Leo Ulfeldt

Leo Ulfeldt

Leo Graf Ulfeldt (* 22. März 1651 in Kopenhagen; † 11. April 1716 in Wien), in Österreich auch Uhlefeld geschrieben, ist ein nach Österreich geflüchteter dänischer Adeliger; er war österreichischer Feldmarschall und Vizekönig von Katalonien.

Inhaltsverzeichnis

Familie und Herkunft

Seine Mutter Leonora Christina Ulfeldt, eine Tochter Christians IV., war im Alter von 15 Jahren mit Corfitz Ulfeldt vermählt worden, der bald darauf zum mächtigsten Mann Dänemarks aufstieg und als „Reichshofmeister“ die Geschicke des Landes lenkte. Bald nach dem Tod des Königs aber fiel er bei dessen Nachfolger in Ungnade. Kurz nach der Geburt des Sohnes Leo musste die Familie das Land verlassen. Der abgesetzte, aber weiterhin nach Einfluss und Macht strebende Politiker verwickelte sich in die verschiedensten Intrigen, die sich bis zum Landesverrat steigerten. Dies konnte Leonoras Liebe nicht mindern und sie reiste nach England, um für ihn einen Geldbetrag zurück zu fordern, den er einst dem König von England geliehen hatte. Dieser entzog sich seiner Zahlungsverpflichtung in wenig königlicher Weise, ließ Leonora verhaften und an Dänemark ausliefern. Sie wurde zweiundzwanzig Jahre lang, von 1663 bis 1685, als Staatsgefangene unter erniedrigenden Umständen im „Blauturm“ in Kopenhagen festgehalten. Ihr Mann ertrank schon 1664 im Rhein. Der Sohn Leo aber fand Aufnahme in Österreich und trat dort – zunächst unter einem falschen Namen – in kaiserliche Dienste.

In österreichischen Diensten

1682 erhielt Leo Ulfeldt unter Feldmarschall Raimund Montecuccoli das Kommando einer Kompanie zu Fuß. Nicht lange darauf wurde er bereits mit dem Kommando eines Reiterregiments betraut. Mit diesem zeichnete sich im Kampf gegen die Türken aus, besonders als er mit 80 Kürassieren einen Pass gegen 2000 Tataren erfolgreich verteidigte. Er wurde daraufhin zum Generalmajor befördert und erhielt besondere Gnadenerweise des Herrschers. Als der spätere Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias, seinen Anspruch auf den spanischen Thron geltend machte, begleitete ihn Ulfeldt als Truppenkommandant nach Spanien, wo die beiden 1704 in Barcelona landeten. Im nun folgenden spanischen Erbfolgekrieg machte er sich derart um Karls Sache verdient, dass er 1706 zum Feldmarschall befördert und zum Vizekönig von Katalonien ernannt wurde. Im gleichen Jahr leitete er auch die erfolgreiche Verteidigung Barcelonas. Lange zogen sich die Kämpfe hin. Als aber 1714 Spanien für das Haus Habsburg verloren war und Barcelona geräumt werden musste, kehrte er nach Österreich zurück.

Seine Mutter, die nach ihrer Befreiung im Kloster Maribo lebte, konnte er mit Genehmigung der dänischen Regierung zweimal – 1691 und 1693 – besuchen, das erste Mal inkognito. Seit 1697 war er mit der Gräfin Anna Maria Sinzendorf verheiratet.

Wiederentdeckung von Leonora Christina Ulfeldts „Jammersminde“

Von großer literarhistorischer Bedeutung ist es, dass er die Aufzeichnungen seiner Mutter über ihre 22-jährige Haft nach Österreich mitbrachte, wo sie von ihm und seinen Nachkommen aufbewahrt wurden. Dieses Werk, das später unter dem Titel „Jammersminde“ (Leidensgedenken) als eines der ersten großen Werke der neueren dänischen Literatur erkannt wurde, blieb unerkannt im Familienarchiv. Die österreichischen Ulfeldt starben zwar im Mannesstamm aus, doch lebten die Nachkommen einer mit einem Grafen Waldstein verheirateten Enkelin weiter. Vom Inhalt und von der Bedeutung des Schriftstücks hatten sie keine Ahnung mehr. Erst ein späterer, gebildeter und historisch interessierter Nachkomme entdeckte es in der Waldsteinschen Bibliothek und führte es 1868 einer wissenschaftlichen Analyse zu, die zur Entdeckung seiner Bedeutung führte. Das so überraschend aufgetauchte Manuskript wurde von Dänemark angekauft und findet sich heute im Schloss Frederiksborg.

Literatur

  • Karl Frederik Bricka, Dansk Biografisk Lexikon, Kopenhagen 1904, Bd. 18, S. 45
  • Allgemeine Deutsche Biographie, Bd.39, S. 184
  • Hanne Marie u. Werner Svendsen, Geschichte der dänischen Literatur, Kopenhagen 1964

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