Geschichte Sachsen-Anhalts

Geschichte Sachsen-Anhalts

Das Geschichte Sachsen-Anhalts im engeren Sinne beginnt 1947 nach der Auflösung des Landes Preußen. Die wichtigsten Vorgänger des Landes Sachsen-Anhalt waren die preußische Provinz Sachsen und der Freistaat Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorherige Territorien

Die preußische Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt (später Freistaat Anhalt) in ihren Grenzen bis 1945.

In der Mitte des heutigen Territoriums Sachsen-Anhalts lag das im Frieden von Prag 1635 dem Kurfürsten von Sachsen versprochene Erzbistum Magdeburg, das im Zuge der Reformation säkularisiert worden war. Dieses „weltliche“ Herzogtum Magdeburg und das benachbarte Fürstbistum Halberstadt kamen dann aber 1680 nach dem Ableben des letzten Administrators entsprechend den Festlegungen des Westfälischen Friedens an das Kurhaus Brandenburg, wodurch dessen Besitztum in der Altmark vorteilhaft abgerundet und bis an die untere Saale (Halle) ausgedehnt wurde. Nach den Freiheitskriegen konnte Preußen dann mehr als die Hälfte des Königreichs Sachsen in Besitz nehmen, nämlich die Gebiete des ehemaligen Kurkreises, des Thüringischen Kreises sowie des Neustädter Kreises, die Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz, sowie die Grafschaften Mansfeld, Barby und Wernigerode, das Fürstentum Querfurt und den albertinischen, ehemals kursächsischen Anteil an der Grafschaft Henneberg. Bei der Neuordnung des nun wesentlich größeren Staates wurden diese Neuerwerbungen und die bereits seit 1802 preußisch gewesenen Gebiete (Erfurt, das Eichsfeld, die ehemaligen Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen) in einer Provinz Sachsen zusammengefasst. Der König von Preußen nannte sich fortan in seinem „Großen Titel“ sowohl „Herzog zu Sachsen“ und „zu Magdeburg“ als auch „Landgraf zu Thüringen“. Die Provinz Sachsen hatte daher den Rang eines Herzogtums. Die „alt- und neu-preußischen“ Gebiete wurden durch die ihrerseits vielfach zerteilten drei anhaltischen Herzogtümer getrennt. Bei der Einrichtung der Regierungsbezirke wurden diese zunächst nicht nach den Hauptorten benannt, sondern es gab die Bezirke der Regierungen von Thüringen (Erfurt), von Sachsen (Merseburg) und von Niedersachsen (Magdeburg).

Im Juli 1944 wurde die Provinz Sachsen aufgelöst. Aus den Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg entstanden die Provinz Magdeburg und die Provinz Halle-Merseburg, während der Regierungsbezirk Erfurt dem Reichsstatthalter für Thüringen unterstellt wurde.

Gründung Sachsen-Anhalts

Länder der DDR bis 1952 (grau) im Vergleich mit den neugegründeten Bundesländern ab 1990 (rot)

Dieses Gebiet war am Ende des Zweiten Weltkrieges sowohl von US-amerikanischen als auch von sowjetischen Truppen besetzt. Die Amerikaner setzten bereits im Mai den späteren Ministerpräsidenten Erhard Hübener als Landeshauptmann ein. Die US-Truppen zogen sich jedoch auf Grund der alliierten Vereinbarungen von Jalta Ende Juni 1945 zurück. Im Juli 1945 wurden die beiden Provinzen, ferner der Freistaat Anhalt (um Dessau), die braunschweigische Enklave Calvörde und der östliche Teil des Landkreises Blankenburg sowie die thüringische Enklave Allstedt von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) zur neuen Provinz Sachsen vereinigt und Hübener zum Provinzpräsidenten ernannt. Der Name der Provinz wurde noch am Tage der ersten freien Landtagswahl am 20. Oktober 1946 in Sachsen-Anhalt geändert. Die Wahl brachte eine christdemokratisch-liberale Regierung unter Hübener hervor, ein Einzelfall in der Sowjetischen Besatzungszone. Als am 10. Januar 1947 die erste Landesverfassung in Kraft trat, galt die Provinz auf sowjetische Anordnung rechtlich als Land. Am 25. Februar wurde zudem Preußen aufgelöst, zu dem das Gebiet bislang gehörte. Landeshauptstadt wurde Halle, da Magdeburg zu dieser Zeit wegen der starken Kriegszerstörungen die Funktion als Hauptstadt nicht wahrnehmen konnte. Das Land hatte eine Größe von 24.576 Quadratkilometern.

In den folgenden Monaten kam es wiederholt zu kleineren Konflikten zwischen Hübener und der Militärverwaltung. So trotzte der Ministerpräsident den Sowjets die Teilnahme der Länderchefs aus der SBZ an der Münchener Ministerpräsidentenkonferenz mit einer Rücktrittsdrohung ab. 1948 kam es zu einer schweren Krise, als mehrere Minister der Landesregierung verhaftet wurden. Erhard Hübener trat aus Protest gegen dieses Vorgehen der Militärverwaltung und gegen die Enteignung von Großbauern zunächst als Justizminister zurück. Im Januar 1949 kündigte er auch seinen Rücktritt als Ministerpräsident zum Ende der Wahlperiode an, offiziell aus Altersgründen.

