Kreuzigungsgruppe

Kreuzigungsgruppe
Sakramentar für Lorsch Schloss Chantilly, Bibliothek, Ms. 40, Folio 4 verso, Trier oder Köln, um 1000, Kreuzigungsgruppe: Maria, der Gekreuzigte, Johannes, Sonne und Mond.
Lucas Cranach d. Ä., Kreuzigung Christi, 1501, Öl auf Holz, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie – erweiterte Kreuzigungsgruppe: Jesus und die Schächer, die Drei Marien, Johannes, Stephaton, Reitergruppe, Nebenfigur

Kreuzigungsgruppe ist ein ikonografischer Topos, unter der die bildliche Darstellung der Kreuzigung Christi zusammen mit Jesu Mutter Maria und einem seiner Jünger, meistens Johannes, verstanden wird. Die Darstellungen wurden auch unter anderem erweitert um die beiden zur Rechten und zur Linken Christi gekreuzigten Schächer, um die zu Füßen des Kreuzes kniende Heilige Maria Magdalena und um den römischen Hauptmann.

Inhaltsverzeichnis

Zum Motiv

Die Darstellung bezieht sich auf Johannes 19,25–27[1]

25 Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. 26 Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 27 Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“

Das ist eines der Sieben Letzte Worte Jesu am Kreuze. So spielt die Kreuzigungsgruppe eine zentrale Rolle der bildlichen Christusverehrung, denn in ihr spiegelt sich die Fürsorglichkeit Jesu, die dem Verlassenen und dem trauernden Hinterbliebenen Trost gibt, und als solche war sie seit der Spätantike häufig dargestellt.

In der Ikonographie der Leiden Jesu (Martyrium Christi, der Passion) findet sich die Darstellung der Kreuzigungsgruppe zwischen der Szene Jesus und der reuige Schächer („Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“) und der Tränkung mit Essig („Mich dürstet!“), auf das mit den Worten „Es ist vollbracht!“ das Hinscheiden Jesu folgt. In weniger umfangreichen Zyklen ist sie zwischen der Verteilung der Kleider durch die Häscher oder der Kreuzigung selbst (Annagelung Christi, Kreuzesaufstellung) und Szenen wie Mater Dolorosa, Kreuzabnahme oder Beweinung Christi angesiedelt.

Historische Entwicklung

Kreuzigungsgruppen sind oft Gemälde und bildhauerische Werke, oder sie bilden eine Plastik. Sie finden sich in Kirchen und anderen sakralen Räumen, auf Bildstöcken oder Flur,- Wiesen- und Wegekreuzen und auch auf Hügelkuppen und Berggipfeln (Kalvarienberg). Sie stellen zentrale Zielpunkte für gläubige Wanderer oder auch Wallfahrer dar.

Frühbarocker Kreuzaltar mit Kreuzigungsgruppe (mit Maria Magdalena zu Füßen des Kreuzes), Basilika St. Vitus, Ellwangen

Die frühen Darstellungen bis in die Romanik zeigen Christus noch als königliche Figur, der Gekreuzigte in der Gruppe der Seinen entwickelt sich bis zur Gotik. Je nachdem, welchen Zeitraum der Passion die Darstellung umfasst, treten auch Figuren der ganzen Leidenszeit am Kreuz hinzu, also die beiden Gekreuzigten neben Jesus (der schlechte Gestas/Kosmas und der gute Dismas), der essigtränkende, apokryph Stephaton genannt; die würfelnden Häscher, wie auch nach Franz von Assisi und der zunehmenden Verehrung der Stigmata der, der Jesus mit der Lanze das Herz öffnet – letzterer später als Longinus (erst Soldat, dann Hauptmann) benannt, und im Kontext der Verehrung des Heiligen Blutes und der Heiligen Lanze auch als Heiliger gesehen.

Die Darstellungen lösen sich zunehmend vom biblischen Originaltext und nehmen Legenden beispielsweise aus der Legenda Aurea oder der Relationes de via et passione Jesu Christi et gloriosae virginis Mariae matris eius der Brigitta von Schweden (2. Hälfte des 14. Jahrhunderts) auf. Dazu gehören die Gebeine Adams unter dem Kreuz, die beim Erdbeben aus der Erde treten, der Hund, dazu gesellen sich Engel, der Esel, andere Heilige sowie Stifterfiguren und Volk.

Ab dem Barock kehrt man zunehmend zur reduzierten Darstellung zurück, indem den emotionellen Befindlichkeiten der zentralen Figuren die Aufmerksamkeit gilt. So sind vermehrt die Mutter Maria und der Jünger zu Seiten des Kreuzes zu finden sowie die Maria Magdalena, früher oft unberücksichtigt, zu Füßen des Gekreuzigten; die Maria des Kleophas, die sonst keine ikonografische Rolle spielt, wird immer seltener. In Form der Drei- oder Vierfigurengruppe oder der drei Gekreuzigten sowie der Kombination der beiden ist die Darstellung bis heute vorherrschend.

Beispiele

Beispiele aus der Glasmalerei

Literatur

  • Ch. Beutler: Der Gott am Kreuz. Zur Entstehung der Kreuzigungsdarstellung. Hamburg 1986.
  • H. Meurer: Christus im Leiden. Kruzifixe, Passionsdarstellungen aus 800 Jahren. Kat., Stuttgart 1986.
  • A. Rainer: Christusköpfe und Kruzifixationen. Graz 1980.
  • Gertrud Schiller: Ikonographie der christlichen Kunst. Bd.2. Die Passion Christi. Gütersloh 1968.

Weblinks

 Commons: Kreuzigungsgruppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joh 19,25 EU

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