Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle)

Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle)

Das Landesmuseum für Vorgeschichte (zum Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt gehörend) in Halle (Saale) ist das archäologische Landesmuseum und die Denkmalbehörde des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Zu den Aufgaben des Landesamtes gehören unter anderem die Bodendenkmalpflege sowie die Bau- und Kunstdenkmalpflege.

Landesmuseum für Vorgeschichte (Vorderansicht)
Himmelsscheibe von Nebra
Bestattungen von Eulau

Als Teil der archäologischen Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt beherbergt es eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutendsten archäologischen Sammlungen in Deutschland. Zum umfangreichen Sammlungsbestand von mehr als 15 Millionen Funden gehören zahlreiche Stücke weltweiten Ranges, wie beispielsweise die berühmte Himmelsscheibe von Nebra. Die Himmelsscheibe wurde am 4. Juli 1999 auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra gefunden und befindet sich seit dem 23. Mai 2008 in der Dauerausstellung des Museums. Zu den zahlreichen weiteren bedeutenden Funden zählen unter anderem der Reiterstein von Hornhausen und die Familiengräber von Eulau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Museums

Die Gründung des Museums erfolgte am 3. Oktober 1819 durch den Thüringisch-Sächsischen Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale in Naumburg. 1823 erfolgte die Verlegung nach Halle und 1825 die Unterbringung der Sammlung im Alten fürstlichen Prachtsaal der Neuen Residenz. Am 18. November 1876 wurde auf Beschluss des Landtags die Historische Commission der Provinz Sachsen gegründet. Im März 1882 wurden die Mittel zur Einrichtung eines Provinzialmuseums vom Landtag bewilligt. Erster Direktor wurde am 16. Juli 1884 der Konservators und Oberst a. D. Hans von Borries. Mit dem Beschluss der Historischen Kommission vom 21. April 1886, dem Museum geeignete Mitarbeiter bereitzustellen, begann die amtliche Bodendenkmalpflege in der Provinz Sachsen.

Architekt Wilhelm Kreis entwarf einen Bau, der sich an die Porta Nigra in Trier orientierte. Detaillierte Pläne lieferten Direktor Reuß und Landesbaurat Ruprecht. Von 1911 bis 1913 erfolgte der Bau des ersten Museumsgebäudes für Vorgeschichte in Deutschland auf einem vom der Stadt Halle unentgeltlich überlassenen Areal, das am 9. Oktober 1918 eingeweiht wurde. 1921 erfolgte mit der Gründung des Museumsbundes der Provinz Sachsen die Umbenennung des Museums in Landesanstalt für Vorgeschichte. Im Gartenbereich des Museums wurde 1932 eine Freilichtausstellung eingerichtet. 1934 erfolgt die Umbenennung in Landesanstalt für Volkheitskunde.

Die Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs überstanden das Museum und die angeschlossene Fachbibliothek ohne nennenswerte Verluste und bereits im März 1946 konnte die Dauerausstellung wieder eröffnet werden. 1950 wurde das Landesmuseum dem Staatssekretariat für Hochschulwesen der DDR unterstellt, dem späteren Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen. Im Jahre 1955 wurde das erste Mammutskelett in der Dauerausstellung präsentiert. 1983 wurde das Museumsgebäude unter Denkmalschutz gestellt und ein Jahr später konnte der millionste Besucher begrüßt werden.

Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde das Landesmuseum zunächst dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft und 1991 dem Kultusministerium unterstellt. Am 21. Oktober 1991 beschloss die Landesregierung von Sachsen-Anhalt die Bildung eines Landesamtes für Denkmalpflege und die Umbenennung des Museums in Landesamt für archäologische Denkmalpflege. Am 8. April 1997 erfolgte eine weitere Umbenennung in Landesamt für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt.

Medienraum des Landesmuseums

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten konnte das Museum am 23. Mai 2008 mit der neuen Dauerausstellung zum Paläolithikum, Mesolithikum, Neolithikum und zur Frühbronzezeit wiedereröffnen. Im Jahr 2010 konnte dann auch ein Medienraum mit kleiner Kinoleinwand, der ca. 40 Personen Platz bietet, in Betrieb genommen werden.

Direktoren bzw. Landesarchäologen

  • Hans von Borries 1884–1890
  • Dr. Julius Schmidt 1890–1912
  • Prof. Dr. phil. Hans Hahne 1912–1935
  • Prof. Dr. phil. Walther Schulz 1935–1945
  • Prof. Dr. habil. Hermann Behrens 1959–1980
  • Dr. phil. Dieter Kaufmann 1981–1992
  • Prof. Dr. habil. Siegfried Fröhlich 1992–2000
  • Prof. Dr. phil. Harald Meller seit 2001

Ausstellungen

In der Dauerausstellung werden die außergewöhnlich interessanten archäologischen Funde Sachsen-Anhalts in zeitlicher Folge - vom Beginn der Steinzeit bis zur Frühbronzezeit - ausgestellt. In den folgenden Jahren wird die Dauerausstellung nach und nach erweitert. Den chronologischen Endpunkt werden das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bilden.

In unregelmäßigen Abständen werden auch Sonderausstellungen im Landesmuseum präsentiert. Zuletzt war vom 26. März 2010 bis zum 30. Januar 2011 die Ausstellung "Elefantenreich - eine Fossilwelt in Europa" zu sehen. Es wurden dort die rund 200.000 Jahre alten Relikte eines ganzen Seebiotops, die Archäologen vor dem Schaufelradbagger in der Braunkohlegrube Neumark-Nord retten konnten, gezeigt.

