Marktpreisrisiko

Marktpreisrisiko

Als Marktrisiko, Marktpreisrisiko oder Marktpreisänderungsrisiko bezeichnet man das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen (z. B. Aktienkursen, Zinsen, Wechselkursen).

In der Portfoliotheorie bezeichnet Marktrisiko das systematische Risiko (siehe unten).

Inhaltsverzeichnis

Ausprägungen

Abhängig von dem verursachenden Parameter unterscheidet man Aktienkursrisiken, Zinsrisiken (vgl. auch Kursrisiko), Wechselkursrisiken etc.

Aktienkurs- und Zinsrisiken werden in Anlehnung an die Portfoliotheorie und an bankaufsichtliche Bestimmungen oft zusätzlich in allgemeine und besondere Risiken unterteilt. Unter allgemeinem Marktpreisrisko versteht man die Gefahr eines Verlustes, der von einer Bewegung des betrachteten Marktes insgesamt herrührt. Für deutsche Aktien wäre dies z. B. die Gefahr eines allgemeinen Kursverfalls, der beispielsweise am Rückgang des DAX-Indexes zu messen wäre. Das besondere Marktrisiko hingegen rührt von Änderungen einzelner Marktpreise (z. B. eines einzelnen Aktienkurses) her, die unabhängig von allgemeinen Marktbewegungen sind (Residualrisiko).

Bei Anleihen bezeichnet man als spezifisches Zinsrisiko den Teil des Zinsrisikos, der vom einzelnen Emittenten bzw. der einzelnen Emission herrührt. Ein wesentlicher Treiber des spezifischen Zinsrisikos ist die Bonität des Emittenten. Somit ist das spezifischen Zinsrisiko einer Anleihe deren Kreditrisiko in Form eines Marktpreisrisikos. Neben Anleihen machen auch Kreditderivate die Bonität von Kreditnehmern handelbar. Die so zu handelbaren Marktpreisrisiken gemachten Kreditrisiken werden häufig als Bonitätsrisiken bezeichnet.

Einen Sonderfall stellt der Begriff der Optionspreisrisiken dar, der alle aus dem Handel mit Optionen resultierende Risiken umfasst. Neben dem Risiko der Preisänderung des Basiswertes (das z. B. bei einer Aktienoption eine spezielle Form des Aktienrisikos ist) sind Optionen insbesondere dem Risiko sich ändernder impliziter Volatilitäten (Volatilitätsrisiko) ausgesetzt.

Marktrisiko im Rahmen der Portfoliotheorie

Nach der Portfoliotheorie ist es in der Regel möglich, einen Teil des Kursrisikos durch Diversifikation zu eliminieren. Dabei spricht man auch vom unsystematischen Risiko. Das systematische Risiko tragen jedoch alle Wertpapiere gemeinsam und es kann daher nicht durch Diversifikation weiter verringert werden. Ein Anleger, der in kursrisikobehaftete Wertpapiere investieren will, muss dieses Risiko also übernehmen. Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) kennt ein Marktrisiko, das Arbitrage Pricing Model kennt prinzipiell mehrere allgemeine Risikofaktoren.

Ein Anleger kann dem Marktrisiko nur entgehen, indem er sein Geld in nicht risikobehaftete Wertpapiere investiert. Im Wesentlichen sind das Anleihen mit kurzer Laufzeit und Termingelder. Da das Marktrisiko nicht diversifiziert werden kann, wird von den Investoren hierfür eine Risikoprämie verlangt.

Marktrisiko und Regulierung im Bankwesen

In der ursprünglichen Basler Eigenkapitalvereinbarung von 1988 war für Banken lediglich eine Absicherung von Kreditrisiken durch Eigenkapital vorgesehen. Eine zusätzliche Unterlegung von Marktrisiken wurde erst 1996 hinzugefügt. Im neuen Basler Eigenkapitalakkord, der in der EU seit Ende 2006 gilt, ist neben einer Absicherung von Marktrisiken auch eine Absicherung von operationellen Risiken vorgesehen.

Grundlage der Eigenmittelunterlegung sind Marktrisikopositionen

Marktrisikoposition

Eine Marktrisikoposition ist die Summe aus:

  • Handelsbuch-Risikoposition
  • Währungsgesamtposition
  • Rohwarenposition

Die Währungsgesamtposition und die Rohwarenposition sind unabhängig davon, ob sie zum Eigenhandel gehören, mit Eigenmitteln zu unterlegen.

Zinsänderungsrisiko und Aktienkursrisiken sind hingegen nur mit Eigenmitteln zu unterlegen, wenn sie dem Handelsbuch zuzurechnen sind und es sich um Handelsbuchinstitute handelt. Die Absicherung von Zinsänderungsrisiken im Anlagebuch wird im Rahmen der zweiten Säule von Basel II betrachtet.

Finanzinstrumente umfassen:

  • Wertpapiere
  • Geldmarktinstrumente
  • Devisen
  • Derivate.

