Königin-Luise-Gedächtniskirche (Berlin)

Königin-Luise-Gedächtniskirche (Berlin)
Die Königin-Luise-Gedächtniskirche

Die Königin-Luise-Gedächtniskirche ist der einzige bedeutende evangelische Kirchenbau auf der sogenannten „Roten Insel“, einem Kiez im Berliner Ortsteil Schöneberg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche steht auf dem Gustav-Müller-Platz, der – bis auf den kleinen Leuthener Platz – auch der einzige tatsächliche Platz (im engeren, städtebaulichen Sinne) auf der Roten Insel ist, von zahlreichen Eisenbahngleisen umgeben.

Mit seiner markanten neobarocken Kuppel prägt der Kirchenbau das Bild des gesamten Ensembles. Diese Kuppel ist auch der Grund dafür, dass die Berliner die Kirche im Volksmund etwas respektlos als „Käseglocke“ bezeichnen.

Baugeschichte

Die evangelische Kirchengemeinde von Schöneberg erwarb 1904 das Baugelände von der Bahnhof Schöneberg Boden-Gesellschaft mbH zum Preis von 65.000 Mark.

Im Jahr 1908 wurde der „Wettbewerb für eine Kirche auf dem Gustav-Müller-Platz“ ausgeschrieben, zu dem 168 Entwürfe eingereicht und drei prämiert wurden. Da jedoch zunächst keiner dieser Entwürfe akzeptiert wurde, wurde noch ein weiterer „engerer Wettbewerb“ initiiert, an dem fünf namentlich erwähnte Architekten beteiligt waren, unter anderem San Micheli Wolkenstein[1].

Die vom Friedenauer Architekten Berger projektierte Saalkirche entschied letztlich diese zweite Ausschreibung für sich, und der Grundstein wurde am 23. Dezember 1910 gelegt. Nach fünfzehnmonatiger Bauzeit wurde die Kirche am 10. März 1912 eingeweiht.

Name

Die Grundsteinlegung geschah im 100. Todesjahr, die Einweihung am 136. Geburtstag der Königin Luise von Preußen, der zu Ehren die Kirche ihren Namen erhielt. Die Namensgebung war, zeitgenössischen Quellen zufolge, in den ersten Jahren der neuen Kirchengemeinde unter deren Mitgliedern nicht unumstritten. Das lag daran, dass sich in der Gemeinde zwei Parteien gegenüber standen: eine positiv genannte, die eher konservativ und kaisertreu ausgerichtet war, und eine liberale.

Dies entsprach der sozialen Struktur der Roten Insel zur Kaiserzeit: Der Kiez war einerseits Standort einer preußischen Armeeeinheit; auf der anderen Seite sympathisierte ein großer Teil der Bevölkerung offen mit der Sozialdemokratie. Dass letztere die stärkere Gruppe war, zeigt sich auch heute noch an dem volkstümlichen Namen Rote Insel.

Heute steht die Königin-Luise-Gedächtniskirche unter Denkmalschutz.[2] Sie ist die Hauptpredigtstätte der Evangelischen Königin-Luise-und-Silas-Kirchengemeinde. Die gleichnamige Gemeinde ist evangelisch-lutherisch geprägt. Gottesdienste finden jeden Sonntag um 10 Uhr statt. Ergänzt wird das gemeindliche Angebot durch viele Aktivitäten im Bereich der Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit. Das Gemeindehaus und die Küsterei befinden sich in der Leberstraße 7.

Das Kirchengebäude

Im Grundriss wurde ein Oktogon gewählt. Über dem eher schlichten in Kalkstein ausgeführten Haupteingang befindet sich ein großes mehrteiliges Rundbogenfenster mit leichter Bleiverglasung, das viel Tageslicht in den Kirchenhauptraum eintreten lässt. Der Altarbereich mit einem modernen Altartisch auf Edelstahlfuß ist leicht erhöht auf einem Podium. Ein einfaches mannshohes Holzkreuz steht vor einer weißen schmucklosen Wand. Eine Reihe Pfeifen einer kleinen Orgel sind am oberen Rand der Wand zu sehen. Dieser Altarbereich wurde im Jahr 1979 von dem Berliner Künstler Volkmar Haase neu gestaltet.

Bereits im Jahr 1962 erfolgte eine erste Renovierung des Innenraumes der Kirche, bei der alte Wandmalereien überstrichen worden waren.

Im Kirchenraum finden bis zu 750 Personen Platz.[3]

Literatur

  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. CZV-Verlag, Berlin 1986, ISBN 3-7674-0158-4.
  • Thomas Götz, Peter Eichhorn: Berlin. Sakrale Orte. Edition 2010. Grebennikow Verlag GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-94178409-3, S. 70–71.

Weblinks

 Commons: Königin-Luise-Gedächtniskirche (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zwei Blätter zum Wettbewerb der Königin-Luise-Gedächtniskirche im Architekturmuseum der TU Berlin
  2. Baudenkmal Königin-Luise-Gedächtniskirche
  3. Thomas Götz, Peter Eichhorn: Berlin. Sakrale Orte. Edition 2010. Grebennikow Verlag GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-94178409-3, S. 70–71.
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