Laukhard

Laukhard
F.Ch.Laukhard

Friedrich Christian Laukhard (* 7. Juni 1757 in Wendelsheim; † 28. April 1822 in Kreuznach) war ein deutscher Schriftsteller. Als Soldat nahm er von 1792 bis 1795 am ersten Koalitionskrieg teil. Vor allem seine autobiographischen Schriften aus dieser Zeit sind von historischem Wert.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Geburtshaus in Wendelsheim

Laukhards Vater Philipp Burkhard Laukhard war protestantischer Pfarrer der damals pfälzischen Gemeinde Wendelsheim. Seine Mutter, Charlotte Dorothea geb. Dautel, war eine Enkelin des Straßburger Rechtsgelehrten Johann Schilter. Von seinem Vater erhielt Laukhard schon früh Unterricht in Latein und Hebräisch. Durch ihn kam Laukhard auch erstmals mit Werken von Spinoza, Leibniz und Christian von Wolff in Berührung. Neben dem Privatunterricht besuchte Laukhard das Gymnasium in Grünstadt.

Die übrige Erziehung Laukhards war sehr nachgiebig. Durch falschen Umgang und mangelnde Aufsicht wurde er schon „in der zartesten Jugend ein Säufer“.[1]

Sowohl die geistige Offenheit seines Elternhauses als auch die zügellosen Ausschweifungen seiner Jugendjahre sind prägend für das restliche Leben und Schicksal Laukhards.

Studium

Auf Drängen seines Vaters studierte er 1771 bis 1774 Theologie an der Universität Gießen. Von den dortigen Professoren enttäuscht, stürzte er sich in das ungehemmte Studentenleben der Landsmannschaften und Studentenorden. Diesem unrühmlichen Teil seiner Universitätskarriere räumte er später einen großen Platz in seiner Autobiographie ein. Auch einige seiner Romane handeln von dieser Zeit. Allein der damals umstrittene Professor Karl Friedrich Bahrdt hatte in diesen Jahren einen intellektuellen Einfluss auf Laukhards Entwicklung. In seinen Augen war Bahrdt der einzige Mann an der Theologischen Fakultät, der „etwas leisten konnte“.[2] Der Rauswurf Bahrdts war daher ein einschneidendes Erlebnis für Laukhard, das seinen Hass auf die Gießener Universität verstärkte.

Nach seiner Rückkehr aus Gießen schickte ihn sein Vater noch für ein Jahr an die Universität Göttingen, wo er nach eigenen Aussagen ein intensives Studium absolvierte. Überhaupt äußert sich Laukhard, der sehr kritisch gegenüber dem akademischen Betrieb seiner Zeit war, auffällig positiv über die Universität in Göttingen.

Als er 1779 seine Studien vorerst beendete, fand er wegen seines liederlichen Lebenswandels und seiner zu freigeistigen Reden keine dauerhafte Anstellung als Vikar. Zwischenzeitlich verdingte er sich daher als Hauslehrer und als Jäger in Guntersblum.

Durch Vermittlung seines Vaters wurde Laukhard 1781 von Johann Salomo Semler nach Halle geholt und erhielt dort eine Stelle als Lehrer im halleschen Waisenhaus. Gleichzeitig nahm er seine Studien wieder auf und wurde 1783 schließlich promoviert. Anschließend war er einige Zeit als Magister und Privatdozent an der Universität Halle tätig.

Militär

Durch seinen umtriebigen und kostspieligen Lebenswandel wurde er arbeitslos und landete schließlich als Soldat in der preußischen Armee. 1792 war Laukhards Regiment an der Kanonade von Valmy beteiligt. Die folgenreiche Niederlage und der elende Rückzug der preußischen Truppen werden ausführlich von Laukhard geschildert. Sein Augenzeugenbericht ist eine wichtige Ergänzung zu Goethes Schilderung der Schlacht.

Wie er sich im preußischen Heerlager aufführte, davon gibt der (rückschauende) Bericht eines Assessors Lindemeyer einen Eindruck. Wegen seiner Trunksucht sei Laukhard nicht befördert worden, obwohl er beim Herzog von Braunschweig „gut gelitten“ sei. Mit seinen Besuchern begann er „in verschiedenen Sprachen von gelehrten Sachen“ sich zu unterhalten, „indessen seine Cameraden sich um ihn versammelten und seinen Reden mit aufgesperrtem Maule zuhorchten“. Im Jahr 1793 nahm Laukhard an der preußischen Belagerung der Stadt Landau teil. Wegen seiner entfernten Verwandtschaft mit Georg Friedrich Dentzel- dem revolutionären Kommandanten der Festung Landau –, wurde Laukhard vom „Prinzen von Hohenlohe“ persönlich mit einer geheimen Mission beauftragt. Getarnt als Deserteur sollte Laukhard in die belagerte Stadt gelangen und Dentzel dort ein Bestechungsangebot überbringen. Nach Laukhards Aussagen scheiterte der Auftrag an der Weigerung von Dentzel. Laukhard wurde aber nicht enttarnt, sondern trat als Deserteur in die französische Revolutionsarmee ein. In der Folge wurde er sogar Mitglied der Sansculottes und zog durch das revolutionäre Frankreich.

