebte Japan eine Phase des Hochwachstums, die durch mehrere Faktoren begünstigt wurde. Zum ersten verfolgte die japanische Regierung eine prozyklische Politik und erhöhte noch im Wachstum die Staatsausgaben. Zweitens war der japanische Markt nach innen zwar durch heftige Konkurrenz mehrerer gleichstarker Wettbewerber angeheizt, nach außen hin aber abgeschirmt, was japanischen Unternehmen eine sichere Basis gab. Drittens verstanden es japanische Unternehmen, Schlüsseltechnologien aus dem Ausland zu übernehmen, kontinuierlich zu verbessern (Kaizen) und Schritt für Schritt international Marktanteile zu erobern. Viertens sicherten sich die Unternehmen durch das System der lebenslangen Beschäftigung eine gut ausgebildete und loyale Stammbelegschaft (rund 30% aller Beschäftigten), während gleichzeitig eine große Zahl Kleinunternehmen als Zulieferer fungierte (Duale Struktur) und mit geringen Löhnen die Preise drückte. Die Lohnentwicklung hielt mit der wirtschaftlichen Entwicklung nicht Schritt, was zum Slogan „reiches Japan - arme Japaner“ führte.

Ölkrise und Bubble Economy

Die Ölkrise 1973 sorgte für eine erste Delle in der japanischen Konjunktur. Japan war ohne eigene Ölreserven mehr als jede andere Industrienation vom Öl aus den Golfstaaten abhängig. Die Ölkrise führte zu einem Umdenken, unter anderem wurde nun verstärkt auf Öl aus Südostasien und auf Atomkraft gesetzt. Die zweite Ölkrise überstand Japan nahezu unbeschadet. Insgesamt waren die Siebziger Jahre eine Phase stabilen Wachstums und eine Phase steigender Außenhandelsüberschüsse.

Nach dem Plaza-Abkommen 1985 floss in Erwartung einer Yen-Aufwertung spekulatives Kapital nach Japan und setzte dort eine Spirale in Gang, die so genannte Bubble-Economy: Aktienmarkt und Immobilienpreise zogen an, in Erwartung weiterer Spekulationsgewinne wurden Immobilien beliehen und das Kapital in Aktien investiert. Der Yen-Kurs stieg tatsächlich und verdoppelte sich im Zeitraum von nur etwa einem Jahr. Der reale Wirtschaftsboom wurde durch die Spekulationen überhitzt und eine Spekulationsblase entstand. Japanische Unternehmen hatten nun sehr viel Kapital zur Verfügung, das teilweise zur Akquisition von Unternehmen außerhalb Japans, vor allem in den USA, verwendet wurde.

Zusammenbruch und Deflationsspirale

Preisindizes des Privaten Konsums und des Bruttoinlandsprodukts von Japan, 2000=100, nach Daten von Ameco erstellt. Ab 1993 sind diese Preisindizes rückläufig.

Anfang der Neunziger Jahre platzte dann die Blase. Die Immobilienpreise fielen um drei Viertel, die Aktienmärkte stürzten ab, und Banken saßen auf ihren faulen Krediten („bad loans“), deren Höhe die des Wertes der hinterlegten Grundstücke und Gebäude überstieg. Faktisch waren viele Banken und Unternehmen durch Insolvenz bedroht, diese wurde jedoch oft nicht vollzogen beziehungsweise durch künstliche Überbewertung von Vermögenswerten über Jahre verschleppt.

In den 90ern befand sich Japan in einer Deflationsspirale, wodurch einerseits die Binnennachfrage schwach blieb, andererseits der relativ stabile Yenkurs eine Erholung über den Export verhinderte. Die Zentralbank Japans versuchte vergeblich, durch ihre jahrelange Nullzinspolitik Investitionsanreize zu setzen. Auch die Asienkrise 1997/98 erschwerte eine Gesundung, und einige große Banken und Versicherer gingen Konkurs. Aufgrund der langanhaltenden Wachstumsschwäche der japanischen Wirtschaft in den 90er-Jahren wird in diesem Zusammenhang oft vom „verlorenen Jahrzehnt“ gesprochen.

Politische Reformen und wirtschaftliche Erholung

Zu Beginn des Millenniums erließ die Regierung von Jun’ichirō Koizumi neue Gesetze zur Privatisierung und Deregulierung, die insbesondere den Finanzsektor betrafen. Damit versuchte sie, die noch schwächelnde japanische Wirtschaft anzuregen. Wie schon in früheren (kleineren) konjunkturellen Krisen setzte die Regierung auf umfangreiche staatliche Investitionsprogramme, welche jedoch die Staatsverschuldung weiter erhöhten.

