- Dönhoff
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Dönhoff (polnisch Denhoff) ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts aus der Grafschaft Mark, das sich über das Baltikum nach Polen und Preußen ausgebreitet hat.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Ursprung der Dönhoff ist in Heven auf dem Dönhof zu suchen, von wo sich die Familie nach Wengern begab. Erstmalig urkundlich genannt werden 1282 die Brüder Heinrich von Dunehof und Herbordus de Dunehoue genannt Kebbe.[1] Die Stammreihe des Geschlechts beginnt mit dem Ritter Hermann von Dönhof († 1381), der nach Livland auswanderte.[2] Im Jahr 1410 erwirbt Godecke Dönhoff († vor 1444) das Gut Allo in Estland. Sein Haus stirbt im 16. Jahrhundert aus, Allo fällt 1523 an die von Rosen. Heven kam durch 1463 Heirat an Tidemann von Unna, auch das Haus Wengern erlosch 1540 mit Dietrich von Dönhoff, es fiel an Gerhard von Dönhoff († 1574) von dem alle späteren Angehörigen abstammen.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann der Aufstieg der Familie zu einer bedeutenden polnischen Magnatenfamilie. 1633 folgte die Erhebung des gesamten Geschlechts in den Reichsgrafenstand, eine polnische Linie der Denhoffs wurde 1637 durch Kaiser Ferdinand III. zusätzlich in den Reichsfürstenstand erhoben. Begründet wurde die materielle und politische Macht der Denhoffs durch Reichsfürst Kaspar Dönhoff (1587–1645). Er ließ die barocken Residenzen in Ujazd[3] und Kruszynie[4] bei Radom sowie die Grabkapelle der Familie auf dem Gelände Jasna Góra, dem größte Marienheiligtum Mittel- und Osteuropas und bedeutendsten polnische Nationalheiligtum, errichten. Die fünf polnischen, einschließlich der livländischen und kurländischen Häuser sind in den Jahren 1725–1791 erloschen.[5]
Ein weiterer, dem reformierten Glauben angehörender, Zweig dieser Familie wurde um 1640 in Ostpreußen ansässig und war von 1686 bis 1945 im Besitz von Schloss Friedrichstein bei Löwenhagen, 20 Kilometer östlich von Königsberg. Aus diesem Zweig entspringt auch das Haus Dönhoffstädt, so genannt nach dem durch Bogislaw Friedrich von Dönhoff (1699–1742) in den Jahren 1710–1716 errichteten Barockschloss[6] bei Groß Wolfsdorf[7], das bis 1816 in Familienbesitz war. Die Dönhoff zu Dönhoffstädt sind im Jahre 1879 erloschen, ebenso wie die weiteren drei Häuser Beynuhnen (1888), Freiherren von Krafft (1962) und Rützenhagen (1945) welche sich vom Zweig Friedrichstein ableiten
Der Dönhoffschen Familienstiftung Quittainen bei Preußisch Holland stand der jeweilige Fideikommissherr von Friedrichstein vor.
Ausschließlich die Nachfahren Augusts von Dönhoff (1797–1874) zu Friedrichstein, denen auch die Hatzfeld-Dönhoffs angehören, sind bis zum heutigen Tage vertreten. Die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), eine Tochter von August von Dönhoff (1845–1920) und die beiden Schriftsteller Tatjana Gräfin Dönhoff (* 1959) und Friedrich Graf Dönhoff (* 1967) gehören zu diesem Haus.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Silber einen rot bezungten schwarzen Eberkopf (Keilerkopf) mit emporstehenden Borsten. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender rot bezungter schwarzer Keiler, von zwei gekreuzten goldenen Lanzen am Hals durchbohrt.[8]
Namensträger
- Graf Magnus Ernst Dönhoff (1581–1642), Woiwode von Pernau und Starost von Dorpat
- Fürst Kaspar Dönhoff (1587–1645), Woiwode von Dorpat und Sieradz und polnischer Oberhofmarschall
- Graf Gerhard Dönhoff (1590–1648), polnischer Kastellan von Danzig und Woiwode der Woiwodschaft Wenden und Woiwodschaft Pommern
- Fürst Zygmunt Ernest Denhoff († 1655), Tafelvorschneider der polnischen Königin, Starost von Bromberg
- Fürst Jerzy Albrecht Denhoff (1640–1702), Bischof von Krakau
- Graf Jan Kazimierz Denhoff (1649–1697), Kardinal, Diplomat des polnischen Königs Johann III. Sobieski, Bischof von Cesena
- Graf Wladyslaw Denhoff (1639–1683), Kastelan von Kulm, Woiwode von Pommerellen, Schatzmeister von Preußen, gefallen in der Schlacht bei Párkány
- Graf Ernst Dönhoff († 1693), polnischer Generalmajor, Jägermeister von Litauen, Kastelan von Wilna, Woiwode von Marienburg, Kronobermarschall und Starost von Christburg
- Graf Friedrich von Dönhoff (1639–1696), kurbrandenburgisch-preußischer Generalleutnant
- Gräfin Eleonore von Dönhoff (1674–1726), die zweite Ehefrau des brandenburgischen General Hans Albrecht von Barfus
- Graf Otto Magnus von Dönhoff (1665–1717), brandenburgisch-preußischer Generalleutnant und Gesandter
- Graf Ernst Wladislaus von Dönhoff (1672–1729), preußischer Generalleutnant
