Kanonade von Valmy

Kanonade von Valmy
Kanonade von Valmy
Teil von: Französische Revolutionskriege
Die Kanonade von Valmy
Die Kanonade von Valmy
Datum 20. September 1792
Ort Valmy, Frankreich
Ausgang Sieg Frankreichs
Konfliktparteien
Flag of France.svgFrankreich Flag of the Kingdom of Prussia (1750-1801).svgPreußen

Flag of the Habsburg Monarchy.svgErzherzogtum Österreich

Befehlshaber
Dumouriez, François-Christophe Kellermann Ferdinand von Braunschweig
Truppenstärke
ca. 47.000 Mann ca. 35.000 Mann
Verluste
300 Tote und Verwundete 184 Tote und Verwundete

Die Kanonade von Valmy vom 20. September 1792 war ein Artillerieduell im Ersten Koalitionskrieg zwischen der Koalition aus Österreichern und Preußen auf der einen und der französischen Revolutionsarmee auf der anderen Seite. Die Franzosen besiegten hier erstmals ein Heer der Koalition und beendeten damit die Illusion ihrer Gegner vom Spaziergang nach Paris.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bereits im Jahr 1791 hatte Leopold II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, alle europäischen Monarchien in einem Brief zur Unterstützung des französischen Königs gegen die Revolutionäre aufgefordert. In der Pillnitzer Deklaration vom 27. August 1791 drohten Kaiser Leopold II., König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und Prinz Karl von Artois, der Bruder des französischen Königs Ludwig XVI., der revolutionären Regierung in Frankreich mit einer militärischen Intervention für den Fall, dass die Monarchie dort angetastet würde.

Das revolutionäre Frankreich betrachtete die Koalition als eine Bedrohung und erklärte Österreich, das zahlreichen Adligen aus Frankreich Zuflucht gewährt hatte, am 20. April 1792 den Krieg. Die Kriegserklärung an Preußen folgte wenig später am 8. Juli 1792. Schon am 19. Juli marschierte ein Heer aus 42.000 Preußen, 29.000 Österreichern und 6.000 Hessen unter dem Oberkommando des Herzogs Ferdinand von Braunschweig nach Frankreich.

Am 20. August kapitulierte die Festung Longwy und sechs Tage später erreichte die Koalitionsarmee Verdun, das am 2. September eingenommen wurde. Der Vormarsch nach Paris ging nur schleppend voran, weil die Organisation des Nachschubs und der Verpflegung nicht funktionierte. Darüber hinaus grassierte die Ruhr in der Truppe, so dass zahlreiche Soldaten ausfielen. Der weitere Marschweg führte über die Argonnen, eine dicht bewaldete Bergkette mit nur wenigen Passstraßen. Der französische Befehlshaber General Charles-François Dumouriez versuchte erfolglos, hier die gegnerischen Truppen aufzuhalten. Nach heftigen Gefechten gelang es einem 11.000 Mann starken österreichischen Korps unter General Clairfayt, das Gebirge zu überqueren. Die Franzosen zogen sich zurück und ermöglichten so der gesamten Koalitionsarmee, über die Argonnen zu marschieren.

Die Kanonade

Gemälde der Kanonade von Valmy von Jean-Baptiste Mauzaisse
Kanone Kaliber 12 Gribeauval von 1780.

Am Morgen des 20. September 1792 standen sich rund 47.000 Franzosen unter den Generälen Charles-François Dumouriez und François-Christophe Kellermann und 35.000 verbündete Österreicher und Preußen unter dem Herzog von Braunschweig auf der Ebene von Valmy gegenüber. Das Dorf Valmy liegt etwa 10 Kilometer westlich von Sainte-Menehould im Departement Marne. Nachdem sich der dichte Morgennebel aufgelöst hatte, begann ein heftiges Artillerieduell. Die französischen Kanonen waren nach dem neuartigen Gribeauval-System hergestellt, das den Bau leichterer und einheitlicher Geschütze erlaubte. Die Artillerie der Revolutionsarmee war damit den Kanonen der Gegner an Feuerkraft überlegen. Den Franzosen mangelte es trotz zahlenmäßiger Überlegenheit jedoch an ausreichend ausgebildeten Soldaten und vor allem an Offizieren. Der Großteil der ehemals königlich-französischen Offiziere war desertiert, die überwiegend aus Freiwilligen bestehenden französischen Einheiten waren zwar hochmotiviert, jedoch nicht nur schlecht ausgebildet, sondern auch schlecht ausgerüstet.

