- Kreta-Diät
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Die Kreta-Diät, oft auch Mittelmeer-Diät genannt, ist eine Ernährungsform, die inspiriert ist von der traditionellen Küche in den verschiedenen Mittelmeer-Ländern, die umgangssprachlich oft als Mittelmeerküche bezeichnet wird; sie ist aber nicht mit dieser identisch. Die Ernährungsweise in diesen Ländern gilt als besonders gesund, da mehrere Studien in den vergangenen Jahrzehnten ergeben haben, dass die Bewohner der Mittelmeer-Regionen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und gerade die Menschen auf der Insel Kreta eine über dem europäischen Durchschnitt liegende Lebenserwartung haben.
Die als Mittelmeer-Diät publizierten Ernährungsempfehlungen entsprechen jedoch nicht der tatsächlichen Alltagskost in Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland und auch nicht der heute üblichen auf Kreta. Die Bezeichnung ist vor allem ein Marketingbegriff von Autoren bzw. ein Schlagwort für eine bestimmte Ernährungsform.
„Es ist anzunehmen, dass man in den 16 Ländern, die an das Mittelmeer grenzen, mit seiner Bandbreite von verschiedenen Ethnien, Klimata und Produkten, ebenso ungesund essen kann wie im Rest der Welt, und der Mythos einer universellen, einfachen, gesundheitsfördernden Kost (...) ist eher ein Gesundheitsideal als Realität.“[1]
Inhaltsverzeichnis
Diät-Prinzipien
Die unter dem Begriff Kreta-Diät oder Mittelmeer-Diät publizierten Ernährungsempfehlungen stellen eine spezielle Auswahl von Lebensmitteln dar, die im Mittelmeerraum regelmäßig gegessen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Gemüse, Salat, Obst, Fisch, Knoblauch, wenig rotem Fleisch, der Verwendung von Olivenöl sowie täglich maximal einem Glas Rotwein. Die Zubereitungsempfehlungen unterscheiden sich jedoch stark von der traditionellen Mittelmeerküche, in der grundsätzlich reichlich Fett zum Braten verwendet und häufig Frittiertes gegessen wird. Durchschnittlich konsumiert jeder Einwohner Kretas 31 Liter Olivenöl pro Jahr.[2] Nur in Küstengebieten und auf Inseln dominiert tatsächlich der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten; es wird auch deutlich mehr Wein konsumiert.
Es gibt Varianten der Mittelmeer-Diät, die speziell als Reduktionsdiät beworben werden, grundsätzlich handelt es sich jedoch um eine ausgewogene Mischkost, die als Dauerernährung konzipiert ist. Ohne entsprechende Kalorienreduzierung ist von dieser Kost keine Gewichtsabnahme zu erwarten.
Studien
Die erste Studie, die Hinweise auf eine besonders gesunde Lebensweise auf Kreta gab, war die sogenannte „Sieben-Länder-Studie“ von Ancel Keys in den 1950er und 1960er Jahren über einen Zeitraum von 15 Jahren. Dabei wurde die Häufigkeit von Gefäß- und Krebserkrankungen in mehreren Ländern untersucht. Die geringste Krankheitsrate gab es damals auf Kreta, außerdem war die Lebenserwartung der Menschen signifikant höher. Es gab kaum Fälle von Arteriosklerose und deutlich weniger Herzinfarkte als im Durchschnitt.[3] Laut WHO starben in den 1980er Jahren in den USA fast 40-mal mehr Menschen an Erkrankungen der Herzkranzgefäße als auf Kreta.[4] Aufgrund dieser Ergebnisse kamen Wissenschaftler zu der Überzeugung, dass die Ernährung hierfür ausschlaggebend sei, die daher in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Vor allem dem reichlich verwendeten Olivenöl wurde gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben, da es den Cholesterinspiegel nicht erhöht.
