- Kurzeck
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Peter Kurzeck (* 10. Juni 1943 in Tachau, Böhmen) ist ein deutscher Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Peter Kurzecks Familie wurde 1946 aus der Tschechoslowakei vertrieben. Er zog mit seiner Mutter und Schwester nach Staufenberg bei Gießen, wo er seine Jugend verbrachte. Nachdem er sich ab 1971 an wechselnden Orten aufgehalten hatte, wohnt er seit 1977 abwechselnd in Frankfurt am Main und im südfranzösischen Uzès.
Werk
Peter Kurzeck ist der Verfasser stark autobiografisch geprägter Romane und Erzählungen, in denen das Leben in der hessischen Provinz und in Frankfurt am Main sowie die bundesrepublikanische Gesellschaft detailliert in einer sehr eigenwilligen Sprache geschildert werden, ohne dabei auf eine Handlung im eigentlichen Sinn fixiert zu sein. Die Techniken, die Kurzeck einsetzt, erinnern bisweilen an Autoren wie James Joyce, Arno Schmidt oder Uwe Johnson. Im Zentrum seiner schriftstellerischen Ambition steht ohne Zweifel die Erinnerungs-Arbeit bzw. das Konservieren der gelebten Zeit.
Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Kurzeck an einem mehrbändigen autobiographischen Romanprojekt, das seinem erzählerischen Rahmen nach im Jahr 1984 in Frankfurt am Main angesiedelt ist. Die Romane seit Übers Eis (1997) sind Teile dieser minuziösen Chronik eines einzigen Jahres im Leben eines Schriftstellers.
Neben dem von Günter Grass gestifteten Alfred-Döblin-Preis und einigen anderen renommierten Auszeichnungen erhielt Kurzeck im Jahr 1994 den Joseph-Breitbach-Preis des Ministeriums für Kultur und Bildung, Mainz, und des Südwestfunks, Landesstudio Rheinland-Pfalz. Das Land Rheinland-Pfalz und der SWF haben ihren Preis umbenannt in Georg-K.-Glaser-Preis, nachdem der von Joseph Breitbach testamentarisch gestiftete Preis 1998 ins Leben gerufen wurde.
Einen Namen hat sich Kurzeck ferner durch seine mitreißenden und individuellen Lesungen sowie v.a. durch seine Hörbuch-Produktionen gemacht. 2007 erschien die supposé-Produktion "Ein Sommer, der bleibt" - ein avantgardistisches Projekt mit Peter Kurzeck in der Rolle des Erzählers. Ohne Manuskriptvorlage erzählt er hier von den Jahren seiner Kindheit - der Rezipient erhält somit die seltene Möglichkeit, Zeuge von Literaturentstehung zu sein. Ein Sommer, der bleibt wird auf der Rückseite der CD-Hülle als Roman klassifiziert, was die Kapazität dieses Genres erheblich erweitert, sofern man dieser Auffassung bzw. Bezeichnung zustimmen möchte.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1988 Literaturpreis des Landkreises Gießen
- 1989 Kunstpreis der Stadt Cloppenburg
- 1991 Alfred-Döblin-Preis
- 1994 Joseph-Breitbach-Preis des Ministeriums für Kultur und Bildung, Mainz, und des Südwestfunks, Landesstudio Rheinland-Pfalz
- 1995 Kester-Haeusler-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung
- 1999 Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- 2000 Hans-Erich-Nossack-Preis
- 2000-2001 Stadtschreiber von Bergen
- 2004 Preis der Literaturhäuser
- 2004 Kranichsteiner Literaturpreis
- 2006 George-Konell-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden
- 2007 Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis
- 2007 Calwer Hermann-Hesse-Stipendium
- 2008 Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main
- 2009 Hörbuchpreis Hörbuch des Jahres 2008 für Ein Sommer, der bleibt[1]
Werke
- Der Nußbaum gegenüber vom Laden, in dem du dein Brot kaufst, Frankfurt am Main 1979
- Das schwarze Buch, Frankfurt am Main 1982
- Kein Frühling, Frankfurt am Main 1987. Erweiterte Neuauflage, Frankfurt am Main 2007
- Kommt kein Zirkus ins Dorf? (Hörspiel, HR 1987), Gießen 1987
- Keiner stirbt, Frankfurt am Main 1990
- Mein Bahnhofsviertel, Frankfurt am Main 1991
- Der Sonntagsspaziergang (Hörspiel, HR 1992)
- Vor den Abendnachrichten, Heidelberg 1996
- Übers Eis, Frankfurt am Main 1997
- Als Gast, Frankfurt am Main 2003
- Ein Kirschkern im März, Frankfurt am Main 2004
- Stuhl, Tisch, Lampe, Köln 2004 (Hörbuch CD)
- Oktober und wer wir selbst sind, Frankfurt am Main 2007
- Ein Sommer, der bleibt. Peter Kurzeck erzählt das Dorf seiner Kindheit. Konzeption und Regie: Klaus Sander. Erzähler: Peter Kurzeck, Berlin 2007 (4-CD-Box)
- Peter Kurzeck liest aus Kein Frühling, Frankfurt am Main 2007 (Hörbuch, 4 CDs)
Literatur
- Mechthild Curtius: Peter Kurzeck "Zwangsvorstellung: Dass ich nichts vergessen darf!" Interview, in: Dies. (Hg.): Autorengespräche. Verwandlung der Wirklichkeit. Fischer, Frankfurt 1991, S. 155-168. ISBN 978-3596102563
- Jörg Magenau: Die Suche nach der verlorenen Zeit. Peter Kurzecks Romane „Kein Frühling“ und „Keiner stirbt“, in: Deutschsprachige Literatur der 70er und 80er Jahre, hg. v. Walter Delabar und Erhard Schütz, Darmstadt 1997, S. 236-253
- Sabine Sistig: Wandel der Ich-Identität in der Postmoderne? Zeit und Erzählen in Wolfgang Hilbigs "Ich" und Peter Kurzecks "Keiner stirbt". Königshausen u. Neumann, Würzburg 2003. (= Epistemata/Reihe Literaturwissenschaft; 407) ISBN 3-8260-2361-7
- Beate Tröger: Gehen, um zu schreiben. Peter Kurzecks autobiographisches Romanprojekt, in: Hans Richard Brittnacher, Magnus Klaue (Hrsg.): Unterwegs. Zur Poetik des Vagabundentums im 20. Jahrhundert. Köln-Weimar-Wien 2008: Böhlau, S. 261-276
Einzelnachweise
- ↑ http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5982&key=standard_document_36226592
Weblinks
- Literatur von und über Peter Kurzeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der erinnerungsselige Chronist Peter Kurzeck (hr2)
- Peter Kurzeck im Poetenladen
- Kurzeck erhält Lichtenbergpreis
Personendaten NAME Kurzeck, Peter KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller GEBURTSDATUM 10. Juni 1943 GEBURTSORT Tachau, Böhmen
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