Kurt Sommerlatt

Kurt Sommerlatt

Kurt Sommerlatt (* 25. Dezember 1928 in Karlsruhe) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer.

Er gewann als einziger Spieler dreimal hintereinander den DFB-Pokal, zweimal mit dem Karlsruher SC in den Jahren 1955 und 1956 und einmal 1957 als Spieler des FC Bayern München. Er war der erste Bundesliga-Trainer des Karlsruher SC.

Inhaltsverzeichnis

Spielerkarriere

Der aus dem SV Blankenloch (Landkreis Karlsruhe) hervorgegangene Mittelfeldspieler (in der damaligen WM-Formation waren das die Außenläufer und Halbstürmer) gehörte bis zur Runde 1951/52 dem Karlsruher FC Phönix in der 1. Amateurliga Nordbaden, damals die zweithöchste Spielklasse, an. Durch die Fusion mit dem in der Oberliga Süd spielenden Stadtteilclub VfB Mühlburg, war er ab der Saison 1952/53 Aktiver des neu entstandenen Karlsruher Großvereines Karlsruher SC.

Sommerlatt war aber durch Bundestrainer Sepp Herberger bereits vor seiner KSC-Zeit zu internationalen Ehren gekommen. Am 14. Oktober 1951 wurde er, noch als Spieler in der 1. Amateurliga, in die B-Länderelf berufen und gab am 14. Mai 1952 bei dem ersten Länderspiel der neu aufgebauten Amateurnationalmannschaft auch seinen Einstand. Danach nahm er im Juli 1952 als Mitglied dieser Amateurauswahl am Olympischen Fußballturnier 1952 in Helsinki teil. Er war in allen vier Partien der von Sepp Herberger betreuten Mannschaft im Einsatz. Innerhalb von 13 Tagen absolvierten die Amateure gegen Ägypten, Brasilien, Jugoslawien und Schweden in Turku und Helsinki ausgezeichnete Spiele und reisten mit dem ehrenvollen vierten Platz im Olympischen Turnier nach Hause. Bekannte Mitspieler von Kurt Sommerlatt waren Kurt Ehrmann, Matthias Mauritz, Georg Stollenwerk, Willi Schröder und Herbert Schäfer.

In dem Buch von Fritz Walter „Spiele, die ich nie vergesse“ aus dem Copress-Verlag in München, 1955, schreibt Sepp Herberger:

„Lieber Fritz! Sie fragen mich nach dem Spiel, das mir am unvergeßlichsten ist. Aus der Vielzahl der Einzelbilder erhebt sich – alles überstrahlend – das Fußballturnier der Olympischen Spiele in Helsinki und die Weltmeisterschaft in der Schweiz. Helsinki … das ist für mich unsere junge Olympia-Elf, die aus dem Nichts entstand, deren hervorragende Leistungen und Erfolge getragen waren von den Kräften der Kameradschaft und des Mannschaftsgeistes.“

Am 24. August 1952 wurde der erste Spieltag der Oberliga Süd der Runde 1952/53 ausgetragen, Sommerlatt trug ebenso wie der vom FV Daxlanden gekommene Heinz Beck das neue Trikot des KSC bei dem 7:1 Start-Erfolg gegen die TSG Ulm 46. Schnell avancierte der „Athlet mit der Pferdelunge und dem strammen Schuss“ zum Denker und Lenker des KSC-Spiels. Er war Triebfeder und Angelpunkt im Angriff, dazu ein stets unermüdlicher Kämpfer und Antreiber. Am 21. Mai 1955 war er auch mit einem Treffer an dem 3:2-Erfolg gegen den FC Schalke 04 beim DFB-Pokalsieg beteiligt. In der Runde 1955/56 konnten sich Sommerlatt und seine Kameraden noch steigern. Sie holten den Titel in der Oberliga Süd, zogen in das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund ein und verteidigten am 5. August mit einem 3:1 Sieg gegen den Hamburger SV den Pokalgewinn des Vorjahres. Unermüdlicher Antreiber dabei war Kurt Sommerlatt.

Nach der Runde 1956/57, die mit einem dritten Rang des Karlsruher SC abgeschlossen wurde, verabschiedete er sich von Karlsruhe und wechselte zum FC Bayern München. Bereits am 29. Dezember 1957 triumphierte er zum dritten Mal in Folge im DFB-Pokal. Die Münchener gewannen das Pokalfinale mit 1:0 Toren gegen Fortuna Düsseldorf. Nach der zweiten Spielzeit 1958/59 – mit einem vierten Tabellenplatz – beendete er seine Laufbahn in der Oberliga Süd. Er hatte es beim KSC auf 144 Spiele mit 32 Toren und bei den Bayern auf 56 Spiele und 25 Tore in der Zeit von 1952 bis 1959 gebracht.

