Kossenblatt

Kossenblatt
Schloss Kossenblatt (Lithografie von Theodor Albert (1870), herausgegeben von Alexander Duncker)

Das Schloss Kossenblatt war ein königlich-preußisches Residenzschloss. Es befindet sich im Dorf Kossenblatt, Gemeinde Tauche bei Beeskow im Landkreis Oder-Spree.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1581 erwarb der brandenburgische Oberkammerherr Georg von Oppen das alte Herrenhaus im Dorf Kossenblatt, dessen Name sich vom slawischen Cossinbloth herleitet und Krummensumpf bedeutet. Das alte Herrenhaus, von dem nur das Kellergewölbe als Teil des Amtshauses die Zeit überstand, verblieb über drei Generationen im Besitz derer von Oppen.

1699 erwarb Generalfeldmarschall Hans Albrecht von Barfus das bescheidene, auf einer Insel in der Spree gelegene Anwesen für eine Summe von 32.000 Talern und 100 Dukaten. Barfus wollte das kleine Herrenhaus einem größeren Umbau unterziehen. 1702 begann der niederländische Baumeister Van Spieren mit den Arbeiten. Wegen des ungünstigen Untergrundes am Flusslauf musste das Fundament mit Baumstämmen verstärkt werden, was die Bauzeit bis 1712 hinzog. Bereits am 27. Dezember 1704 verstarb der Auftraggeber von Barfus, sodass er sein Schloss nie bewohnen konnte. Barfus wurde an der Kossenblatter Dorfkirche beigesetzt.

Seine Witwe, Eleonore von Barfus, geborene Gräfin von Dönhoff, ließ den Bau schließlich vollenden. Der Legende nach soll sie kurz vor ihrem Tode die Anweisung gegeben haben, das gesamte Barfus'sche Schlossinventar zu Ungunsten ihres Sohnes zu verbrennen.

1735 kam König Friedrich Wilhelm I. von einer Jagd auf Schloss Königs Wusterhausen nach Kossenblatt. Dort zeigte er sich vom Schloss-Neubau angetan und forderte den Erben auf, ihm dieses zu verkaufen. Graf Barfus lehnte die Nachfrage des Königs ab und forderte den überhöhten Betrag von 180.000 Talern, in der Annahme, dieser würde niemals bezahlt werden. Friedrich Wilhelm I. forderte die Einholung eines Wertgutachtens, das einen Wert von 125.000 Talern als gegeben ansah. Für diesen Preis veräußerte Graf Barfus, der dem König diesen Wunsch nicht ausschlagen konnte, Schloss Kossenblatt. Der König schlug dieses seiner Herrschaft Königs Wusterhausen zu und übergab Kossenblatt seinem Sohn August Wilhelm als Sommerresidenz.

Wahrscheinlich residierte Prinz August Wilhelm aber nie dort, da er das Schloss Oranienburg deutlich bevorzugte. Dennoch ließ die Hofverwaltung am großen Frontbalkon von Schloss Kossenblatt den geschwungenen Namenszug A. W. anbringen. König Friedrich Wilhelm I. selbst weilte in seinen letzten Lebensjahren aber viele Monate auf Kossenblatt, um sich dort von seinem Gicht-Leiden zu kurieren. Im Schloss befasste er sich mit Malerei und schuf unter Schmerzen selbst viele Werke. Zudem stand er in regem Austausch mit dem Pfarrer der Dorfkirche.

Das Schloss blieb bis 1945 im Besitz des Hauses Hohenzollern, wurde aber nach 1800 als altmodisch angesehen und selten von Mitgliedern des Königshauses bewohnt.

Schloss Kossenblatt überstand die beiden Weltkriege nahezu unbeschadet. Das Inventar war bereits vor dem Ersten Weltkrieg in die Räumlichkeiten von Schloss Königs Wusterhausen verbracht worden. Nach der Wiedervereinigung wurde in den Räumen des Schlosses ein Betrieb zur Herstellung von Mikrofilm-Aufnahmen eingerichtet, nachdem dieses 1996 restauriert worden war. Schloss Kossenblatt ist nach Voranmeldung zu besichtigen.

Architektur

Äußeres Erscheinungsbild

Schloss Kossenblatt (1903)

Schloss Kossenblatt ist eine barocke Dreiflügelanlage. Die feine Rustizierung der Fassade verleiht dem Bau ein schlicht-vornehmes Aussehen. Die langen Seitenflügel begrenzen einen schmaleren Schlosshof. In diesem führt eine hufeisenförmige Doppelrampe zum Eingangsportal. Auf dem Gelände der Schlossinsel in der Spree befand sich ein barocker Lustgarten.

Innenausstattung

Nach Theodor Fontane, der Kossenblatt in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieb, war der Eindruck, den das Schloss in seinem Innern macht, der des Stattlichen, aber zugleich der höchsten Trübseligkeit.

Es ist ein imposantes Nichts, eine würdevolle Leere – die Dimensionen eines Schlosses und die Nüchternheit einer Kaserne.Aber erst in den Zimmern der Beletage erreicht die Trübseligkeit ihren höchsten Grad. Hechtgrau gestrichene Türen tragen allerhand Inschriften in gelber Ölfarbe, und den Korridor des linken Flügels hinunterschreitend, lesen wir nach der Analogie von Kasernenstube Nr. 3 oder 4: »Ihro Hoheit Kronprinzessin«, »Ihre Hoheiten Prinzessin Ulrike und Amalie«, »Ihre Königlichen Hoheiten Prinz Heinrich und Ferdinand«, »Oberhofmeisterin«, »Fräuleinskammer« etc. Dazwischen immer »Garderobezimmer«, aber, sooft wir öffnen, alles in dieselbe weiße Tünche getaucht.

Der König wohnte im Erdgeschoss, wo die Wände des Empfangszimmers im linken Flügel mit holländischen Fliesen verkleidet sind. Bis in die Kaiserzeit hingen dort zahlreiche von Friedrich Wilhelm I. gemalte Gemälde.

Wir durchschnitten endlich auch den Rest des Erdgeschosses und fanden seine Räume, wie wir die des ersten Stockes gefunden hatten: groß, öde, weiß. Dazu hohe Fenster und hohe Kamine.

Literatur

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2: „Oderland“; Links der Spree: Auf dem Hohen-Barnim: „Schloss Kossenblatt“. 
  • Gerd Streidt, Peter Feierabend: Preußen – Kunst und Architektur. Könemann, Köln 1999, S. 117. 
  • Gerhard Vinken u.a.: Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. München 2000. 

Weblinks

52.11398888888914.0720416666677Koordinaten: 52° 6′ 50,36″ N, 14° 4′ 19,35″ O


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