- Kreditderivat
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Kreditderivate sind handelsfähige Finanzprodukte zum Risikotransfer. Durch sie können die mit Krediten, Darlehen, Anleihen und vergleichbaren Aktiva verbunden Risiken abgetreten werden. Ziel ist in der Regel die Verbesserung der Kreditportfoliostruktur und die Minderung des Gesamtrisikos. Seit Ende der 1990er-Jahre ist der Markt für diese Form von Derivaten sehr rasch gewachsen. Es werden hohe Volumina gehandelt.
Inhaltsverzeichnis
Funktion
Beim Kreditderivat besteht zunächst eine originäre Kreditbeziehung zwischen einem Schuldner und einem Gläubiger. Der Gläubiger ist dabei gewissen Risiken ausgesetzt (Marktpreis- und Adressrisiken; siehe unten), die er allerdings im Rahmen eines Kreditderivats verkaufen kann. Käufer solcher Risiken nennt man Sicherungsgeber (Protection Seller). Den Gläubiger bezeichnet man im Rahmen einer derivativen Kreditbeziehung auch als Sicherungsnehmer (Protection Buyer). Die grundliegende Idee: Der Sicherungsnehmer zahlt dem Sicherungsgeber eine Prämie dafür, dass er das Risiko übernimmt, d.h. dass der Sicherungsgeber – sofern ein bestimmtes Kreditereignis eintritt – dem Sicherungsnehmer eine entsprechende Barausgleichszahlung (auch physical settlement ist denkbar, d.h. physische Lieferung) leistet. Die ursprüngliche Kreditbeziehung des Sicherungsnehmers mit dem Referenzschuldner wird dabei weder verändert noch neu begründet. Zwischen dem Sicherungsgeber und dem Referenzschuldner entsteht eine sogenannte synthetische Kreditrisikoposition.
Typen von Kreditderivaten
- Credit Default Swap (CDS)
- Total Return Swap (TRS)
- Credit Spread Option (CSO)
Hybride Produkte
Neben den genannten Typen von Kreditderivaten gibt es auch komplexe hybride Produkte.
- Credit Linked Note (CLN)
- Synthetische Asset Backed Security
- Synthetische Mortgage Backed Security
- Synthetische Collateralized Debt Obligation
Formen von Kreditrisiken
In der Risikoanalyse teilt man Risiken meist ein in die beiden Hauptgruppen
- Marktpreisrisiken (Kursrisiko bei Währungen, Zinsen, Aktien) und
- Adressrisiken.
Bei den Adressrisiken werden reine Ausfallrisiken (Default) und die Bonitätsrisiken (Spread-Risiken) unterschieden. Bei den sogenannten Ausfallrisiken ist stets eine nicht erbrachte Kreditleistung das auslösende Kreditereignis, während bei den Bonitätsrisiken eine Ausweitung des Risikoaufschlages (Spread zum risikofreien Zins) und damit der Barwertverfall der Anlage als Grundlage dient. Insofern lassen sich Kreditderivate auch in ausfallbezogene und ratingbezogene Kreditderivate unterteilen.
Bedeutendster Vertreter der ausfallbezogenen Derivate ist der Credit Default Swap (CDS). Credit Linked Notes (CLN) sind meist mit CDS kombinierte Anlageprodukte, die also auch den ausfallbezogenen Kreditderivaten zugeordnet werden können. Total Return Swaps leisten Ausgleichzahlungen bereits dann, wenn sich der Kurs einer Anleihe oder eines Kredites (zum Beispiel wegen einer Bonitätsänderung) verändert. Sehr ähnlich reagieren auch Credit Spread Options. Hier hat der Käufer der Option das Recht, bei einer Ausweitung des Renditespreads (zum Beispiel zwischen Anleihen/Kredit und Swapsatz) eine Ausgleichszahlung zu erhalten. Durch die Abhängigkeit spricht man bei diesen beiden Produkten von ratingbezogenen Kreditderivaten.
Weblinks
- Monatsbericht Bundesbank April 2004 / Instrumente zum Kreditrisikotransfer
- Matthias Mock, Marika Sauckel: Funktionsweise und Bedeutung von Kreditderivaten. Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag, WD 4-3000-159/10. 1. Juli 2010.
Kategorie:- Kreditgeschäft
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