In dem Buch von Kirn/Natan im Ullstein-Verlag, Nr. 206, aus dem Jahre 1958 wird im Kapitel „Galerie großer Spieler“ über ihn ausgeführt:

„Überragend im Spielaufbau, ungemein fleißig und selbstlos, aber auch viel vom Schusspech verfolgt. Dennoch wertvollste Angriffskraft der ‚Bayern’ 1957/58.“

Er wechselte 1959 als Spielertrainer in die Schweiz zum FC La Chaux-de-Fonds und errang dort im Jahre 1961 den Schweizer Pokalsieg.

Bundesliga-Trainer beim Karlsruher SC

Nach dem enttäuschenden 9. Platz der Saison 1961/62 entschloss man sich beim Karlsruher SC zu einem Trainerwechsel. Man setzte auf den Ex-KSC-Spieler Kurt Sommerlatt, die Zeit des Österreichers Eduard Frühwirth war abgelaufen. Im Abschlussjahr der Oberliga Süd, 1962/63, führte Sommerlatt den KSC auf den 5. Tabellenplatz. Die Nominierung für die neue Fußball-Bundesliga zur Runde 1963/64 wurde damit erreicht. Dabei hatte er den Neuzugang Otto Geisert von Eintracht Nordhorn zu fünfzehn Treffern angeleitet und die zwei UEFA-Jugendauswahlspieler Rolf Kahn und Horst Wild erfolgreich in die Stammformation eingebaut. Die Saison beendeten die Karlsruher mit einer Weltreise, wovon der Trainer im damaligen Sport-MAGAZIN (z. B.: 27. Mai 1963) berichtete und auch noch in einigen Spielen (Hongkong) selbst zum Einsatz kam.

Im Startjahr der Bundesliga taten sich die Karlsruher dann aber sehr schwer mit der Umstellung der bisher gewohnten regionalen Oberligaanforderung an die deutlich gesteigerte Konzentration der Kräfte in einer Liga der sechzehn Besten. Nach äußerst schwachem Start mit 0:10 Punkten und 2:17 Toren konnte am Rundenende gerade noch der rettende 13. Platz, punktgleich mit Hertha BSC auf dem 14. Rang, belegt werden. Insgesamt betrachtet war das Erreichen des Klassenerhalts in der Bundesliga als Erfolg zu werten. Die Rahmenbedingungen waren in Karlsruhe noch weit entfernt von Verhältnissen, wie man sie heute mit dem Begriff Berufsfußball in Verbindung bringt.

Zur Situation des KSC in der Startphase 1963/64 ein Auszug aus dem Sport-MAGAZIN vom 9. September 1963, Seite 16/17, unter Bundesliga-Telegramme:

„Der Karlsruher Trainer Sommerlatt wurde neulich gefragt, worauf er die mangelhafte Kondition seiner Schützlinge zurückführe. Seine Erklärung:
Alle KSC-Spieler sind tagsüber voll beschäftigt. Zu einem scharfen Training um 17.30 Uhr haben sie nicht mehr die notwendige Kraft.“

In der zweiten Runde der Bundesliga 1964/65 trat keine Besserung ein. Nach der 0:2 Heimniederlage am 23. Januar 1965 gegen Werder Bremen stand der KSC nach dem 19. Spieltag mit 13:25 Punkten auf Rang 16. und zierte damit als Schlusslicht die Tabelle. Kurt Sommerlatt wurde daraufhin am 26. Januar 1965 in Karlsruhe als Trainer entlassen. Der KSC schloss diese Runde mit dem vorletzten Tabellenplatz ab, stieg aufgrund der folgenden Aufstockung auf 18 Vereine jedoch nicht ab.

Weitere Trainer-Stationen

Bereits Anfang Februar 1965 löste Sommerlatt auf dem Pirmasenser „Horeb“ in der Regionalliga Südwest beim dortigen FK Alfred Preißler als Trainer ab. Er zeigte eindrucksvoll mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Saison 1965/66 beim FK Pirmasens sein Können als Trainer. In der Aufstiegsrunde zur Bundesliga scheiterte er mit seiner Mannschaft nur wegen des schlechteren Torverhältnisses an Fortuna Düsseldorf.

Ebenfalls den Meistertitel errang er in der Regionalliga Südwest in der Saison 1970/71 mit Borussia Neunkirchen. Aber auch mit dem Team aus dem Ellenfeld-Stadion scheiterte er in der Aufstiegsrunde an Fortuna Düsseldorf.

Mit dem erneuten Engagement beim FK Pirmasens in der letzten Saison der Regionalliga 1973/74 beendete er dann seine Trainer-Tätigkeit.

Nach der Fußballkarriere

Sommerlatt, der sich nie als Profi-Trainer betätigte, sondern vielmehr die Trainer-Passion neben dem Aufbau und der Führung eines gut gehenden Sportfachgeschäftes in seiner Heimatgemeinde Blankenloch ausübte, praktizierte stets eine disziplinierte Einstellung zum Beruf und Sport. Daran änderte sich auch nichts, als er mit 43 Jahren erstmals zum Tennisschläger griff. Der Spielball war kleiner geworden, am Erfolgsstreben von Sommerlatt hatte sich aber nichts geändert. Die Verbundenheit zum Karlsruher SC wird nicht nur durch die vierteljährlichen Treffen der Ehemaligen gehalten, Besuche im Stadion bei Heimspielen waren über viele Jahre die Regel, auch der KSC selbst durch Präsident Hubert H. Raase gedachte am 21. Mai 2005 mit einem Ehrenabend der Pokalhelden von 1955 und 1956.

