- Körper-Massen-Zahl
-
Der Body-Mass-Index (BMI [ˈbɔdi mæs ˈindeks]) – auch Körpermasseindex (KMI), Kaup-Index oder Körpermassenzahl (KMZ) – ist eine Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen. Sie wurde von Adolphe Quételet entwickelt. Da Übergewicht ein weltweit zunehmendes Problem darstellt, wird die Körpermassenzahl vor allem dazu verwendet, auf eine diesbezügliche Gefährdung hinzuweisen.
Der BMI gibt lediglich einen groben Richtwert an und ist umstritten, da er die Statur eines Menschen und die individuell verschiedene Zusammensetzung des Körpergewichts aus Fett- und Muskelgewebe naturgemäß nicht berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
Berechnung
Die Körpermassenzahl wird folgendermaßen berechnet:
wobei Masse das Körpergewicht in Kilogramm und Größe die Körpergröße in Metern angibt.
Werte von normalgewichtigen Personen liegen gemäß der Adipositas-Klassifikation der WHO zwischen 18,50 kg/m² und 24,99 kg/m², ab einer Körpermassenzahl von 30 kg/m² sind demnach übergewichtige Personen behandlungsbedürftig.
Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI (nach WHO, Stand 2008)[1]:
Kategorie BMI (kg/m²) Starkes Untergewicht < 16 < 18,5
UntergewichtMäßiges Untergewicht 16 – 17 Leichtes Untergewicht 17 – 18,5 Normalgewicht 18,5 – 25 Präadipositas 25 – 30 ≥ 25
ÜbergewichtAdipositas Grad I 30 – 35 ≥ 30
AdipositasAdipositas Grad II 35 – 40 Adipositas Grad III ≥ 40 Auch bei Kindern und Jugendlichen wird der BMI zur Diagnoseerstellung bezüglich Unter- oder Übergewicht herangezogen, wobei die Kategorisierung allerdings unter Zuhilfenahme geschlechts- und altersabhängiger Bewertungskurven[2] modifiziert wird. Die 50-Prozent-Perzentile entspricht dabei dem Mittelwert des Normkollektivs, die 3. und die 97. Alters-Perzentile markieren die Normgrenzen (starkes Unter- und Übergewicht).
Neben dem Alter spielt auch das Geschlecht eine wichtige Rolle. Männer haben in der Regel einen höheren Anteil von Muskelmasse an der Gesamtkörpermasse als Frauen. Deshalb sind die Unter- und Obergrenzen der BMI-Werteklassen bei Männern etwas höher als bei Frauen. So liegt das Normalgewicht bei Männern laut DGE im Intervall von 20 bis 25, während es sich bei Frauen im Intervall von 19 bis 24 befindet.
Für die Beurteilung eines Untergewichts wird auch der Broca-Index verwendet, z. B. bei der Magersucht. Die diagnostischen Kriterien der Magersucht sehen bei Erwachsenen eine Körpermassenzahl von ≤ 17,5 kg/m² vor, bei Kindern und Jugendlichen einen BMI unterhalb der 10. Alters-Perzentile.
Beispiele:
- Eine Frau ist 56 kg schwer, 20 Jahre alt und 1,70 m groß. Ihre Körpermassenzahl errechnet sich wie folgt: 56 kg / (1,7 m · 1,7 m) ≈ 19,38 kg/m² ⇒ Normalgewicht.
- Ein Mann ist 1,76 m groß, 32 Jahre alt und 78 kg schwer. Seine Körpermassenzahl beträgt 78 kg / (1,76 m · 1,76 m) ≈ 25,18 kg/m² ⇒ Präadipositas.
Berechnung bei fehlenden Gliedmaßen (Amputation)
Liegt eine Amputation vor, so muss man vor der Berechnung des BMI das theoretische Körpergewicht berechnen. Hierfür werden folgende Werte herangezogen.