Als weiterer Beleg für die gesundheitsfördernde Wirkung der Mittelmeer-Diät wird häufig die „Lyon Diet Heart Study“ in den 1990er Jahren genannt, bei der Herzinfarktpatienten in zwei Gruppen eingeteilt und vier Jahre lang beobachtet wurden; eine davon ernährte sich nach der Kreta-Diät. Als Ergebnis wurde ermittelt, dass die „Kreta-Gruppe“ weniger Reinfarkte erlitt und das kardiovaskuläre Risiko um 50 Prozent niedriger sei. Allerdings ergab diese Studie auch, dass diese Ernährungsform nicht wie erwartet den Cholesterinspiegel beeinflusste, auch nicht den Blutdruck und den Body-Mass-Index. Meistens wird auch nicht erwähnt, dass bei dieser Studie das Olivenöl teilweise durch Rapsöl ersetzt wurde, das in der Mittelmeerküche gar nicht verwendet wird. Rapsöl hat eine ganz andere Zusammensetzung als Olivenöl und enthält deutlich mehr Alpha-Linolensäure.[5]
Im Jahr 2003 veröffentlichten Forscher der Universität Athen (Antonia Trichopoulou u.a.) Ergebnisse, bei der die aktuellen Ernährungsgewohnheiten in Griechenland und anderen Ländern in Bezug gesetzt wurden zur Sterblichkeit und zu Herzerkrankungen. Dabei wurde festgestellt, dass ausgeprägte Mittelmeer-Kost die Lebenserwartung verlängert, und zwar bei einem 60-jährigen Mann statistisch um ein Jahr. Nach einer amerikanischen Studie, deren Ergebnis 2006 veröffentlicht wurde, verringert diese Kost auch signifikant das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.[6] Selten wird in Publikationen darauf hingewiesen, dass die griechische Studie zwar einen lebensverlängernden Effekt der Mittelmeer-Diät für Griechenland und Spanien zeigte, jedoch keinen für Menschen in Deutschland und der Niederlande, wenn sie sich gemäß dieser Kostform ernährten. Im Gegenteil starben deutsche Anhänger dieser Ernährungsweise statistisch sogar früher. Auf dieses Ergebnis wird in der Studie jedoch nicht näher eingegangen.[7]
Bewertung und Kritik
Die Mittelmeer-Diät gilt als ausgewogene Mischkost und ist als Dauerernährung geeignet. Publikationen im deutschsprachigen Raum nennen als Bestandteil häufig auch Vollkorn-Produkte, die in den Mittelmeerländern de facto aber keine nennenswerte Rolle spielen, wenn sie überhaupt gegessen werden.
Nach Erkenntnissen der Gerontologie hängt die Lebenserwartung von verschiedenen Faktoren ab und kann nicht allein durch die Ernährung beeinflusst werden. Die Empfehlungen der Diät basieren auf der Ernährungsweise hart arbeitender Bergbauern auf Kreta in den 1950er und 1960er Jahren, deren Lebensbedingungen sich deutlich von der aktuellen Lebenssituation der meisten Menschen in Industrienationen unterscheiden. Mittlerweile ist auch auf Kreta jeder dritte Jugendliche übergewichtig aufgrund von zu hoher Kalorienzufuhr bei zu wenig Bewegung in Büroberufen.[4] Eine geringere Rate von Zivilisationskrankheiten lässt sich nicht zwingend allein auf die Ernährung zurückführen.
Die traditionelle Kost auf Kreta ist sehr fettreich. Doch „längst nicht jedes andere europäische Volk ist genetisch an einen solch enormen Fettkonsum angepasst - was sich auf verschiedenen Chromosomen nachweisen lässt. Vergleichsessen unter wissenschaftlicher Kontrolle ergaben, dass sich bei Kretern die Blutfettwerte nach einer Mahlzeit viel schneller normalisieren als bei Nordeuropäern. Die hätten bei ähnlich hohem Olivenölkonsum eher Herzkrankheiten zu befürchten.“[8]
Es wird oft nicht darauf hingewiesen, dass aufgrund der Studienergebnisse lediglich Korrelationen hergestellt werden zwischen dem Gesundheitszustand der Teilnehmer und ihren Ernährungsgewohnheiten, was nicht mit einem kausalen Beweis verwechselt werden darf. Es handelt sich de facto nur um Theorien, und diese wurden im Fall der Kreta-Diät mehrfach geändert. Eine Annahme ist, dass das Öl der kretischen Oliven (Koroneiki) besonders gesund sei, da es einen höheren Anteil an Vitaminen und Enzymen enthalte.[9] Das bedeutet aber zugleich, dass andere Olivenölsorten nicht denselben gesundheitsfördernden Effekt hätten.
Quellen
- ↑ Originalzitat: „It is likeley that the 16 countries bordering on the Mediterranean, with such a range of different races, climates, and products, can enjoy as much unhealthy food as the rest of the world, and the myth of an universal, simple, beneficial diet (..) is a salutary ideal rather than a reality.“ Gillian Riley, The Oxford Companion to Italian Food, Oxford 2007, Artikel Mediterranean Diet
- ↑ GEO Ausg. 04/2005, S. 33
- ↑ WDR-Bericht zur Kreta-Diät
- ↑ a b Quarks & Co.
- ↑ Infos zur Lyon-Studie
- ↑ Deutsches Ärzteblatt (2006)
- ↑ Bericht der Welt: Die Mittelmeerdiät nützt nur am Mittelmeer (2005)
- ↑ GEO 04/2005, S. 33
- ↑ WDR-Bericht (2002)
Siehe auch
Weblinks
- WDR-Bericht zur Kreta-Diät
- Bundesamt f. Statistik: enthält eine Lebenserwartungsstatistik aller Euro-Länder (key figures on europe)
- Eurostat-Statistik zur Lebenserwartung in europäischen Ländern
- Pharmazeutische Zeitung: Nutzen und wissenschaftliche Grundlagen der mediterranen Ernährung (2005)
- Ernährungswissenschaftliche Aspekte zur Mittelmeerdiät und zum Olivenöl
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