Handelsbuchrisikopositionen

Bei Handelsbuchrisikopositionen gemäß § 1a KWG handelt es sich um alle Finanzinstrumente einschließlich der darauf bezogenen Absicherungsgeschäfte und Garantien, die mit zins- und stichtagbezogenen Risiken behaftet sind, soweit dem Handel zurechenbar.

Nettopositionen

Nettopositionen bilden die Basis der Eigenmittelunterlegung von Marktrisiken. Die Ermittlung erfolgt mittels Standardverfahren oder eigenem Risikomodell. Das Marktpreisrisiko ist dabei abhängig vom Ausmaß der Preisschwankung und dem Betrag der offenen Position (Nettoposition). Das Produkt aus Nettoposition und der maximal für möglich gehaltenen Preisschwankungen ergibt ein Maß für den maximal möglichen Verlust.

Eine geschlossene Position ist abgesichert, wenn die Laufzeit (Fristigkeit) der aktivischen und passivischen Position identisch ist.

Die Messung erfolgt anhand der Aktiva- und Passivapositionen der Bilanz, womit offene Positionen identifiziert werden können. Der Buchwert von Forderungen und Verbindlichkeiten gibt Auskunft über die Höhe der zukünftigen Zahlungen; schwieriger gestaltet sich dies bei Sachanlagen. Derivate sind nicht in der Bilanz erfasst, müssen aber trotzdem in die Nettopositionen eingehen. Optionsgeschäfte werden in der Solvabilitätsverordnung mittels des Deltafaktors erfasst.

Eigenmittelunterlegung für Marktpreisrisiken

  1. Ermittlung der Einzelnettopositionen durch Saldierung von aktivischen und passivischen gleichartigen Positionen
  2. Aggregation der Einzelnettopositionen zu einer Gesamtposition
  3. Verlust der durch Eigenmittel mindestens abgesichert werden soll: Gesamtrisikoposition × Faktor q
  4. Anrechnungsbetrag für Marktrisikoart + Anrechnungsbetrag für Gamma- und Vegafaktorrisiko

Bankinterne Risikomodelle

Bankinterne Risikomodelle dienen der Erfassung von Marktrisikopositionen.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marktpreisrisiko — rinkos rizika statusas Aprobuotas sritis kredito ir finansų įstaigos apibrėžtis Tikimybė, kad rinkos kintamieji – palūkanų norma, valiutos kursas, nuosavybės vertybinių popierių, biržos prekių kainos – pasikeis taip, kad elektroninių pinigų ir… …   Lithuanian dictionary (lietuvių žodynas)

  • Credit Default Swap — Ein Credit Default Swap (CDS, engl. für Kreditausfall Swap) ist ein Kreditderivat, das es erlaubt, Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen zu handeln. Ein CDS ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der Bezug auf einen… …   Deutsch Wikipedia

  • Interest Rate Swap — Ein Zinsswap ist ein Zinsderivat, bei dem zwei Vertragspartner vereinbaren, zu bestimmten zukünftigen Zeitpunkten Zinszahlungen auf festgelegte Nennbeträge auszutauschen. Die Zinszahlungen werden meist so festgesetzt, dass eine Partei einen bei… …   Deutsch Wikipedia

  • Marktliquiditätsrisiko — Als Marktliquiditätsrisiko wird das Risiko bezeichnet, dass Vermögensgegenstände, insbesondere Finanzinstrumente, auf Grunde der zu geringen Aufnahmefähigkeit des Marktes (Marktliquidität) nur zu einem geringerem als dem erwarteten Preis verkauft …   Deutsch Wikipedia

  • Marktrisiko — Als Marktrisiko, Marktpreisrisiko oder Marktpreisänderungsrisiko bezeichnet man das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen (z. B. Aktienkursen, Zinsen, Wechselkursen oder Rohstoffen). In der Portfoliotheorie… …   Deutsch Wikipedia

  • Basel 2 — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Der Terminus Basel II bezeichnet die Gesamtheit der Eigenkapitalvorschriften, die vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht …   Deutsch Wikipedia

  • Basel Zwei — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Der Terminus Basel II bezeichnet die Gesamtheit der Eigenkapitalvorschriften, die vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht …   Deutsch Wikipedia

  • Bonitätsrisiko — Als Finanzrisiken werden die Risiken eines Unternehmens bezeichnet, die ihren Ursprung im Finanzbereich haben. Finanzrisiken sind das Marktpreisrisiko: Das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen wie Zinsen oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Finanzielle Risiken — Als Finanzrisiken werden die Risiken eines Unternehmens bezeichnet, die ihren Ursprung im Finanzbereich haben. Finanzrisiken sind das Marktpreisrisiko: Das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen wie Zinsen oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Finanzrisiko — Als Finanzrisiken werden die Risiken eines Unternehmens bezeichnet, die ihren Ursprung im Finanzbereich haben. Finanzrisiken sind das Marktpreisrisiko: Das Risiko finanzieller Verluste auf Grund der Änderung von Marktpreisen wie Zinsen oder… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”