Körperteil Korrekturwert Hand 0,8 Unterarm 2,2 Oberarm 8,5 Fuß 1,8 Unterschenkel 5,3 Oberschenkel 11,6 Beispiel:
Eine Frau ist 56 kg schwer, 20 Jahre alt und 1,70 m groß. Der linke Unterschenkel der Frau wurde amputiert. Ihr theoretisches Körpergewicht errechnet sich wie folgt:
Dieses Gewicht dann in die normale BMI-Formel einsetzen:
Aussagekraft des BMI
Auf Grund der unspezifischen Ausgangsgröße Gewicht kann der BMI keine Aussage darüber machen, ob beim jeweiligen Körpergewicht ein überproportionaler Fett- (Übergewicht, Adipositas) oder Muskelanteil (vgl. Bodybuilder) vorliegt, also der betroffene Mensch übergewichtig oder muskulös ist. Diese Unterscheidung ist aber hinsichtlich des Aussagewertes zentral, so dass der BMI-Wert − neben der Ergebnisverzerrung bei steigender Körpergröße und ähnlicher Statur − nur begrenzt anwendbar bzw. aussagefähig ist.
Insbesondere problematisch ist die Anwendung des BMI bei Sportlern mit einem hohen Anteil an Muskelmasse. Aufgrund der hohen Dichte des Muskelgewebes erreichen diese oft BMI-Werte, die ein Übergewicht implizieren. Maßgeblich für ein Übergewicht ist jedoch der Anteil des Fettgewebes, über den der BMI keine Aussage treffen kann. Aus diesem Grunde sollte bei der Beurteilung grundsätzlich auch der Körperfettanteil gemessen und berücksichtigt werden.
Herkunft des BMI
Der BMI wurde vom belgischen Mathematiker Adolphe Quételet im 19. Jahrhundert entwickelt. Populär wurde er durch den Einsatz bei US-amerikanischen Lebensversicherern, um über eine einfache Einstufung die Prämien für Lebensversicherungen berechnen zu können, da die Risiken durch Übergewicht besonders in den USA (aufgrund des ständig steigenden Anteils übergewichtiger Menschen) relevant sind. Die Entwicklung erfolgte also aus primär wirtschaftlichen und nicht aus gesundheitspolitischen Gründen.
Andere Indizes
Neben dem BMI existieren auch eine Reihe weiterer Indizes, z. B. der Broca-Index, der Ponderal-Index, der Quételet-Index (Masse / Größe (in anderen Quellen auch Masse / Größe² = BMI)) und der Körperbau-Entwicklungsindex von Wutscherk, der sich sogar zu einer biologischen Altersbestimmung eignen soll. Für die Übergewichtsbestimmung kommt auch häufiger das Taille-Hüft-Verhältnis (Waist-Hip-Ratio) zum Einsatz, ein weiteres, leichter zu bestimmendes Maß ist das Verhältnis Körperlänge zu Taille (Waist-to-Height-Ratio). Ein anderes Maß ist die Körperoberfläche, oft nach der Mosteller-Formel berechnet. Als Folge dieser vielen Maße kann – je nach absoluter Körperlänge und Morphologie – die Bestimmung von Übergewicht für dieselbe Person nach der einen oder anderen Formel unterschiedlich ausfallen.
Besonders leicht zu messen ist der Bauchumfang. Er korreliert ziemlich genau mit dem BMI und wird deshalb in der Medizin und in der Bevölkerung zunehmend zur Bestimmung von Übergewicht verwendet.
Statistik: Gewichtsklassen nach BMI, Deutschland
BMI Männer Frauen < 20 3 % 9 % 20 – 25 47 % 52 % 25 – 30 42 % 31 % 30 – 40 8 % 8 % > 40 0,5 % 0,4 % Quelle: Typologie der Wünsche, 2006/2007[3]
Einzelnachweise
Weblinks
- BMI-Rechner
- Quelloffener BMI-Rechner
- BMI-Rechner für Kinder und Jugendliche von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Weiteres
- Tabelle des Body Mass Index (BMI) der erwachsenen Bevölkerung nach Alter, Sozialschicht und Geschlecht, Deutschland, 1998 von der Gesundheitsberichterstattung des Bundes
- „Rund und trotzdem gesund: Body-Mass-Index wird zu streng gehandhabt“ – Artikel zum Thema „fett ist nicht gleich fett“, von „ddp/wissenschaft.de“, 2. August 2005
Wikimedia Foundation.