Lebensabend

Von 1804 bis 1811 war Laukhard Pfarrer in der Gemeinde Veitsrodt bei Idar-Oberstein. In diesen Jahren verfasste er zahlreiche Schriften. Danach verlieren sich mehr und mehr seine Spuren. Belegt ist, dass er seinen Lebensabend in Bad Kreuznach verbracht hat. Dort ist festgehalten, daß der „nicht unberühmte Haller Dozent und preußische Grenadier“[3] Privatunterricht in den alten Sprachen für Schüler des dortigen Gymnasiums erteilte, um seine Lebensunterhalt zu bestreiten.

Einordnung

Laukhard Denkmal Wendelsheim

Seine lebendig und realistisch geschilderten Erlebnisse Leben und Schicksale von ihm selbst beschrieben sind von kulturgeschichtlichem Interesse.

Werke

  • Laukhards Autobiografie: F.C. Laukhards, vorzeiten Magister der Philosophie und jetzt Musketiers unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben. Fünf Teile, 1792–1802.
  • Beyträge und Berichtigungen zu Herrn D. Karl Friedrich Bahrdt’s Lebensbeschreibung, in Briefen eines Pfälzers. 1791.
  • Briefe eines preußischen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braunschweig gegen die Neufranken im Jahre 1792. Sieben Packen, 1793–1796.
  • Schilderung der jetzigen Reichsarmee, nach ihrer wahren Gestalt. Nebst Winken über Deutschlands künftiges Schicksal. 1796.
  • Sammlung erbaulicher Gedichte für alle die, welchen es Ernst ist, das Wohl ihrer Unterthanen und Mitmenschen nicht nach dem wankenden Tiger- und Fuchs-Gesetze des Stärkeren oder Listigern zu untergraben, sondern nach dem ewigfesten und ewigheiligen Gesetze der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Menschenliebe väterlich und brüderlich zu fördern, und dadurch Zutrauen, Ruhe und Menschenwohl, so wohl von Seiten der Obern als der Unterthanen, in Friede und Einigkeit gemeinschaftlich zu begründen und zu erhalten. 1796.
  • Leben und Thaten des Rheingrafen Carl Magnus, den Joseph II. auf zehn Jahre ins Gefängniß nach Königstein schickte, um da die Rechte der Unterthanen und anderer Menschen respectieren zu lernen. Zur Warnung für alle winzigen Despoten, Leichtgläubige und Geschäftsmänner. 1798. Nachdruck: Asclepios-Edition, Homburg/Saar 2004, ISBN 3-935288-19-0.
  • Annalen der Universität zu Schilda oder Bockstreiche und Harlekinaden der gelehrten Handwerksinnungen in Deutschland. Zur Auflösung der Frage: woher das viele Elend durch so manche Herren Theologen, Aerzte, Juristen, Kameralisten und Minister. Zwei Bände, 1798–1799.
  • Franz Wolfstein, oder Begebenheiten eines dummen Teufels. Zwei Bände. 1799.
  • Zuchtspiegel für Adlige. Paris, 1799.
  • Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute. Paris, 1799.
  • Zuchtspiegel für Theologen und Kirchenlehrer. Paris, 1799.
  • Zuchtspiegel für Eroberungskrieger .. und Aerzte. Paris, 1799.
  • Der Mosellaner- oder Amicisten-Orden nach seiner Entstehung, inneren Verfassung und Verbreitung auf den deutschen Universitäten dargestellt. Halle 1799.
  • Marki von Gebrian, oder Leben und Ebentheuer eines französischen Emigranten. Ein politisch-komischer Roman. Zwei Teile. 1800.
  • Bonaparte und Cromwell. Ein Neujahrsgeschenk für die Franzosen von einem Bürger ohne Vorurteil. 1801.
  • Bild der Zeiten oder Europa’s Geschichte, seit Carl dem Großen bis auf Bonaparte. Zwei Bände. 1801.
  • Die Emigranten oder die Geschichte des Grafen von Vitacon. 1802.
  • Eulenkappers Leben und Leiden. Eine tragisch-komische Geschichte. 1804.
  • Corilla Donati; oder die Geschichte einer empfindsamen Buhlerin. 1804.
  • Wilhelm Steins Abenteuer. Beschrieben von ihm selbst und herausgegeben von Friedrich Christian Laukhard. 1810.
  • Vertraute Briefe eines alten Landpredigers an einen seiner jüngeren Amtsbrüder. 1811.
  • Ein abenteuerliches Leben während der Französischen Revolution.

Literatur

  • G. Baur: Friedrich Christian Laukhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 42–49.
  • Markus Krause: Friedrich Christian Laukhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 713 f.
  • Christoph Weiß: Friedrich Christian Laukhard (1757–1822). 3 Bände. Röhrig, St. Ingbert 1992 (= Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft, 38). ISBN 3-86110-005-3.
  • Richard Wilhelm: Friedrich Christian Laukhard 1757–1822. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte, Alzey 2002, ISBN 3-87854-169-4.
  • Dirk Sangmeister: Das Regiment der Literaten. Neue Funde zu Leben und Werk des Musketiers Friedrich Christian Laukhard. In: Bargfelder Bote. Lfg. 197–199, 1995, S. 28–36.

Weblinks

Quellen

  1. Leben und Schicksale von ihm selbst beschrieben, S. 15.
  2. Leben und Schicksale von ihm selbst beschrieben S. 27.
  3. Laukhards Lebensdaten (Laukhard Gesellschaft)

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