Leerformel

Leerformel

Als Leerformel wird ein Begriff oder eine Aussage dann bezeichnet, wenn sie bloß dem Anschein nach etwas Wahres oder Richtiges besagt, jedoch viel zu unbestimmt ist, um überprüft werden zu können.

Ebenso wie eine Tautologie oder eine Definition per Konvention kann eine Leerformel immer dann eingesetzt werden, wenn sich der Sprecher auf nichts Genaues festlegen will. Derlei Immunisierungsstrategie kann in der Politik oder vergleichbaren Gebieten zu Legitimationszwecken eingesetzt werden, weil "sich solche Leerformeln für alle Arten institutioneller Menschenführung besonders eignen. Sie erwecken – zumal bei den Geführten – den Eindruck unerschütterlicher Stetigkeit der obersten Grundsätze, während sie die lenkenden Autoritäten bei ihren konkreten Entscheidungen in keiner Weise behindern."[1]

Die ideologische Brauchbarkeit der Leerformel steht somit in umgekehrtem Verhältnis zu ihrem Informationsgehalt.[2]

Kritik

Solange nicht bestimmt ist, wie die Bestimmtheit eines Begriffs oder einer Aussage zu messen sei, ist der Begriff "Leerformel" selbst eine Leerformel und fällt unter sein eigenes Verdikt. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass kein Begriff und keine Aussage für sich allein, also kontextfrei, in seiner Bedeutung vollständig bestimmt werden kann, lässt sich der Begriff "Leerformel" eben wegen seiner eigenen Inhaltsleere leicht als Kampfbegriff missbrauchen.

Literatur

  • Ernst Topitsch: Über Leerformeln. Zur Pragmatik des Sprachgebrauches in Philosophie und politischer Theorie, in: Ernst Topitsch, (Hrg.): Probleme der Wissenschaftstheorie. Festschrift für Viktor Kraft, Wien 1960
  • Gert Degenkolbe: Über logische Struktur und gesellschaftliche Funktionen von Leerformeln. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 17. Jg., 1965, S. 327 ff.

Quellen

  1. Ernst Topitsch: Soziologie des Existentialismus. Merkur 7. Jg. Heft 6, 1953, S. 504 f.
  2. Hans Albert: Ökonomische Ideologie und politische Theorie. Göttingen 1972, S. 19, Anm. 15

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