- Graf Stanislaw Ernest Denhoff (1673–1728), polnischer Kongresschwertträger, Vizehetman von Litauen, Woiwode von Polozk und Konföderationsmarschall von Sandomir
- Graf Alexander von Dönhoff (1683–1742), preußischer Generalleutnant
- Graf Bogislaw Friedrich von Dönhoff (1669–1742), preußischer Generalmajor
- Graf Karl Friedrich Ludwig von Dönhoff (1724-1778), kaiserlich-königlicher Generalfeldwachtmeister
- Gräfin Sophie von Dönhoff (1768–1838), morganatische Ehefrau von König Friedrich Wilhelm II. von Preußen
- Graf August Heinrich Hermann von Dönhoff (1797–1874), preußischer Diplomat
- Graf Louis Friedrich Wilhelm Stanislaus von Dönhoff (1799–1877), preußischer Generalleutnant
- Graf Karl August von Dönhoff (1833–1906), preußischer Diplomat, vermählt mit Maria Beccadelli di Bologna
- Graf August von Dönhoff (1845–1920), preußischer Diplomat und Politiker
- Graf Bogislaw von Dönhoff Freiherr von Krafft (1881–1962), Nationalsozialist, Generalkonsul in Bombay
- Graf Christoph Dönhoff (1906–1992), Nationalsozialist, Leiter des Rechtsamts der NSDAP-Auslandsorganisation in Paris und Mitarbeiter der Gestapo
- Gräfin Marion Dönhoff (1909–2002), Journalistin und Herausgeberin der Wochenzeitung Die Zeit
- Graf Hermann Hatzfeldt-Wildenburg-Dönhoff (* 1941), Forstwirt, Autor und Herausgeber
- Gräfin Tatjana Dönhoff (* 1959), Schriftstellerin und Autorin des Buches zum Film Die Flucht
- Graf Friedrich Dönhoff (* 1967), Schriftsteller
Literatur
- Johann Friedrich Gauhe: Des Heiligen Römischen Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon. Leipzig 1719, Band 2, S. 183–188
- Dönhoff oder Dänhoff, Denhoff, Dehnhoff, Denoff. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 7, Leipzig 1734, Spalte 1148–1151.
- Anton Balthasar König: Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen. 1788, 1. Band, S. 365–370
- Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon, 1. Band, Ilmenau 1825 S. 285
- Johann Samuel Ersch, J. G. Gruber: Allgemeine Enzyklopaedie der Wissenschaften und Kuenste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern. 1836, S. 51–55
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Leipzig 1836, S. 425–426
- K.H. von Busse u. A. Buchholtz (Anhang): Magnus Ernst Graf von Dönhoff. Nachrichten über ihn und sein Geschlecht. In: Mitteilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands 7, 1854, S. 281-342
- Leopold von Ledebur: Adelslexicon der preussischen Monarchie. 1854 Band 1, S. 175–176
- Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, 1 Band 1858 S. 288
- Siebmacher: Band III, 1.-3. Abteilung, Adel des Königreichs Preußen, 1857, Tafel 6.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Leipzig 1860, Band 2, S. 522–525
- Adam Boniecki: Herbarz Polski. Band 4 (Czetwertyńscy - Dowiakowscy), Warschau 1901, S. 250-256 DjVu polnisch
- Gustav Sommerfeldt: Preussische Beziehungen der Kurländischen Herren von Dönhoff. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik u. Sphragistik 1909/10, S. 83–88.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Gotha, Justus Perthes, GA, 1826 St., 1942, v. Dönhoff.
- Otto Magnus v. Stackelberg: Genealogisches Handbuch der estländischen Ritterschaft, Teil 2, 3: Estland, Bd.: 3, Görlitz, 1930, S. 38–45
- Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn), gräfliche Häuser, Band 2, 1952, S. 111–115; Band 40, 1967, S. 84–89; Band 94, 1988, S. 164–168.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, S. 509, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408
- Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Neue Folge. Vittorio Klostermann, Frankfurt/Main 2002, Band XX, (Tafeln 110-118 ), ISBN 978-3-465-03166-6
- Kilian Heck, Christian Thielemann (Hrsg.): Friedrichstein. Das Schloß der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2006, ISBN 3-422-06593-8
Weblinks
Commons: Dönhoff family – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienCommons: Denhoff family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Schloss Friedrichstein und die Grafen von Dönhoff. Sonderausstellung im Schloss Caputh, bis zum 4. Oktober 2009 Link Flyer (PDF)
- Geschichte der Familie Dönhoff auf Ostpreußen.net Link
- Zeno.org Dönhoff
Einzelnachweise
- ↑ Westfäl. Urkundenbuch, Bd. VII, Nr 1803
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Limburg (Lahn) 1974
- ↑ (Abbildung und Kurzbeschreibung; polnisch)
- ↑ Baugeschichte der Magnaten in Kruszyn (polnisch)
- ↑ vergl.: Dynastic Genealogy oder Denhoffowie
- ↑ Dönhoffstädt (PDF)
- ↑ Manfred Höhne: Der Kreis Rastenburg. Wolfsdorf (Groß Wolfsdorf mit Dönhoffstädt)
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Limburg (Lahn) 1974
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