Im Verlauf der Kanonade befahl der Herzog von Braunschweig zwei Attacken. Beide erreichten nicht die feindlichen Linien, weil sie zuvor vom konzentrierten Feuer der französischen Artillerie gestoppt wurden. Die Gründe für das Versagen der Koalitionstruppen, die keinen weiteren Angriffsversuch unternahmen, dürften neben der überlegenen Artillerie des Gegners auch in dem schlechten körperlichen Zustand der Soldaten aufgrund von Krankheiten und mangelhafter Ernährung zu suchen sein. Das strategisch eher unbedeutende Gefecht erlangte historische Bedeutung, da die Revolutionsarmee dabei erstmals einem massiven Angriff der gegnerischen Truppen standhielt. Damit hatten die französischen Streitkräfte, die aus einer Mischung von altgedienten Soldaten und jungen Freiwilligen bestanden, bewiesen, dass sie den weit höher eingeschätzten professionellen preußischen und österreichischen Armeen erfolgreich Widerstand leisten konnten. Am Ende der Schlacht hatten die Franzosen 300 und die Koalition 184 Tote und Verwundete zu beklagen. Entmutigt und geschwächt durch Krankheiten, Hunger und Regen traten die Koalitionstruppen zehn Tage später den Rückzug an, ohne einen weiteren Schuss abzugeben.

Der damals 43-jährige Johann Wolfgang von Goethe, der in Begleitung des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach an dem Feldzug teilgenommen hatte, schrieb später in seinem Bericht Kampagne in Frankreich, er habe am Abend nach der Kanonade von Valmy im Kreis einiger Offiziere den Ausspruch getan:

„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“

Johann Wolfgang von Goethe

Valmy und die Folgen

Obelisk, Kapelle und Windmühle bei Valmy

Am 21. September 1792, einen Tag nach dem französischen Sieg bei Valmy, wurde in Paris die Monarchie aufgehoben und die Erste Französische Republik proklamiert. Am 21. Januar 1793 erfolgte in Paris nach kurzem Prozess die öffentliche Hinrichtung Ludwig XVI., die seiner Frau Marie Antoinette am 16. Oktober 1793. Den republikanischen Franzosen gelang nach überwiegend erfolgreicher Kriegsführung nach und nach mit verschiedenen Gegnermächten Friedensverträge abzuschließen. Im Mai 1795 ging die aus den inzwischen französisch besetzten Niederlanden entstandene Batavische Republik ein Bündnis mit Frankreich ein. Im Frühjahr 1795 schlossen Preußen und Spanien den Frieden von Basel und 1796 wurde Sardinien-Piemont während des Italienfeldzuges durch Napoleon Bonaparte zum Frieden gezwungen. Am 17. Oktober 1797 beendete der Frieden von Campo Formio zwischen Frankreich und dem militärisch geschlagenen Österreich den Ersten Koalitionskrieg. Das linke Rheinufer wurde von Frankreich annektiert.

Literatur

  • Charles-François Dumouriez: General und Jakobiner, Lebenserinnerungen des Generals Dumouriez. Voigtländer 1918
  • Georg Eckert: Von Valmy bis Leipzig, Quellen und Dokumente zur preussischen Heeresreform. Norddeutsche Verlagsanstalt 1955
  • Siegfried Fiedler: Taktik und Strategie der Revolutionskriege, 1792–1848. Bechtermünz 2002, ISBN 3-8289-0521-8
  • Johann Wolfgang von Goethe: Die Kanonade von Valmy 1792. Junker und Dünnhaupt 1936
  • Curt Jany: Geschichte der preussischen Armee, Band 3, 1763–1807. Biblio-Verlag, Osnabrück 1967, S. 252-259
  • Friedrich Christian Laukhard: Leben und Schicksale, 5 Theile in 3 Bänden. Zweitausendeins 1987
  • Edith Zehm: Der Frankreichfeldzug von 1792, Formen seiner Literarisierung im Tagebuch Johann Conrad Wagners und in Goethes „Campagne in Frankreich“. Europäische Hochschulschriften Band 835, 1984, ISBN 3-8204-8711-5

Weblinks

 Commons: Valmy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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