Lenin-Bund

Lenin-Bund

Der Leninbund (auch Lenin-Bund oder Leninbund (Linke Kommunisten)) war eine kommunistische Partei in Deutschland.

Der Leninbund konstituierte sich Anfang 1928, seine (zunächst ca. 6000) Mitglieder waren im wesentlichen ehemalige KPD-Mitglieder, welche nach der Verdrängung des ultralinken und linken Flügels durch die Führung unter Ernst Thälmann aus verantwortlichen Positionen aus der Partei ausgeschlossen wurden oder austraten. Darunter befanden sich mehrere Reichstags- und Landtagsabgeordnete (welche im Reichstag und im preußischen Landtag unter dem Namen Linke Kommunisten agierten) und andere prominente Parteimitglieder wie Ruth Fischer, Arkadi Maslow, Werner Scholem, Paul Schlecht, Hugo Urbahns und Guido Heym. Die Gründungsmitglieder solidarisierten sich mit den Positionen der Vereinigten Opposition um Trotzki und Sinowjew in der Sowjetunion und kritisierten verschiedene Aspekte der Komintern- und KPdSU-Politik (z. B. die „Sozialismus in einem Land-Linie“ Stalins und das Bündnis mit dem Kuomintang in China) als Rechtsabweichung.

Vor der Reichstagswahl 1928 kam es zur ersten größeren Abspaltung, als bis auf Hugo Urbahns (welcher den Leninbund bis zu dessen Ende führte) alle prominenten Politiker (u.a. in Folge der Kapitulation Sinowjews und Kamenews oder aus Kritik an der als verfrüht angesehenen Wahlteilnahme) die Organisation verließen, das Wahlergebnis von 0,26% bzw. 80.230 Stimmen war dementsprechend enttäuschend. Der langsame aber stetige Zerfallsprozess war nun, zumal die KPD ab 1928 im Rahmen der ultralinken Dritte-Periode-Politik den Leninbund verbal links überholte, nicht mehr zu stoppen, so traten einzelne Mitglieder wie Fritz Schimanski auch wieder der KPD bei, andere wie Guido Heym schlossen sich der SPD an, so dass der Leninbund auf zunächst ca. 1000 Mitglieder zusammenschrumpfte. Bedeutsam blieb der Leninbund lediglich auf kommunaler Ebene, wo er z. B. in Dortmund, Neu-Isenburg, Brunsbüttelkoog und einigen brandenburgischen Städten wie Bernau und Rathenow auch in Kommunalparlamenten vertreten war. Im Rheinland und in Berlin trat ein Teil der Anhänger von Karl Korsch nach der formellen Auflösung ihrer eigenen Strukturen der Organisation bei; 1930 spaltete sich hingegen der genuin trotzkistische Flügel um Anton Grylewicz nach Kontroversen über die Frage der Reformierbarkeit von KPD und Komintern und über den Charakter der sowjetischen Außenpolitik ab und konstituierte sich als Linke Opposition der KPD, was aber dem Bezug des Leninbundes auf theoretische Positionen Trotzkis keinen Abbruch tat. Früh die Gefahr für die Arbeiterbewegung durch die anwachsenden NSDAP realisierend, war der Leninbund ab 1930 an diversen Versuchen, eine Einheitsfront der Arbeiterparteien SPD und KPD gegen den Faschismus aufzubauen beteiligt, was zumeist aber nur zu einer intensivierten Kooperation mit anderen linken Kleinorganisationen wie der KPO und der SAPD führte.

Nachdem es 1932 schon zu mehreren Verboten der Presse (der Zeitung Volkswille, welche 1928 anfänglich täglich, 1928 bis 1930 dreimal wöchentlich, 1930 bis 1932 wöchentlich und bis zum endgültigen Verbot vierzehntäglich erschien und des theoretischen Organs Fahne des Kommunismus, vierzehntäglich) des Leninbundes gekommen war musste die Organisation 1933 nach dem Reichstagsbrand in den Untergrund gehen, anders als anderen linken Kleinorganisationen gelang es dem Leninbund jedoch nicht, eine funktionierende Auslandsleitung (eine Exilgruppe um Hugo Urbahns bestand in Stockholm) oder zentralisierte illegale Strukturen aufzubauen. Widerstandsgruppen aus dem Bereich des Leninbundes waren in verschiedenen Regionen wie Hamburg, Thüringen oder dem Ruhrgebiet aktiv, häufig in Kooperation mit anderen linken Organisationen, nach Kriegsausbruch 1939 verloren sich deren Spuren.

