Kraftschlag

Kraftschlag

Kraftschlag ist eine 1989 gegründete Rechtsrock-Band aus Itzehoe, die in neonazistischen Kreisen einen großen Bekanntheitsgrad hat und enge Beziehungen zu dem in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerk Blood and Honour pflegt.

Die Besetzung der Band um den Sänger Jens-Uwe Arpe wechselte bereits häufig. So spielten unter anderem Steve Bramekamp von Entwarnung, Mattze von Soldiers of Freedom, Klapmeier von Ostseefront und Miika von Mistreat mit. Die Band pflegt insbesondere Kontakte zu Musikern aus dem Blood-and-Honour-Umfeld in Skandinavien, woraus einige Split-CDs hervorgingen. Arpe, der zeitweise in Schweden wohnhaft war, ist an der Herstellung der neonazistischen Blood-and-Honour-Verkaufsvideos Kriegsberichter beteiligt und arbeitet auch für den dänischen Neonazi-Musik-Versand NS88-Records.

In den Liedern der Band wird häufig offen der Nationalsozialismus verherrlicht und zu z. T. rassistisch motivierter Gewalt gegen Ausländer und Angehörige anderer Subkulturen aufgerufen.[1] Die Tonträger der Gruppe sind wegen ihrer volksverhetzenden Inhalte überwiegend indiziert, im Falle der Alben Trotz Verbot nicht tot [2] und Nordwind[3] auch eingezogen.

Frontmann Jens Uwe Arpe gehört mit zu den aktivsten Kräften der rechtsextremistischen Musikszene Deutschlands. Er hat in unzähligen anderen rechtsextremen Bands mitgewirkt oder diese zumindest aus dem Hintergrund betreut. Ebenso war er an internationalen Neonazi-Projekten beteiligt (hauptsächlich in Skandinavien) und ein guter Freund von Marcel Schilf, dem inzwischen verstorbenen Betreiber des Labels NS88, das von Dänemark aus rassistische und volksverhetzende CDs, u. a. auch von Kraftschlag illegal nach Deutschland versendete. Arpe wurde schon mehrfach zu Bewährungs- und Gefängnisstrafen verurteilt, so 1993 vom Amtsgericht Itzehoe zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe wegen gemeinschaftlicher Volksverhetzung und 1999 wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung, Billigung von Straftaten, Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu zwei Jahren Freiheitsstrafe ohne Bewährung.

Bei einem Konzert im September 1996 in Wuppertal vor etwa 50 Neonazis hatte Arpe die Anschläge von Mölln, Hoyerswerda, Rostock und Solingen ebenso gebilligt wie die Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus. Der Holocaust wurde dabei teils geleugnet, teils gebilligt. Die von ihm aufgepeitschten Zuhörer quittierten seine Aufführung mit Hitlergruß und nazistischen Parolen.

Bereits Anfang der 90er wurde die damalige Bandbesetzung in einer Fernsehsendung, in der auch Auszüge des rassistischen und den Ku-Klux-Klan verherrlichenden Stückes Klansman („weiße Rasse und reines Blut. Wir sind Klansmen. ‚Watch out black man und sei auf der Hut‘“) gezeigt wurden, nach ihrer Meinung zu den sich damals häufenden Brandanschlägen auf Asylbewerberheime und Wohnhäuser ausländischer Bürger befragt. Ein Mitglied äußerte sich dahingehend, dass er nicht traurig über die Vorkommnisse sei und es begrüßen würde, wenn sie sich mehren.

Aufgrund zahlreicher Auftrittsverbote absolvierte die Band in letzter Zeit fast nur noch Konzerte außerhalb Deutschlands. Ihren ersten Live-Auftritt nach einem Konzert 1999 in Dessau hatte die Band 2004 auf dem Pressefest der NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme in Mücka. Ein weiteres Konzert auf dem NPD-Open-Air Rock für Deutschland am 9. Juli 2005 sagte Kraftschlag aufgrund von Auflagen durch die Stadt Gera ab.

2004 erschien das Album Götter des Krieges. Auf diesem Album war Michael Regener, der ehemalige Sänger von Landser und Die Lunikoff Verschwörung, an zwei Liedern als Sänger beteiligt. Ein Jahr später erschien das Best-Of-Album Die wilden Jahre – Hits vom Index. Hier wurden die alten Lieder im Metal-Stil gespielt. Die beanstandeten Passagen der Lieder wurden herausgenommen und durch harmlosere, neue Texte ersetzt.