Ab dem 9. Dezember 2011 wird die Sonderausstellung "Pompeji, Nola, Herculaneum - Katastrophen am Vesuv" zu sehen sein. Hier soll die Verbindung zwischen der Wiederentdeckung von Pompeji und Herculaneum im 18. Jh. und Sachsen-Anhalt als Geburtsland der Antiken-Rezeption nördlich der Alpen dargestellt werden.

Museumsshop

Museumsshop

Im Landesmuseum befindet sich auch ein Café sowie der Museumsshop des Vereins zur Förderung des Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) e.V., wo neben Publikationen auch Schmuck, Uhren, CDs, DVDs des Landesamtes und auch Nachbildungen archäologischer Fundstücke (z. B. der Himmelsscheibe von Nebra) angeboten werden.

Restaurierungswerkstatt

Restaurierungswerkstatt

Nach einer zweijährigen Bauzeit wurde im März 2008 auf dem Museumshof die neue Restaurierungswerkstatt eingeweiht. Das Gebäude mit seinen 860 Quadratmetern Nutz- und Arbeitsfläche bietet auf drei Etagen alle Voraussetzungen, um zeitgemäß naturwissenschaftlich und archäologisch arbeiten und unter besten Bedingungen restaurieren zu können. Es entstand hier ein reiner Zweckbau mit Lastenaufzug, Ablufteinrichtungen, Hochregallagern, Schmelzöfen, Laborräumen und sogar einer LKW-Einfahrt.

Bibliothek

Durch die Zusammenlegung der vormaligen Landesämter für Denkmalpflege und Archäologie zum gemeinsamen Landesamt ab 1. Januar 2004 verfügt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt heute über zwei räumlich getrennte Bibliotheken, die beide grundsätzlich der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Die Fachbibliothek Bereich Denkmalpflege ist neben der Universitäts- und Landesbibliothek Halle die bedeutendste Bibliothek im Bereich der praktischen Denkmalpflege, in der Kunst-, Bau- und Regionalgeschichte Mitteldeutschlands. Die Bibliothek verfügt über einen Bestand von ca. 30.000 Bänden.

Die Bibliothek des Bereichs Archäologie umfasst rund 80 000 Bände; Sammelschwerpunkt ist hierbei die Vor- und Frühgeschichte in Europa, insbesondere Mitteldeutschlands. Es werden jedoch auch Werke zur außereuropäischen Archäologie sowie zu naturwissenschaftlichen Themen geführt. Sie ist eine der größten Fachbibliotheken Deutschlands.

Veröffentlichungen

Auswahl:

  • Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder, Bd. 1/1902 – 31/1939
  • Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 32/1940 – 90/(2006), 2007
  • Mitteldeutsche Volkheit. Hefte für Vorgeschichte und Volkskunde, Jg. 1/1935 – Jg. 9/1942
  • Mitteldeutsche Vorzeit. Nachrichtenblatt für Vor- und Frühgeschichte, 1934
  • Mittheilungen aus dem Provinzial-Museum der Provinz Sachsen zu Halle a.S., H. 1/1894 – H. 3/1912
  • Archäologische Berichte aus Sachsen-Anhalt, 1993–1999/Teil IV (2000)
  • Veröffentlichungen des Provinzialmuseums zu Halle, Bd. 1/1918 – 13/1942
  • Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte zu Halle, Bd. 14/1955 – 45/1992
  • Veröffentlichungen des Landesamtes für archäologische Denkmalpflege Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), Bd. 46/1993 – 49/1996
  • Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt, Bd. 50/1997 – 57/2003
  • Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), Bd. 58/2004 – Bd. 60/2006
  • Veröffentlichungen der Landesanstalt für Volkheitskunde. 1935–1944
  • Vorgeschichtliche Museumsarbeit und Bodendenkmalpflege. 1950–1958

Literatur

Weblinks

51.49833333333311.9625

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Landesmuseum für Vorgeschichte — bezeichnet: Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Sachsen Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle), Sachsen Anhalt Siehe auch Liste von Museen für Ur und Frühgeschichte Die …   Deutsch Wikipedia

  • Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte — Ausstellung: Der geschmiedete Himmel im Museum Halle Das Landesmuseum für Vorgeschichte (Vollständiger Name: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt Landesmuseum für Vorgeschichte) in Halle (Saale) ist das archäologische… …   Deutsch Wikipedia

  • Halle (Saale) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Halle/Saale — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Halle an der Saale — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Landesmuseum — Mit Landesmuseum werden im deutschsprachigen Raum Museen bezeichnet, die den Schwerpunkt ihrer Ausstellungen vorwiegend auf die geschichtliche Entwicklung einer Region legen. Der Begriff „Land“ wird hierbei unterschiedlich ausgelegt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Halle-Trotha — Trotha Stadtteil von Halle (Saale) …   Deutsch Wikipedia

  • Halle-Büschdorf — Büschdorf ist ein Stadtteil am östlichen Rand der Großstadt Halle (Saale) in Sachsen Anhalt. Gewachsen aus einer Siedlung an der Handelsstraße nach Leipzig erstreckt sich Büschdorf von der Reide (Reideburg) im Osten über den Hufeisensee im Süden… …   Deutsch Wikipedia

  • Halle/S. - Büschdorf — Büschdorf ist ein Stadtteil am östlichen Rand der Großstadt Halle (Saale) in Sachsen Anhalt. Gewachsen aus einer Siedlung an der Handelsstraße nach Leipzig erstreckt sich Büschdorf von der Reide (Reideburg) im Osten über den Hufeisensee im Süden… …   Deutsch Wikipedia

  • Halle/Saale - Büschdorf — Büschdorf ist ein Stadtteil am östlichen Rand der Großstadt Halle (Saale) in Sachsen Anhalt. Gewachsen aus einer Siedlung an der Handelsstraße nach Leipzig erstreckt sich Büschdorf von der Reide (Reideburg) im Osten über den Hufeisensee im Süden… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”