Kopfgeldjäger

Kopfgeldjäger

Ein Kopfgeldjäger ist eine Privatperson, die eine andere Person legal jagt, um eine Belohnung (das Kopfgeld) für das Auffinden zu bekommen. In den USA bezeichnet man heutzutage mit bounty hunter normalerweise jemanden, der einen Kautionsflüchtigen sucht. Da dieser Begriff negativ mit dem Wilden Westen in Verbindung gebracht werden kann, gibt es in den USA andere Berufsbezeichnungen wie zum Beispiel Bail Enforcement Agent oder Fugitive Recovery Agent. Es handelt sich nicht um einen Ausbildungsberuf. Außer in den USA ist Kopfgeldjagd sonst nur noch auf den Philippinen legal zulässig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der ursprünglichen Bezeichnung war ein Kopfgeldjäger eine Person, die zu gewerblichen Zwecken gesuchte Personen aufspürte und der Justiz auslieferte. Für die Auslieferung dieser Personen kassierte er eine Prämie, das sogenannte Kopfgeld.

Das Kopfgeld wurde meist von Privatpersonen zur Ergreifung von Mördern (z. B. eines Familienangehörigen) ausgesetzt. Oft wurden auch von Polizeiorganen Kopfgelder ausgesetzt, vor allem in Regionen, die aufgrund ihrer Weiten oder Unübersichtlichkeit nicht die Möglichkeit einer vollständigen Überwachung gaben.

Schon im Mittelalter wurden Belohnungen ausgesetzt, hier aber meist für den Hinweis auf den Aufenthaltsort des Gesuchten. Man baute damals auf die Armut der Bevölkerung und hoffte, dass diese aufgrund der Belohnung Hinweise zur Ergreifung der gesuchten Person gab.

Am bekanntesten jedoch ist das Kopfgeld aus den Wild-West-Filmen, welches aber in der dort gezeigten Form eher als unrealistisch einzustufen ist. Wahr ist aber, dass vor allem geschädigte Unternehmen, wie z. B. Eisenbahngesellschaften oder Postkutschenlinien, Belohnungen für die Ergreifung von Räubern aussetzten. Ein berühmter Gesuchter war z. B. Jesse James, auf den eine hohe Belohnung ausgesetzt war.

Meistens waren aber die Personen, welche die Prämien kassierten, nicht professionelle Kopfgeldjäger, sondern Leute, denen der Zufall half – vergleiche hierzu Bob Ford, der einst Jesse James erschoss und das Kopfgeld (wenn auch nicht in voller Höhe) kassierte.

Ein Kopfgeldjäger ist aber nicht mit einem Vigilanten zu vergleichen. Vigilanten nehmen die Justiz selber in die Hand, verfolgen, stellen und richten die vermeintlichen Straftäter.

In früheren Zeiten blieb häufig offen, ob die gejagte Person tot oder lebendig abgegeben werden musste. Wurde die gejagte Person getötet, so war oft nur ein Körperteil oder eine Requisite als Beweis notwendig.

Heutzutage ist der Begriff Kopfgeldjäger (Bounty Hunter) für Kautionsjäger üblich. In Deutschland gibt es Kopfgeldjäger in diesem Sinne nicht; sie hätten auch - anders als in den USA - keine Sonderrechte gegenüber anderen Bürgern.

Kopfgeldjäger heute

Kautionssystem

Die Existenz von Kopfgeldjägern in den USA ist nicht ohne das dortige Kautionssystem zu verstehen. In den USA kann ein Angeklagter eine Kaution bezahlen, wenn er die Zeit bis zur Verhandlung nicht im Gefängnis verbringen möchte. Die Kaution kann er sich von einem privaten Kautionsbüro leihen, das dafür eine Gebühr nimmt (es gibt allerdings manche Bundesstaaten, die solche Büros nicht zulassen).

Wenn der Angeklagte aber nicht zur Verhandlung erscheint, muss das Kautionsbüro um die vorgestreckte Kaution fürchten. Daher bemüht der Kautionsagent (Bail Bondsman) sich, den Flüchtigen selbst oder durch einen Kopfgeldjäger zu fangen. Die Rechte der Kopfgeldjäger gehen auf ein Urteil des US Supreme Court (Taylor vs. Taintor) aus dem Jahre 1872 zurück.

Von staatlicher Seite wird der Flüchtige nur zur Fahndung ausgeschrieben, ohne dass weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Die meisten Flüchtigen werden innerhalb von ein oder zwei Jahren bei Routineverkehrskontrollen entdeckt und verhaftet. Wenn die Frist dann noch nicht verstrichen ist, wird die Kaution zurückerstattet.

Rechte und Leistungen des Kopfgeldjägers

Ein Kopfgeldjäger unterscheidet sich von Privatpersonen dadurch, dass er gewisse Sonderrechte hat (abgeleitet von den Kautionsbüros). Er darf einen Flüchtigen auch in andere Bundesstaaten verfolgen, was beispielsweise ein normaler Polizist nicht dürfte. Allenfalls bei Bundesvergehen könnte die Bundespolizei (FBI) einen Flüchtigen USA-weit verfolgen. Der Kopfgeldjäger darf eine flüchtige Person jedoch nur in den USA jagen, nicht im Ausland. So könnte er etwa wegen Entführung oder Verschleppung belangt werden, wenn er in Mexiko oder Kanada aktiv würde. Einige Länder erkennen aber von Kopfgeldjägern vorgelegte Haftbefehle an und liefern Flüchtige an die USA aus.