Siehe auch

  • Mitglieder des Leninbundes

Literatur

  • Leo Trotzki: Die Verteidigung der Sowjetrepublik und die Opposition: die Ultralinken und der Marxismus; welchen Weg geht der Leninbund? Berlin 1929. (historische Polemik von Trotzki gegen den Leninbund).
  • Rüdiger Zimmermann: Der Leninbund. Linke Kommunisten in der Weimarer Republik. Düsseldorf 1978. ISBN 3-7700-5096-7
  • Marcel Bois: Im Kampf gegen Stalinismus und Faschismus. Die linke Opposition der KPD in der Weimarer Republik (1924-1933), in: Kora Baumbach u.a. (Hg.): Strömungen. Politische Bilder, Texte und Bewegungen. Neuntes DoktarandInnenseminar der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2007, S. 86-109.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • LENIN (Ulyanov), VLADIMIR ILYICH° — (1870–1924), Russian revolutionary, leader of the Communist movement, and founder of the Soviet state. At all stages of his career, Lenin had to cope with the Jewish question from ideological, organizational, and political points of view. At the… …   Encyclopedia of Judaism

  • bund — /bund/, n. (in Asian countries) an embankment or an embanked quay, often providing a promenade. [1805 15; < Hindi band < Pers: dam, levee; akin to BIND, BOND1] * * * ▪ political movement also called  Jewish Bund , formally  General Union of… …   Universalium

  • Lenin — Wladimir Iljitsch Lenin, 1920 Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир Ильич Ульянов, wiss. Transliteration Vladimir Il ič Ul janov, Kampfname Lenin, russisch …   Deutsch Wikipedia

  • Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse — Der Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse (russisch союз борьбы за освобождение рабочего класса) wurde 1895 von Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) und seinem damals noch engen Freund Julius Martow gegründet. Es war einer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Lenin, Vladimir Ilich — ▪ prime minister of Union of Soviet Socialist Republics Introduction original name  Vladimir Ilich Ulyanov  born April 10 [April 22, New Style], 1870, Simbirsk, Russia died Jan. 21, 1924, Gorki [later Gorki Leninskiye], near Moscow  founder of… …   Universalium

  • Lenin, (Ulyanov), Vladimir Ilyich — (1870–1924)    Leader of the October Revolution and Soviet ruler. Lenin was the leader of the Bolshevik Party when it took power in the revolution of autumn 1917, and the effective ruler of Russia from then until his death. He condemned and… …   Who’s Who in Jewish History after the period of the Old Testament

  • Bund russischer Solidaristen — Narodno Trudowoi Sojus (russisch Народно Трудовой Союз) war eine Widerstandsbewegung gegen den Kommunismus. Obwohl der Begriff wörtlich übersetzt soviel wie Völkischer Arbeiterrat oder Volksarbeitsbund bedeutet, bezeichnete sich die Bewegung… …   Deutsch Wikipedia

  • Bund — Bundist, n. /boond, bund/; Ger. /boont/, n., pl. Bunds, Ger. Bünde /byuun deuh/. 1. a short form of German American Volksbund, a pro Nazi organization in the U.S. during the 1930s and 1940s. 2. (often l.c.) an alliance or league, esp. a political …   Universalium

  • Vladimir Lenin — Wladimir Iljitsch Lenin Lenins Unterschrift Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир Ильич Ульянов, wiss …   Deutsch Wikipedia

  • Wladimir Ilitsch Lenin — Wladimir Iljitsch Lenin Lenins Unterschrift Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир Ильич Ульянов, wiss …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”