Stationen und Erfolge

Spieler

  • Phönix Karlsruhe, bis 1952; 1. Amateurliga Nordbaden
  • Karlsruher SC, 1952-57; Oberliga Süd; Pokalsieger 1955, 1956; Deutscher-Vizemeister 1956
  • FC Bayern München, 1957-59; Oberliga Süd; Pokalsieger 1957
  • FC La-Chaux-de-Fonds, 1959-62; Nationalliga A; Spieler-Trainer, Pokalsieg 1961
  • Vier B-Länderspiele, 1951-56
  • Sieben Amateurländerspiele, 1952; Teilnahme Olympia 1952
  • Repräsentativspieler für Süddeutschland, 1957
  • DFB-Lehrgänge/DFB-Testspiele in den Jahren 1952 und 1953

Trainer

  • Karlsruher SC, 1. Juli 1962 - 26. Januar 1965
  • FK Pirmasens, 7. Februar 1965 - 30. Juni 1967
  • VfR Frankenthal, 1968/69
  • Borussia Neunkirchen, 1969-1971
  • FC Homburg, 1971/72
  • SpVgg 07 Ludwigsburg, 12. November 1972 - 30. Juni 1973
  • FK Pirmasens, 4. November 1973 - 30. Juni 1974

Quellen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sommerlatt — Kurt Sommerlatt (* 25. Dezember 1928 in Karlsruhe) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und trainer. Er gewann als einziger Spieler dreimal hintereinander den DFB Pokal, zweimal mit dem Karlsruher SC in den Jahren 1955 und 1956 und einmal… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Ehrmann — 1955/56 Kurt Ehrmann, gerufen „Kaddel“ (* 7. Juni 1922 in Karlsruhe) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, der im Jahre 1952 einmal in die Deutsche Fußballnationalmannschaft berufen wurde und mit der Deutschen Amateurnationalmannschaft an… …   Deutsch Wikipedia

  • Karlsruher SC/Namen und Zahlen — In diesem Artikel finden sich weiterführende Informationen über den Karlsruher SC, die zweckmäßig zumeist nur in tabellarischer Form dargestellt werden können und die den Rahmen des Hauptartikels zu stark vergrößern würden. Hierzu gehören die… …   Deutsch Wikipedia

  • Karlsruher SC/Personen und Statistiken — In diesem Artikel finden sich weiterführende Informationen über den Karlsruher SC, die zweckmäßig zumeist nur in tabellarischer Form dargestellt werden können und die den Rahmen des Hauptartikels zu stark vergrößern würden. Hierzu gehören die… …   Deutsch Wikipedia

  • DFC Eggenstein — Karlsruher SC Voller Name Karlsruher Sport Club Mühlburg Phönix e. V. Gegründet 6. Juni 1894 Vereinsfarben Blau Weiß …   Deutsch Wikipedia

  • Fußball-Regionalliga 1965/66 — Die Fußball Regionalliga Saison 1965/66 war die dritte Spielzeit der seinerzeit zweithöchsten Spielklasse im deutschen Fußball. In der Aufstiegsrunde setzten sich Fortuna Düsseldorf und Rot Weiss Essen durch. Inhaltsverzeichnis 1 Modus 2 Nord 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Fußballnationalmannschaft der Amateure — Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Amateure war eine Auswahl aus nichtprofessionellen Spielern, die Deutschland bei Fußballbegegnungen gegen Teams anderer Nationen repräsentierte. Zwischen 1952 (2:1 gegen Großbritannien am 14. Mai in… …   Deutsch Wikipedia

  • Witlatschil — Gustav Witlatschil Gustav Witlatschil, gerufen „Gustl“ (* 9. Dezember 1935 in Zwittau) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler des Karlsruher SC, der es in der Oberliga Süd und in der Bundesliga von 1956 bis 1966 auf 220 Einsätze mit 38 Toren …   Deutsch Wikipedia

  • Joseph Marx (Fußballspieler) — Josef Marx, gerufen „Jupp“ (* 20. November 1934 in Geseke/Kreis Soest in Nordrhein Westfalen; † 24. August 2008) war ein deutscher Fußballspieler, der im Jahre 1960 einmal in der deutschen Nationalmannschaft zum Einsatz kam. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Jupp Marx — Josef Marx, gerufen „Jupp“ (* 20. November 1934 in Geseke/Kreis Soest in Nordrhein Westfalen; † 24. August 2008) war ein deutscher Fußballspieler, der im Jahre 1960 einmal in der deutschen Nationalmannschaft zum Einsatz kam. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”