Hinweise auf eine Besserung der Lage gaben der um 2000/2005 einsetzende China-Boom und Fortschritte in der Robotik-Forschung. Ab 1995 gelang es den Banken über einen Zeitraum von gut 15 Jahren eine Vielzahl der faulen Kredite abzuschreiben und durch Fusionen im Bankensektor diesen zu stabilisieren. Seit 2003 weist Japan wieder ein reales Wirtschaftswachstum von über einem Prozent auf (Stand 2009). Der innerasiatische Handel, welcher 55 % des Gesamthandels der Region ausmachte, erreichte damit fast die Größenordnung des EU-Binnenhandels (ca. 65 %).

Wichtiger Stabilitätsanker des Aufschwungs wurde zunehmend der Binnenkonsum. Viele japanische Haushalte sind Nettosparer; insbesondere ältere Konsumenten wurden angesichts der hohen Sparquote und der Überalterung als kaufkräftige Zielgruppe für die Unternehmen von zunehmendem Interesse. Die Wirtschaft hat sich gesund geschrumpft, faule Kredite abgebaut, Lohnkosten der Arbeitsproduktivität angepasst bzw. im Rahmen innerbetrieblicher Abmachungen erfolgsorientierte Lohnbestandteile eingeführt und gleichzeitig in Forschung und Entwicklung investiert. Innovationen wurden auch aufgrund des bestehenden hohen Wettbewerbdrucks schneller als beispielsweise in Deutschland in Produkte umgesetzt. (Stand 2009)

Japanische Unternehmen wurden wieder international wettbewerbsfähig, in vielen Branchen Weltmarktführer und eroberten alte verlorengegangene Positionen zurück. Das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten in die Zukunft, das regelmäßig in den so genannten Tankan-Umfragen abgefragt wird, ist seit langem sektorübergreifend größer geworden. Dazu trägt auch die niedrige Arbeitslosigkeit von 4,4 % bei (Stand 2005).[3]

Der tendenziell immer noch schwächelnde Kreditmarkt belebte sich. Die Ausleihe an Private stabilisierte sich auf niedrigem Niveau und zog leicht an.

Nach dem Ende einer Politik der quantitativen Lockerung und der De-facto-Nullzinspolitik richtete im März 2006 die Bank of Japan (BoJ) wieder zunehmend ihr Augenmerk auf die „üblichen“ zinspolitischen Mittel einer Zentralbank.[4][5] Die Tokioter Börse reagierte entsprechend. Ab 2001 bewirkten die besseren wirtschaftlichen Fundamentaldaten einen Anstieg der Kurse. Der Nikkei-Index blieb aber im Vergleich zu früheren „Bubble-Höchstständen“ auf einem relativ niedrigen Niveau.

Durch den Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahre 2007 kam es in Japan ab 2008 wieder zu stärkeren Einbußen im Export und zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstum. Das bis dato Gewonnene ist innerhalb kurzer Zeit wieder verloren gegangen.

Risiken: Staatsverschuldung und Altersentwicklung

Das Ende der Deflationsspirale löste jedoch nicht das Problem der massiven Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Die Staatsschuld Japans, die 2006 ca. 193 % des BIP ausmachte (Deutschland: ca. 65 %)[1], sowie die Zinslast, die selbst in der derzeitigen Niedrigzinsphase zunehmend größere Teile des Staatshaushaltes beansprucht (2006: 23,5 %), können nur durch steigende Steuereinnahmen ausgeglichen werden. Höhere Steuern sind aber potentiell wachstumshemmend.

Mit dem Ende der Nullzinspolitik stieg auch die Zinsbelastung des Staatshaushalts, der neue Einnahmen gegenübergestellt werden mussten, damit der Staat mittelfristig handlungsfähig bleibt. Diskutiert wurde eine Anhebung der Umsatzsteuer, die im OECD-Vergleich bei sehr niedrigen 5 % liegt.

Die Abhängigkeit der japanischen Wirtschaft von den Entwicklungen der Weltwirtschaft insbesondere den Ungleichgewichten der US-Wirtschaft und den steigenden Energiepreisen birgt Risiken. Eine mögliche Aufwertung des Yen (円高, Endaka) unter die „magische“ Grenze von 100 Yen zum Dollar und die damit verbundene Gefahr eines Exporteinbruchs besteht. Das doppelte Defizit von Handelsbilanz und Staatshaushalten (dreifach, wenn man die Verschuldung der privaten Haushalte hinzurechnet) der Vereinigten Staaten und die Frage, wie lange dieses ohne Korrektur fortgeführt werden kann, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer größeren Korrektur des Dollars nach unten.