Zwischenzeitliche Auflösung

1952 wurde im Rahmen der Verwaltungsreform in der DDR das Land de facto aufgelöst (entsprechender Landtagsbeschluss am 23. Juni, de jure bestand es noch einige Jahre weiter) und zum größten Teil in die zwei Bezirke Halle und Magdeburg aufgeteilt. Die östlichen Kreise Herzberg und Liebenwerda kamen zum Bezirk Cottbus, Teile des Kreises Torgau kamen in den Bezirk Leipzig. Dabei geschahen Grenzbereinigungen, bei denen einzelne Städte und Gemeinden von den Nachbarkreisen eingegliedert oder ausgegliedert wurden, wodurch sich die Bezirksgrenzen gegenüber den ehemaligen Landesgrenzen verschoben.

Wiedergründung

Am 3. Oktober 1990 erfolgte mit der Deutschen Wiedervereinigung die Neubildung des Landes Sachsen-Anhalt mit den ehemaligen Bezirksterritorien Halle und Magdeburg. Die Bewohner des Kreises Artern (Bezirk Halle) stimmten im Sommer 1990 bei einer Bürgerbefragung für Thüringen [1] , im Kreis Jessen (Bezirk Cottbus) votierten sie für Sachsen-Anhalt [2]. Landeshauptstadt wurde Magdeburg. Am 14. Oktober wurde erstmals ein Landtag gewählt.

1990er Jahre bis heute

Reinhard Höppner, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts von 1994 bis 2002

Der Anfang der 1990er Jahre war geprägt durch häufige Wechsel der Landesregierungen und politische Affären. Dies hatte zur Folge, dass die anfangs regierende CDU die zweiten Landtagswahlen nach der Wiedervereinigung verlor und es zu einer von der PDS tolerierten Landesregierung von SPD und Bündnis 90/Grüne kam (Magdeburger Modell). Ministerpräsident Reinhard Höppner regierte das Land über zwei Legislaturperioden in einer Zeit großer wirtschaftlicher und arbeitsmarktpolitischer Umstrukturierungen, nach Ausscheiden der Grünen in einer von der PDS tolerierten SPD-Alleinregierung. Sachsen-Anhalt hatte die höchste Arbeitslosenquote aller Bundesländer zu verkraften. In der dritten Wahlperiode seit der Wiedervereinigung gelang es der DVU, in den Landtag einzuziehen. Jedoch zerbrach diese Fraktion bald an internen Streitigkeiten und wurde 2002 nicht wieder in den Landtag gewählt. 1994 kam es in Sachsen-Anhalt zu einer großen Kreisgebietsreform (Reduzierung der Anzahl der Landkreise von 37 auf 21). Die anhaltende wirtschaftliche Krise führte bei den Wahlen im Jahr 2002 zu einem erneuten Regierungswechsel. Seither wurde Sachsen-Anhalt von einer CDU/FDP-Regierung, später von einer CDU/SPD-Regierung unter Prof. Dr. Wolfgang Böhmer regiert.

Seit der Kreisreform Sachsen-Anhalt 2007 besteht das Bundesland aus drei kreisfreien Städten und elf Landkreisen.

Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt

Name Partei Amtsantritt Ende der Amtszeit
SBZ und DDR
Erhard Hübener LDPD 3. Dezember 1946 13. August 1949
Werner Bruschke SED 13. August 1949 23. Juli 1952
Zwischen 1952 und 1990 war das Land Sachsen-Anhalt aufgelöst.
seit 1990
Gerd Gies CDU 28. Oktober 1990 4. Juli 1991
Werner Münch CDU 4. Juli 1991 28. November 1993
Christoph Bergner CDU 2. Dezember 1993 21. Juli 1994
Reinhard Höppner SPD 21. Juli 1994 16. Mai 2002
Wolfgang Böhmer CDU 16. Mai 2002 19. April 2011
Reiner Haseloff CDU 19. April 2011 "im Amt"

Einzelnachweise

  1. http://www.artern.de/stadt/lage.html Stand: 5. Juni 2007
  2. http://kreishaus.landkreis-wittenberg.de/historisches3.html Stand: 5. Juni 2007

Literatur

  • Hans-Joachim Bartmuß, Heinz Kathe: Kleine Geschichte Sachsen-Anhalts. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. mdv, Halle 1992, ISBN 3-354-00785-0
  • Gerd Biegel (Hrsg.): Sachsen-Anhalt. 1200 Jahre Geschichte – Renaissance eines Kulturraumes. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 1993, ISBN 3-927-93915-3
  • Landesheimatbund Sachsen-Anhalt (Hg.): Geschichte Sachsen-Anhalts, 3 Bde. Koehler & Amelang, München und Berlin 1993f.
  • Mathias Tullner: Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt, 3., überarb. und erw. Auflage. Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-810-03145-3
  • Mathias Tullner: Geschichte Sachsen-Anhalts. Beck, München 2008,ISBN 3-406-57286-3

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