Unter dem Namen Kraftschlag Solo existiert ein Projekt von Jens Arpe mit den Musikern der schwedischen Band Odins Änglar. Sie veröffentlichten bisher die Alben Weiße Musik (1997) und Weiße Musik 2 (1999).

Weitere Mitglieder sind außerdem an bei Camulos[4] und Magog sowie Caedes, Faust, Wolfswinter, Psykra, Yggdrasil und Soldiers of Freedom[4] beteiligt.

Veröffentlichungen

  • 1990: Kraftschlag (Demotape), indiziert[5]
  • 1991: Live in Weimar (Demotape), indiziert[5]
  • 1992: Trotz Verbot nicht tot, indiziert[6], eingezogen am 15. Juli 1994[2]
  • 1993: Unsere Zukunft, indiziert[7]
  • 1995: Nordwind, indiziert[8], eingezogen am 16. April 1998[3]
  • 1996 Waffenbrüder Split-CD mit Mistreat (Finnland), indiziert[9]
  • 1996: Alles oder nichts
  • 1996: Rechtsrock
  • 1996: Gegenwind, indiziert[10]
  • 1996: Festung Europa
  • 1997: Weltmeister '98 (Mini-CD)
  • 1997: Nach zehn Jahren/After 10 years
  • 1997: Weiße Musik (als Kraftschlag Solo)
  • 1998: Deutsch geboren
  • 1999: Weiße Musik II (Kraftschlag Solo)
  • 1999: Mein Name ist Deutschland
  • 2001: Voor Rike/Unser Reich, veröffentlicht unter dem Namen Northman, Zusammenarbeit mit der schwedischen Band Storm
  • 2003: Musik Attacke
  • 2004: Götter des Krieges, indiziert[11]
  • 2005: Die wilden Jahre – Hits vom Index
  • 2007: Reinheit Verpflichtet, indiziert[12]
  • 2011: Zum Siegen verdammt, indiziert nach Liste A 6. Mai 2011

Indiziert sind außerdem noch die Bootlegs Live im Club Valhalla[13] und Im Namen des Führers[14]. Darüber hinaus sind Kraftschlag an über 30 Rechtsrock-Kompilationen beteiligt und gaben den indizierten Sampler Zu Gast bei uns zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 heraus.[15]

Literatur

  • Christian Dornbusch, Jan Raabe, David Begrich: „...bereit zu den Waffen zu greifen“ - Kraftschlag. In: RechtsRock - made in Sachsen-Anhalt. Magdeburg, Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, 2007, S. 21-23.

Einzelnachweise

  1. Textauszug aus dem Lied Scheiss Punks: „Sein Kiefer zerschmettert durch die Doc-Stahlkappe, jetzt noch 'n Eiertritt und da liegt er auf der Matte. Er blutet aus dem Schädel und bewegt sich noch, da tret ich noch mal rein mit meinen 14-Loch, mit meinen 14-Loch, immer auf'n Kopf.“
  2. a b AG Berlin Tiergarten, BB Datum unbekannt, Az. 350 Gs 1146/96, LG Itzehoe, EB vom15. Juli 1994, Az: 9 Ns 71 (VI) (CD), LG Ulm, EB vom 30. August 1994, Az. II Ns 11 Js 17955/92, lediglich letzter Beschluss ist mittlerweile verjährt
  3. a b AG Ulm, EB vom 16. April 1998, Az.: 6 Ds 11 Js 498/98 - 6 AK 26/98
  4. a b Auszüge des Indizierungsberichts: "Der Untermensch (mit Namen Christ)".
  5. a b BAnz Nr. 120 vom 30. Juni 1994
  6. BAnz. Nr. 20 vom 30. Januar 1993 (LP)/BAnz. Nr. 40 vom 27. Februar 1993 (CD)
  7. BAnz. Nr. 183 vom 30. September 1998
  8. BAnz. Nr. 119 vom 30. Juni 2004
  9. BAnz. Nr. 204 vom 31. Oktober 1997
  10. BAnz. Nr. 241 vom 28. Dezember 2007
  11. BAnz. Nr. 186 vom 30. September 2005
  12. BAnz. Nr. 95 vom 27. Juni 2008
  13. BAnz. Nr. 99 vom 31. Mai 2005
  14. BAnz. Nr. 66 vom 30. April 2010
  15. BAnz. Nr. 41 vom 28. Februar 2007

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