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Königstiger Ein Königstiger
Systematik Überfamilie: Katzenartige (Feloidea) Familie: Katzen (Felidae) Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae) Gattung: Panthera Art: Tiger (P. tigris) Unterart: Königstiger Wissenschaftlicher Name Panthera tigris tigris Linnaeus 1758 Der Königstiger (Panthera tigris tigris) ist nach dem Sibirischen Tiger die größte Unterart des Tigers. Die auf dem Indischen Subkontinent verbreitete Tiger-Unterart wird auch Bengal-Tiger oder Indischer Tiger genannt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Wissenschaftliche Daten zum Königstiger gelten gemeinhin als sehr fundiert und gesichert, da er (heute als auch historisch) die noch zahlenmäßig am weitesten verbreitete Subspezies darstellt, des Weiteren in Gefangenschaft (Zoos, Tierparks, Privatbesitz) sehr viele Exemplare leben.
Körperbau
Der männliche Königstiger wird von der Schnauzen- bis zur Schwanzspitze gemessen zwischen 270 und 310 cm lang (in Ausnahmefällen über 360 cm), die Tigerinnen erreichen 240–270 cm. Das Gewicht der Männchen liegt zwischen 180 und 300 kg, das der Weibchen zwischen 100 und 180 kg. Die Schulterhöhe liegt zwischen 90 und 100 cm. Die Schädelform ist der des Indochinesischen und Malaysia-Tigers extrem ähnlich.
Fell
Die Grundfarbe des Fells ist ein leuchtendes Rot-Gold. Die Bauchseite des Tigers ist weiß. Die relativ breiten, schwarzen Querstreifen ziehen sich vom Kopf über den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze, und auch die Hinterbeine sind in gleicher Weise gestreift.
Nur beim Königstiger kommen in der Natur vereinzelt die sog. „Weißen Tiger“ vor, Teilalbinos, die seit den 1950er Jahren in US-Zoos, später von Zirkussen und Schaustellern weitergezüchtet wurden. Die heute unter dem Namen „Weißer Tiger“ (weiß mit schwarzen Streifen), „Schneetiger“ (ganz weiß), „Goldener Tiger“ (gelb mit blassen Streifen) usw. bekannten Show-Tiere sind eigens gezüchtete Farbformen, in die teilweise Sibirische Tiger eingekreuzt wurden; sie stellen keine eigenen Arten dar.
Ernährung
Ein Königstiger benötigt ca. 8 kg Fleisch am Tag. Seine Hauptnahrung sind große Säuger wie Nilgauantilopen, Gaure, Sambarhirsche, Barasinghas, Axishirsche und Wildschweine. Seltener frisst er kleinere Beutetiere wie Affen, Hasen, Kaninchen und Wasservögel. Der Tiger schleicht an seine Beute heran, springt sie an und drückt sie mit den kräftigen Vorderpfoten auf den Boden. Die Weite der Sprünge kann bis zu 6 Meter betragen. Zum Töten beißt er in die Kehle seines Opfers oder bricht dessen Genick durch einen Biss in den Nacken. Normalerweise gehören Menschen nicht zum Beutespektrum von Tigern. Trotzdem kommt es immer wieder zu Angriffen auf Menschen; manche Tiger werden aus unbekannten Gründen zu spezialisierten „Menschenfressern“. Tiger dringen allerdings nicht in menschliche Siedlungen ein, sondern töten Menschen, die ihre Dörfer verlassen, etwa Holzfäller oder Bauarbeiter. In manchen Gegenden ist es aus diesem Grund üblich, dass Menschen, die ihr Dorf verlassen, eine Maske auf dem Hinterkopf tragen, da Tiger immer von hinten angreifen. Eine besonders hohe Dichte an menschlichen Opfern ist in den Mangrovenwäldern Sundarbans auffällig.[1][2]
Fortpflanzung und Lebensdauer
Der Königstiger hat eine Tragzeit von 95 bis knapp über 110 Tagen. Ein Tigerweibchen kann zwei bis sechs Junge mit einem Wurf zur Welt bringen, die in den ersten zwei Wochen blind sind und nach frühestens zwei Monaten den gemeinsamen Unterschlupf verlassen. Die Lebensdauer eines Königstigers beträgt in freier Wildbahn bis zu 17 Jahre, in Gefangenschaft können einzelne Exemplare über 20 Jahre alt werden.