Von Ratingagenturen wurden die Wachstumsaussichten Japans aufgrund dieser Risiken zunehmend skeptischer beurteilt. So senkte Standard & Poor's ihre Note für japanische Staatsanleihen im Januar 2011 auf AA- (vorher AAA) und Moody's teilte im Februar 2011 mit, dass die Aussichten für die Beibehaltung der Bonitätsnote Aa2 ungünstig seien.[6][7]

Ab 2006 wird die Bevölkerung Japans Prognosen zufolge schrumpfen. Sie wird schneller schrumpfen und schneller altern, als alle anderen Gesellschaften, die vor ähnlichen Problemen stehen. Zuwanderung wird weitgehend abgelehnt; obwohl sie leicht zunimmt, ist sie größenordnungsmäßig in keiner Weise mit der anderer Industrieländer vergleichbar. Mit der demographischen Entwicklung werden automatisch steigende Ausgaben der sozialen Sicherungssysteme einhergehen. Sie betragen schon heute 15 % des Haushaltes und werden bis 2025 automatisch um weitere 8 % steigen. Als Kompensation hat die Regierung unter anderem eine schrittweise Anhebung des Rentenalters beschlossen.

Struktur der japanischen Wirtschaft

Landwirtschaft, Fischerei

Nur rund 15% der Landfläche Japans ist kultivierbar, das Inland besteht vor allem aus zerklüfteten Bergmassiven. Aufgrund der im internationalen Vergleich hohen Grundstückspreise und Lebenshaltungskosten ist die japanische Landwirtschaft hoch subventioniert und durch Importzölle geschützt. Das Land versorgt sich zu etwa 50% selbst mit Nahrungsmitteln, und es gibt beständige politische Forderungen, diesen Anteil zu erhöhen. Die Umsetzung solcher Pläne ist jedoch mehr als schwierig, da die wenigen landwirtschaftlichen Nutzflächen auch als Bauland benötigt werden. Beim als nationales Prestigeobjekt besonders stark geförderten Reis produziert Japan sogar einen kleinen Überschuss, importiert allerdings große Mengen Weizen, Sorghum und Soja, vor allem aus den USA. Japan importiert auch große Mengen Rind- und Schweinefleisch. Nach BSE-Fällen wurde US-amerikanisches Rindfleisch mit einem Importverbot belegt, was ein zentraler Punkt der japanisch-amerikanischen Handelskonflikte ist.

Nach der Landesöffnung wurde die Fischerei als wichtige Proteinquelle staatlich gefördert. Deshalb wurde Japan gegen Mitte des 20. Jahrhunderts (bis ca. 1985) das Land mit den weltweit höchsten Fangmengen. In diesen Jahren wurde das Inselland, für das die Fischerei traditionell einen höheren Stellenwert hat als z.B. in Deutschland, deshalb international des Raubfangs in den Weltmeeren bezichtigt. Diese Rolle nimmt inzwischen China ein, während Japans Produktion in der Seefischerei - wohl auch aufgrund knapper werdender Fischbestände – stark abfiel. Dennoch gehört das Land bis heute zu den fünf größten Fischfangnationen, was vor allem durch die hohe Produktivität der Küstenfischerei – insbesondere die Aquakultur – und die reichen Fischvorkommen besonders vor der Sanriku-Küste erklärt werden kann. Im Gegensatz zum allgemeinen Bild (Walfang, Raubfischerei etc.) gilt die japanische Küstenfischerei bzw. ihr System des Ressourcenmanagements unter Fachforschern als hochentwickeltes Nutzungssystem, das den lokalen Fischern weitgehende Autonomie zugesteht, wodurch eine nachhaltige Nutzung der Küstengewässer erreicht wird.[8] Im Zuge der Modernisierung aber nahm die Zahl der Beschäftigten im Primären Wirtschaftssektor stark ab, so dass heute nur noch 204.330 (2007) Japaner in der Fischereiproduktion tätig sind (1997= 278.200). Die Binnenfischerei spielt in Japan gesamtwirtschaftlich eine untergeordnete Rolle.

