- Laurent Nkunda
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Laurent Nkunda (auch Laurent Nkundabatware Mihigo) (* 6. Februar 1967 in Mutanda, Distrikt Rutshuru, Provinz Nord-Kivu, Demokratische Republik Kongo) ist ein ehemaliger General der kongolesischen Armee und ehemaliger Führer der Rebellengruppe Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes (französisch Congrès national pour la défense du peuple, CNDP), im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die der Bevölkerungsgruppe der Tutsi und möglicherweise der Regierung Ruandas nahesteht. Nach seiner Entmachtung als Führer der CNDP wurde er im Januar 2009 von ruandischen Einheiten festgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Laurent Nkundabatware Mihigo wurde 1967 als Sohn eines aus Masisi stammenden Tutsi-Rinderhirten geboren. Er begann bereits in jungen Jahren auf einer Kaffeeplantage in seinem Heimatdorf zu arbeiten. Nach Abschluss der Sekundarschulausbildung studierte er in Kisangani und im ruandischen Mudende Psychologie.[1] Nkunda gehört nach eigenen Angaben einer Pfingstkirche an.[2] Er besitzt drei Farmen und 800 Rinder, ist verheiratet und hat sechs Kinder; sein ältester Sohn kam 1990 zur Welt.[3]
Militärische Laufbahn
1993 schloss er sich der ruandischen Tutsi-Bewegung Ruandische Patriotische Front (RPF) an, die 1994 im Kontext des Völkermordes in Ruanda die Hutu-Regierung stürzte und seither Ruanda politisch dominiert. Nach diesem Sieg der RPF kehrte Nkunda in seine Heimat zurück und kämpfte an der Seite von Joseph Kabila und Laurent-Désiré Kabila, die 1997 in einer Rebellion vom Osten der DR Kongo aus erfolgreich Mobutu stürzten. (Erster Kongokrieg)
Im Zweiten Kongokrieg ab 1998 wurde Nkunda Major in der Rassemblement Congolais pour la Démocratie (RCD), die von Tutsi geführt und von Ruanda und Uganda unterstützt wurde und zeitweise große Landesteile im Osten der DR Kongo kontrollierte. Mit dem Friedensschluss von 2003, der den zweiten Krieg offiziell beendete, sollten die verschiedenen Rebellenarmeen in die nationale Armee eingegliedert werden, in der Nkunda 2004 zum General ernannt wurde.
Rebellion (seit 2004)
Er lehnte jedoch bald diesen Posten ab und wandte sich mit loyalen ehemaligen RCD-Truppen gegen die Regierung. Am 2. Juni 2004 verübten seine Truppen einen Angriff auf die Stadt Bukavu in Süd-Kivu und nahmen die Stadt ein. Nkunda rechtfertigte seine Rebellion damit, dass die Tutsi/Banyamulenge in der DR Kongo von einem erneuten Völkermord bedroht seien. Insbesondere unternehme die Regierung zu wenig, um die verbleibenden Milizen von Hutu-Extremisten wie Interahamwe aus Ruanda zu entwaffnen, die nach wie vor im Ostkongo aktiv sind. Daher, so Nkunda, müssten seine Truppen die Bedrohten verteidigen. Unabhängige Beobachter bestätigten, dass es in Bukavu einzelne Angriffe auf Banyamulenge gegeben habe, von einem Genozid könne jedoch keine Rede sein.[3] Es wird ihm vorgeworfen, im Auftrag der Regierung Ruandas zu handeln, während er selbst behauptet, mit Ruanda lediglich „verbündet“ zu sein. Begann die CNDP ihre Laufbahn zunächst als Tutsi-Beschützer, so stießen später auch immer mehr Hutus und unzufriedene Regierungssoldaten zu den Rebellen.
Nach schweren Kämpfen unterzeichnete Nkunda 2007 ein Friedensabkommen, verweigerte jedoch weiterhin die Entwaffnung seiner Truppen, solange die Hutu-Milizen nicht entwaffnet seien.
Im November 2007 einigten sich die Regierungen der DR Kongo und Ruandas auf ein koordiniertes Vorgehen gegen Nkunda. Sie gingen gegen Nkunda vor, wobei sie von den UN-Friedenstruppen logistisch unterstützt wurden. Der dritte Kongokrieg eskalierte erneut. Im Januar 2008 wurde in Goma ein weiteres Friedensabkommen zwischen Rebellen und Regierung geschlossen, aber wiederum gebrochen. In der zweiten Jahreshälfte 2008 wurden in Ostkongo nach Angaben der UN 200.000 Menschen durch die Kämpfe zwischen Nkundas Truppen und der Armee vertrieben. Seit 2007 seien insgesamt zwei Millionen vertrieben worden.[4] Zuletzt gab es im Oktober 2008 schwere Gefechte, als Nkundas Truppen auf die Stadt Goma zumarschierten und auch Teile des Virunga-Nationalparks unter ihre Kontrolle brachten.[5]
Anfang Januar 2009 wurde Nkunda in einem Machtkampf innerhalb der Führung der CNDP von seinem Militärchef Bosco Ntaganda gestürzt.[6] Ntaganda unterzeichnete einen Waffenstillstand und ging gemeinsam mit kongolesischen und ruandischen Regierungstruppen gegen Nkunda vor. Am 22. Januar 2009 wurde Laurent Nkunda auf ruandischem Gebiet festgenommen.[7]
Kriegsverbrechen
Nkundas Truppen sollen für zahlreiche Vergewaltigungen, Tötungen und Folterungen verantwortlich sein. Namentlich beim Angriff auf Bukavu 2004 und bei einem Angriff der RCD in Kisangani 2002 sollen Truppen unter seinem Kommando solche Verbrechen begangen haben. Zudem sollen Kindersoldaten rekrutiert worden sein. Nkunda bestritt diese Vorwürfe und erklärte, dass Vergewaltigungen gegen den CNDP-Kodex für Soldaten verstoßen. Nach seiner Verhaftung gab es Proteste seiner Anhänger im Ostkongo, darunter auch in Flüchtlingslagern.
Weblinks
- David Barouski: Laurent Nkundabatware, His Rwandan Allies, and the Ex-ANC Mutiny: Chronic Barriers to Lasting Peace in the Democratic Republic of the Congo. First Edition, 13. Februar 2007.
- Reuters AlertNet – Crisis Profile: What’s going on in Congo?
- Karte der von Nkunda kontrollierten Gebiete, washingtonpost.com
- Zif-Berlin Kurze Konfliktübersicht über die Situation in der DRK
Quellen
- The Independent, 3. August 2006: We are ready for war, rebels warn Kabila
- Human Rights Watch: D.R. Congo: Arrest Laurent Nkunda For War Crimes
- BBC News Profile: General Laurent Nkunda
Einzelnachweise
- ↑ Laurent Nkundabatware, His Rwandan Allies, and the Ex-ANC Mutiny: Chronic Barriers to Lasting Peace in the Democratic Republic of the Congo
- ↑ New York Times: Dinner With A Warlord
- ↑ a b BBC-Profil
- ↑ BBC News: Thousands displaced in DR Congo
- ↑ BBC News: Urgent diplomacy in Congo crisis
- ↑ die tageszeitung: Machtkampf vor Friedensrunde vom 7. Januar 2009.
- ↑ Tagesschau: Rebellenführer Nkunda festgenommen (nicht mehr online verfügbar) vom 23. Januar 2009.
Kategorien:- Militärperson (Demokratische Republik Kongo)
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