Verbreitung
Der Königstiger war einst von Pakistan bis Myanmar über den Indischen Subkontinent verbreitet. Auf Sri Lanka fehlt er allerdings natürlicherweise. Vor 100 Jahren gab es allein in Indien noch ungefähr 40.000 Tiger. Heute kommt er in weitgehend unzusammenhängenden Vorkommen in Nord- Südwest- und Mittelindien sowie in Myanmar, Nepal und Bhutan vor. Die größte Population findet sich heute in den Sundarbans im Grenzgebiet von Indien und Bangladesch, einem der größten zusammenhängenden Mangrovengebiete der Welt. In Pakistan galt er einst als ausgestorben, wurde aber vor 10 Jahren im Kirthar-Nationalpark wieder angesiedelt.
Die genaue Größe der heutigen Gesamtpopulation des Königstigers ist unbekannt. 2004 wurde ihre Gesamtzahl auf 3200 bis 4500 Tiere geschätzt. In einem Artikel der Fachzeitschrift Nature wurde im Juni 2006 berichtet, die letzte amtliche indische Zählung der Tiger im Jahr 2002 habe 3642 Individuen nachgewiesen.[3] Diese Erhebung war aber innerhalb von nur zwei Wochen und auf Basis von Fußabdrücken erstellt worden. Daher wurde die indische Zählmethode 2003 in der Fachzeitschrift Animal Conservation als ungeeignet kritisiert, da es in dieser kurzen Zeit unmöglich sei, die Fährten aller Tiger zu entdecken.[4] Anfang November 2007 bezifferte das Wildlife Institute of India die Population auf der Grundlage von Aufnahmen automatischer Kameras auf ca. 1300 bis 1500 Tiere.[5].
Nach Angaben der indischen Regierung vom März 2011 weist die Population inzwischen wieder 1.700 Exemplare auf. Demnach zeigen die Ausweisung von Tiger-Schutzgebieten sowie die Bekämpfung der Wilderei positive Effekte.[6]
Die Unterart wird vom IUCN als stark gefährdet eingestuft.[7] Obwohl der Königstiger von allen Unterarten des Tigers noch den größten Bestand aufweist, ist dieser auch bei ihm aufgrund von Wilderei, Habitatverlust und Beutemangel stark rückläufig.[8]
Etymologie
Der Begriff „Königstiger“ stammt ursprünglich aus der (englischen) Jägersprache („royal tiger“) und bezeichnete keine eigene Unterart, sondern besonders große Exemplare, die begehrte Jagdtrophäen darstellten (wie z. B. „Zwölfender“ im Deutschen auch keine eigene Rasse sind). Die Unterart wurde bis dahin einfach „indischer“ bzw. „bengalischer“ Tiger genannt. Später wurde der Begriff auf alle indischen Tiger übertragen.[9]
Filme
- Zwei Brüder – Zwei junge Bengaltiger-Brüder werden im Kindesalter bei ihrer Flucht vor Jägern im Dschungel getrennt. Jahre später treffen sie als Tiger wieder aufeinander, die in einer Arena gegeneinander kämpfen sollen.
- Natural Killers Tiger der Sümpfe – Mike Herd filmte sechs Monate den Königstiger in Bangladesh.
- Tigerspuren – Broken Tail bricht aus – Colin Stafford-Johnson verfolgt die Spuren eines Königstigers auf Wanderschaft durch Indien. (Indien, Irland, 2009)
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
Weblinks
- Studie des WWF, 2005 (PDF, englisch; 2,77 MB)
Einzelnachweise
- ↑ www.20min.ch - Alltag mit den Menschenfressern
- ↑ Wie Menschen in Indien mit dem Tiger leben auf RP-online
- ↑ Erika Check (2006): The Tiger's Retreat. In: Nature. Band 441, S. 927-930. [1]
- ↑ Karanth, K. U., Nichols, J. D., Seidenstricker, J., Dinerstein, E., Smith, J. L. D., McDougal, C., Johnsingh, A. J. T., Chundawat, R. S. and Thapar, V. (2003). Science deficiency in conservation practice: the monitoring of tiger populations in India. In: Animal Conservation. Band 6, S. 141-146. Abstract
- ↑ Tiger numbers halved by new census. In: New Scientist. Band 2629, S. 4.
- ↑ eurekalert.org vom 28. März 2011: „India releases tiger numbers as experts convene.“
World Wide Fund for Nature, Pressemitteilung vom 28. März 2011: „Mehr Tiger in Indien.“ – In die im Vergleich zu 2007 um ca. 300 Individuen erhöhte Zahl ging 2011 allerdings auch eine 70 Tiere umfassende Population ein, die 2007 nicht berücksichtigt worden war. - ↑ Chundawat, R.S., Khan, J.A. & Mallon, D.P. (2008): Panthera tigris ssp. tigris. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. Link (Abgerufen am 29. April 2010).
- ↑ David Macdonald (Hrsg.): Enzyklopädie der Säugetiere. Tandem Verlag, Königswinter 2003, ISBN 3-89731-928-4.
- ↑ Vratislav Mazák , Der Tiger
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