Die immer weiter technologisierte und automatisierte Landwirtschaft ermöglicht Landwirten unter teilweise hohem Kapitaleinsatz immer höhere Erträge. Die Entwicklungen in mit der Landwirtschaft assoziierten Forschungsrichtungen (Zucht / Biogenetik, Gentechnik, Dünger / Chemie, Satellitentechnik, Fahrzeug- und Maschinenbau, Kommunikation) lassen Landwirtschaft zu einem High-Tech-Business werden. Die ständig ausgeweiteten Umweltschutzmaßnahmen geben neben der Ertragsteigerung der Forschung eine neue Richtung. Weniger Umweltverschmutzung, mehr Nachhaltigkeit, und trotzdem höhere Erträge. Die Landwirtschaft wird weiter intensiviert, also ertragreicher und kapitalintensiver. Einhergehend mit dieser Modernisierung fallen zwar Arbeitsplätze im ersten Sektor weg, dafür entstehen neue in Bereichen von Forschung und Entwicklung. Auch der Industriebereich des Umweltschutzes erstarkt. Neben europäischen Unternehmen sind auch viele japanische Unternehmen marktführend und geben vielen Japanern Arbeit. Zwar wird die kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft aufgrund der kulturellen Verflechtung besonders in Japan erhalten bleiben, aber dominierend wird das Agribusiness sein. Die klassische Form eines Bauernhofes wird in der Kulturlandschaft seltener und gewinnt als Tourismusobjekt neue Bedeutung. Diese Entwicklung ist typisch für die Beschäftigtenstrukturen in der Landwirtschaft, denn nur Großbetriebe werden sich primär auf die Erzeugung von Nahrungsmitteln oder nachwachsenden Rohstoffen konzentrieren. Kleinere Höfe werden tendenziell nur noch als Nebenerwerb oder gar ganz als Freizeitangebot geführt. Ein beispielhaftes Zukunftsmodell stellt die Agrarfabrik dar. Hier kann im Zusammenhang mit der weiter zunehmenden Verstädterung, wachsender Bevölkerung und des damit verbundenen Platzmangels unter Einhaltung gewisser Umweltschutzstandards eine Konzentration der modernen Agro-Industrie marktnah realisiert werden.

Bodenschätze, Energie

Ebenfalls nicht autark ist Japan bei der Energieversorgung; es besitzt keine eigenen Ölvorkommen. Nach den Ölkrisen in den siebziger Jahren gab es Bestrebungen, die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren, der Anteil des Öls an der Gesamtenergieversorgung ist seit dem von über 75% auf unter 60% gesunken. Ein Großteil dieses Öls wird allerdings noch immer aus den Staaten des Nahen Ostens importiert. Um russisches Öl zu importieren, wird der Bau einer Pipeline geplant. Ein Hindernis auf politischer Ebene ist dabei der Kurilenkonflikt, allerdings hat der alternative Zielstaat der Pipeline, China, ebenfalls traditionell schlechte Beziehungen zu Russland. Weitere Maßnahmen umfassen den Ausbau von Staudämmen und Atomkraftwerken und die Umstellung von Autos auf Hybridantriebe und Erdgas. Erweiterungspotential besteht in der Nutzung von Geothermie. Diese wurde nach der Ölkrise zu Gunsten von Atomkraftwerk zurückgestellt.

Bei Bodenschätzen kann Japan nur bei Gold, Magnesium, und Silber die eigene Nachfrage befriedigen und ist bei vielen anderen Ressourcen von Importen abhängig, unter anderem bei Eisen, Kohle, Kupfer, Bauxit und vielen Forstprodukten.

Wirtschaftspolitik

Ob Japan tatsächlich eine sogenannte gelenkte Volkswirtschaft ist, wurde von japanischen Wirtschaftswissenschaftlern ab den 1920er Jahren bis in die 1970er Jahre hinein diskutiert. Wirklich zutreffend ist dieser Begriff nur für die Kriegsproduktion in der Zeit des Pazifikkriegs. Danach lässt sich passender von einer engen Verzahnung der großen Wirtschaftskonglomerate (Keiretsu) mit Politikern, vor allem der regierenden LDP, und Ministerialbürokratie, insbesondere dem früheren japanischen Wirtschaftsministerium MITI, sprechen.

Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften

Der wichtigste japanische Wirtschaftsverband ist der Nippon Keidanren, der 2002 durch den Zusammenschluss des alten Dachverbands der Wirtschaftsverbände (Keidanren) mit dem Arbeitgeberverband Nikkeiren entstand. Die japanische Industrie- und Handelskammer (kurz: Nisshō) vertritt vor allem die Interessen kleinerer und mittlerer Unternehmen. Ein weiteres wichtiges Sprachrohr der Wirtschaft ist der Jungunternehmerverband Keizai Dōyūkai. Zusammen werden die drei Verbände auch als „die drei Wirtschaftsverbände“ (経済三団体) bezeichnet. Für die Interessen der Landwirte setzt sich der „Verband der Landwirtschaftlichen Kooperativen“ (Nōgyō Kyōdō Kumiai, kurz: Nōkyō) ein, der durch die als JA Group zusammengefassten genossenschaftlichen Betriebe zugleich ein Großkonzern weit jenseits der Landwirtschaft ist, unter anderem im Versicherungs-, Einzelhandels- und Immobiliensektor. Die Nōkyō vertritt oft protektionistische Positionen zum Schutz der kostenintensiven japanischen Agrarbetriebe.

Die Gewerkschaftslandschaft in Japan ist in drei Ebenen strukturiert: Die vorherrschende Gewerkschaftsform ist die Unternehmensgewerkschaft; daneben gibt es teilweise lokale und regionale Gewerkschaften. Tarifverhandlungen finden meist auf Unternehmensebene statt, auch wenn in der „Frühjahrsoffensive“ (Shuntō) landesweite Kampagnen verkündet werden. Mehrere Gewerkschaften eines Sektors schließen sich zu Branchenverbänden zusammen. Auf der nationalen Ebene existieren drei Dachverbände: Der größte, Rengō, entstand bis 1990 durch den Zusammenschluss der großen politischen Richtungsgewerkschaften Sōhyō (mit Verbindungen zur Sozialistischen Partei Japans) und Dōmei (orientiert an der Demokratisch-Sozialistischen Partei) und zwei weiteren Verbänden. Der zweitgrößte Dachverband ist der Zenrōren, der sich an die Kommunistische Partei Japans anlehnt. Der kleinste ist Zenrōkyō, der früher den linken Flügel der Sozialistischen Partei unterstützte. Gewerkschaftsorganisationen wie Rengō sind in Bezug auf Tarifverhandlungen jedoch nicht mit deutschen Organisationen in diesem Bereich zu vergleichen; es sind nur lose Dachorganisationen, die Ziele für Verhandlungen ausgeben, aber nicht direkt verhandeln. Diese mehrfache Fragmentierung der Gewerkschaften, der sinkende Organisationsgrad, die Beschäftigungsstruktur („lebenslang Beschäftigte“, Subkontraktarbeiter, Leih- und Zeitarbeiter) und die größtenteils konsensorientierte Verhandlungsführung tragen dazu bei, dass die Streikrate vor allem seit Ende der 1980er Jahre niedrig ist und im Konfliktfall die Durchsetzungskraft der Gewerkschaften gegenüber den Arbeitgebern gering ist. Einige große Einzelgewerkschaften – besonders aus dem in hohem Maße gewerkschaftlich organisierten öffentlichen Dienst, z.B. die Lehrergewerkschaft Nikkyōsō oder historisch die Staatsbahn-Gewerkschaft – sind durch ihre Stellungnahmen zu politischen Fragen oder eine hohe Streikneigung jedoch häufig Konfrontationen mit der Regierung eingegangen.

Statistiken

Vermögen pro Kopf 205.675 Euro, damit das größte der Welt (2005)

BIP - Zusammensetzung nach Sektor:
Landwirtschaft: 1,3 %
Industrie: 25,4 %
Dienstleistungen: 73,3 % (2010 geschätzt)

Investitionen (bereinigtes Brutto):

  • 23,9 % des BIP (2003)

Haushaltseinkommen oder Konsum nach Prozentanteilen:

  • auf die einkommensschwächsten 10% der Bevölkerung erzielen 4,8 % des Gesamteinkommens, die einkommensstärksten 10% der Bevölkerung erzielen hingegen 21,7 % aller Einkommen (1993)

Inflationsrate (Konsumgüter): -0,3 % (2003 geschätzt) -0,5 % (2004)

Arbeitsbevölkerung: 66,66 Mill. (2003)

Arbeitsbevölkerung - nach Sektoren:
Landwirtschaft: 1,1 %,
Industrie: 23 %,
Dienstleistung: 75,9 % (2010 geschätzt)

Arbeitslosenquote: 5,1 % (2010 geschätzt)

Budget:
Einnahmen: 1,327 Billionen USD
Ausgaben: 1,646 Billionen USD (2003 est.)

