Karl Friedrich Bahrdt

Karl Friedrich Bahrdt
Karl Friedrich Bahrdt
Bildunterschrift: Bahrdt auf seinem Weinberge bei Halle, gezeichnet und gestochen von einem Bruder der deutschen XXII. Union 1789. Verkleinerter Ausschnitt.

Karl Friedrich Bahrdt (* 25. August 1741 in Bischofswerda, Oberlausitz; † 23. April 1792 in Nietleben bei Halle) war ein deutscher evangelischer Theologe und Schriftsteller im Zeitalter der Aufklärung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Friedrich Bahrdt

Bahrdts Vater Johann Friedrich Bahrdt war Professor der Theologie und Superintendent in Leipzig. Es wird berichtet, dass Karl Friedrich schon als Kind sehr auffällig war. Er brachte seine Hauslehrer regelmäßig zur Verzweiflung. Auch seine Schulen wechselte er häufig, so besuchte er nur für kurze Zeit die Nicolaischule in Leipzig und die Landesschule Pforta.[1]

Im Alter von 16 Jahren begann er sein Studium in Leipzig bei Christian August Crusius, der einen prägenden Einfluss auf ihn hatte. Er promovierte 1761 und wurde 1762 Katechet. Bereits 1766 wurde er ordentlicher Professor der biblischen Philologie in Leipzig.

1768 musste er wegen einer Affäre mit einer Prostituierten und Klage wegen eines unehelichen Kindes sein Amt niederlegen. Auf Betreiben von Christian Adolph Klotz erhielt er schon 1769 wieder eine Professur für biblische Altertümer in Erfurt. Dort erregte der Aufklärer allerdings durch seine rationalistischen Lehren bald großen Anstoß, so dass er 1771, vermittelt durch Johann Salomo Semler, einem Ruf als Prediger und Professor nach Gießen folgte. Auch dort stieß er wegen aufklärerischen Polemik und seiner Schriften gegen den herrschenden theologischen Lehrbegriff bald auf Widerstand. 1775 verlor er zum dritten Mal sein Amt – wieder auf Grund seines anstößiges Lebenswandels.

Nach einem kurzen durch Johann Bernhard Basedow vermittelten Aufenthalt in Graubünden als Direktor des dortigen Philanthropinums, ging er auf Einladung des Grafen von Leiningen-Dachsburg 1776 als Pfarrer und Generalsuperintendent nach Bad Dürkheim und gründete auf dem ihm überlassenen Schloss zu Heidesheim bei Worms ein eigenes Philanthropinum, welches aber den Erwartungen nicht entsprach. 1777 wurde er Leiter des Philanthropins in Heidesheim/Pfalz. Infolge einer Schrift gegen den Weihbischof von Scheben und seiner Bibelübersetzung, wurde er durch einen oft angefochtenen Beschluss des Reichshofrats für unfähig erklärt, irgend ein geistliches Amt zu verwalten.

1777 trat er der Freimaurerei in England bei. Zunächst landesflüchtig, erhielt er jedoch 1779 durch Vermittlung des preußischen Ministers Karl Abraham von Zedlitz die Erlaubnis in Halle zu leben, wo er als Schriftsteller tätig war und allen Bestrebungen des Senats und der orthodoxen Theologen zum Trotz in der philosophischen Fakultät Vorlesungen als Privatdozent hielt, an denen bis zu 900 Hörer teilnahmen.

Als nach dem Tod Friedrichs II. (1786) unter Friedrich Wilhelm II. 1788 das Wöllnersche Religionsedikt gegen die Aufklärungstheologie griff, legte Bahrdt sein Amt nieder. Nachdem er seine Frau verstoßen hatte, lebte er mit seiner Dienstmagd zusammen und betrieb mit ihr in einem bei Halle gekauften Weinberg eine Gastwirtschaft, die viel Ärgernis erregte, wo er 1783 die quasi-illuminatische Geheimgesellschaft Deutsche Union der XXII (Deutsche Union der Zweiundzwandziger) mit Wissen Adam Weishaupts gründete.[2] Diese Konkurrenzorganisation zu den Illuminaten wurde 1788 durch eine Kampfschrift, die den Orden aufdeckte, und von Johann Joachim Christoph Bode stammte, welcher den Illuminatenbund nach Weishaupts Verfolgung weiterleitete, und auch den Eklektischen Bund betreute, auf diese Weise zerstört.[3]

1789 geriet Bahrdt als Verfasser des Lustspiels Das Religionsedikt, einer das Wöllnersche (preußische) Religionsedikt verspottenden Satire, erneut in Untersuchung. Der unter den Zeitgenossen äußerst umstrittene Theologe, der eine deistische bis atheistische Lehre vertrat wurde nach fast achtmonatiger Untersuchungshaft zu einjährigem Festungsarrest auf der Zitadelle in Magdeburg verurteilt und starb in der Haft.[4] (Nach einer anderen Version heißt es, dass Bahrdt nach einer halbjährigen Haft begnadigt wurde, er nach Halle zurückkehrte und dort auf seinem Weinberg in Nietleben 1792 starb).

Bahrdts Grab befindet sich auf dem Friedhof der Wüstung Granau, das heute zu Nietleben, einem Stadtteil von Halle (Saale), gehört.

Anmerkungen

  1. Friedrich Wilhelm Bautz: Bahrdt, Karl Friedrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 346–347.
  2. Dr. Johannes Rogalla von Bieberstein, http://db.swr.de/upload/manuskriptdienst/wissen/wi0920032174.rtf und Internationales Freimaurerlexikon.
  3. H. Schüttler, Die Mitglieder des Illuminatenordens
  4. Hermann Schüttler: Joh. Joach. Chr. Bode, Journal von einer Reise von Weimar nach Frankreich im Jahr 1787. ars una Verlag, Neuried 1994

Werke

Seine Schriften (im ganzen 102, darunter auch mehrere Romane) zeichnen sich durch Reinheit und Gefälligkeit der Sprache aus.

Erwähnt seien davon:

  • System der Moraltheologie (Eisenach 1770; Digitalisat)
  • Briefe über die systematische Theologie (Eisenach 1770-72, 2 Bände)
  • Neueste Offenbarungen Gottes in Briefen und Erzählungen (Riga 1773-75, 4 Teile), eine angebliche Übersetzung des Neuen Testaments, die vom jungen Goethe in dem bekannten satirischen Prolog (1774) verspottet und vom Reichshofrat verboten wurde.
  • Ueber Preßfreiheit und deren Gränzen. Zur Beherzigung der Regenten, Censoren und Schriftsteller (anonym, Züllichau 1787)
  • Eine Geschichte seines Lebens, von B. selbst während seiner Haft geschrieben, erschien Berlin 1790, 4 Bände (2. Auflage, Neustadt a. d. Haardt 1870).
  • Geschichte und Tagebuch meines Gefängnisses nebst geheimen Urkunden und Aufschlüssen über Deutsche Union. 2 Teile in einem Band. Vieweg, Berlin 1790

Dieser abschließende Teil seiner Autobiographie Geschichte seines Lebens behandelt die Hintergründe seiner Verurteilung zu zwei Jahren Haft.

Literatur

Weblinks

 Wikisource: Carl Friedrich Bahrdt – Quellen und Volltexte

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