Dem Kopfgeldjäger ist es per Gesetz erlaubt, sich als eine andere Person auszugeben, um durch Täuschung an Informationen über den Aufenthaltsort des Flüchtigen zu gelangen. Der Kopfgeldjäger darf in vielen Bundesstaaten sogar ein Gebäude, notfalls mit Gewalt, betreten, um den Flüchtigen festzunehmen. Er muss sich aber sicher sein, dass sich der Gesuchte im Gebäude aufhält. Für Eigentumsschäden während der Verhaftung haftet der Kopfgeldjäger persönlich.

Die Gesetze der verschiedenen US-Bundesstaaten unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der Rechte und Pflichten eines Kopfgeldjägers. In einigen Bundesstaaten gibt es bis auf die Anforderungen des beauftragenden Kautionsagenten keinerlei Ausbildungs- oder Lizenzeinschränkungen. In manchen Bundesstaaten muss sich der Kopfgeldjäger vor der Durchführung einer Festnahme gerichtlich registrieren lassen, um vor einer Anklage wegen Entführung geschützt zu sein. Auch gibt es Unterschiede bei der äußerlichen Kennzeichnung: Einige Bundesstaaten verlangen, dass Kopfgeldjäger Dienstmarken und Aufnäher tragen, die sie als solche ausweisen, andere Bundesstaaten verbieten diese, um Verwechslungen mit Polizeibeamten zu vermeiden. Manche Bundesstaaten schränken die Kopfgeldjagd erheblich ein oder verbieten sie ganz.

Der Kopfgeldjäger liefert den Flüchtigen an die Polizei aus - vorzugsweise an die zuständige Polizei des Gerichtsortes. Zu diesem Zweck haben viele Kautionsagenten und Kopfgeldjäger den Haftbefehl bei sich, sodass ein Erscheinen bei der Polizei am Verhaftungsort entfallen kann.

Übertragene Bedeutung

Heute wird der Begriff im Deutschen manchmal verwendet, um jemanden zu beschreiben, der Angestellte für einen Betrieb sucht und diese, wenn nötig, von anderen Betrieben abwirbt. In den USA hat sich die Variante headhunter (statt bounty hunter) eingebürgert. Deren wortwörtliche Übersetzung Kopfjäger trifft den Sachverhalt sogar besser als der hier besprochene Kopfgeldjäger, da ja tatsächlich ein "heller Kopf" gesucht wird.

Populärkultur

Die Tätigkeit des Kopfgeldjägers war mehrfach Vorlage für eine Dramatisierung. Im Italo-Western Für ein paar Dollar mehr wurden zum Beispiel von Clint Eastwood und Lee van Cleef rivalisierende Kopfgeldjäger gespielt. Im gleichen Umfeld ist der Comic „Der Kopfgeldjäger“ aus der Reihe Lucky Luke anzusiedeln, der den Beruf allerdings parodiert.

Einem internationalen Publikum wurde die Tätigkeit moderner amerikanischer Kopfgeldjäger auch durch die Fernsehserie Ein Colt für alle Fälle bekannt, die von 1981 bis 1986 gedreht wurde. Darin stellt Lee Majors den Hollywood-Stuntman Colt Seavers dar, der nebenberuflich als Kopfgeldjäger unterwegs ist. Mit Dog – Der Kopfgeldjäger, einer Reality-Dokumentation über den Kopfgeldjäger Duane „Dog“ Chapman, gibt es eine weitere Fernsehserie.

Der Film Domino beschreibt das Leben der bekannten Kopfgeldjägerin Domino Harvey (1969–2005).

In Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht spielt Robert De Niro einen Kopfgeldjäger, der im Auftrag eines Kautionsbüros einen Buchhalter von New York nach Los Angeles bringen soll, da dieser einem einflussreichen Mafiaboss 15.000.000 Dollar gestohlen hat.

In Janet Evanovichs Krimireihe wird das chaotische Leben der Kopfgeldjägerin Stephanie Plum behandelt.

Ein weiterer bekannter Kopfgeldjäger der Filmgeschichte ist Jango Fett und sein Sohn Boba Fett, der in verschiedenen Filmen der Star-Wars-Reihe auftaucht. Große Popularität unter Fans der Reihe genießt inzwischen auch der in der Serie The Clone Wars eingeführte Kopfgeldjäger Cad Bane, der seinerseits Ähnlichkeiten mit der von van Cleef verkörperten Rolle des Sabata aufweist.

Bekannt ist zudem die US-Serie Renegade – Gnadenlose Jagd um den Kopfgeldjäger Reno Raines.

In der Simpsons-Folge Kuchen, Kopfgeld und Kautionen arbeiten Homer Simpson und Ned Flanders als Kopfgeldjäger.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Kopfgeldjäger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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