Haushaltsdefizit in Prozent des BIP: -6,2 % (2006 geschätzt)

Staatsverschuldung: 177,8 % des BIP (2006 geschätzt)

Landwirtschaft - Produkte: Reis, Zuckerrüben, Gemüse, Obst, Fisch, Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Milchprodukte, Eier

Wirtschaftswachstum: -1,2 % (2008 geschätzt) -5,7 % (2009 geschätzt) 3,9 % (2010 geschätzt)

Elektrizität - Produktion: 1037 TWh (2001)

Elektrizität - Produktion nach Quelle:
Fossile Energien: 56,68 %
Atomenergie: 31,93 %
Wasserkraft: 8,99 %
Sonstige: 2,4 % (1998)

Elektrizität - Verbrauch: 964,2 TWh (2001)

Elektrizität - Export / Import: findet nicht statt.

Elektrizität - Standards: 100 Volt mit 50 Hz nördlich des Flusses Oi (in Shizuoka); 60 Hz südlich

Handelsüberschuss: 135,9 Milliarden USD (2003)

Exporte: 447,1 Milliarden USD f.o.b. (2003 geschätzt)

Exportgüter: Kraftfahrzeuge, Halbleiter, Bürogeräte, Chemische Produkte

Exporte - Partner: USA 24,8 %, China 12,1 %, Südkorea 7,3 %, Taiwan 6,6 %, Hong Kong 6,3 % (2003)

Importe: 346,6 Milliarden USD f.o.b. (2003 geschätzt)

Importgüter: Maschinen und Ausrüstung, Kraftstoffe, Nahrungsmittel, Chemikalien, Textilien, Rohstoffe (2001)

Importe - Partner: China 19,7 %, USA 15,6 %, Südkorea 4,7 %, Indonesien 4,3 % (2003)

Gold und Devisenreserven: 664,6 Mrd. USD (2003)

Auslandsschulden: geringfügig

Entwicklungshilfe - Geberland: ODA, 7 Mrd. USD (Fiskaljahr 03/04)

Währung: Yen (JPY), zu 100 Sen/1000 Rin (seit 1954 aus dem Umlauf genommen und nur noch von rechnerischer Bedeutung)

Inflationsrate: +0,5 % (Januar 2006)

Fiskaljahr: 1. April31. März

Literatur

  • Hans-Heinrich Bass, Toshihiko Hozumi und Uwe Staroske (Editors): Labor Markets and Labor Market Policies between Globalization and World Economic Crisis. Japan and Germany. Rainer Hampp Verlag München und Mering, 2010. ISBN 978-3-86618-479-4
  • Hans-Heinrich Bass: Arbeitsmärkte und Arbeitsmarktpolitik in Deutschland und Japan zwischen Globalisierung und globaler Krise, in: Berliner Debatte Initial, 20 Jg., 2009, Heft 3, S. 88-103.
  • David Flath: The Japanese Economy. Oxford University Press, 2. Auflage 2005. ISBN 0-19-927861-X
  • Deutsches Institut für Japanstudien (Hrsg.): Die Wirtschaft Japans: Strukturen zwischen Kontinuität und Wandel. Springer, Berlin u.a. 1997. ISBN 354063536X
  • Paul Kevenhörster, Werner Pascha, Karen Shire: Japan: Wirtschaft - Gesellschaft - Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Auflage 2010. ISBN 3-531-15238-6

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Wirtschaft Japans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b OECD Statistik Portal Japan
  2. OECD, 9. November 2007: OECD Standardised Unemployment Rate remains stable at 5.6% in September 2007
  3. [1]
  4. Toshirō Mutō, Vizegouverneur der Bank of Japan, 26. September 2003: Battle against Deflation (Rede vor der Japan Society, New York)
  5. Kazumasa Iwata, Vizegouverneur der Bank of Japan, 8. Juni 2006: The Conduct of Monetary Policy under the New Framework (Rede in Akita)
  6. Konjunkturaussichten negativ eingestuft – Ratingagenturen sehen Japans Zukunft skeptischer. tagesschau.de, 22. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011.
  7. Announcement: Moody's changes Japan's Aa2 government rating outlook to negative. Moody's, 22. Februar 2011, abgerufen am 22. Februar 2011 (englisch).
  8. Johannes Harumi Wilhelm (2001): Ressourcenmanagement in der japanischen Küstenfischerei. Magisterarbeit: Universität Bonn. [2]

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