Leopold Simony

Leopold Simony
Gedenktafel im Simonyhof

Leopold Simony (* 8. Oktober 1859 in Wien; † 16. Juli 1929 in Payerbach, Niederösterreich) war ein österreichischer Architekt. Er gilt als Pionier des sozialen Wohnungsbaus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Simony entstammte einer gutbürgerlichen Wiener Familie. Er war der Sohn des Apothekers Leopold Josef Simony und dessen Frau Aloisia Anna Daum. Sein Bruder Stephan Simony sen. (1860-1950) war Maler, dessen Sohn Stephan Simony jun. ebenfalls Architekt. Nach dem Besuch des akademischen Gymnasiums studierte Simony 1877 bis 1883 an der Technischen Hochschule Wien bei Karl König und Heinrich Ferstel.

Danach begann er eine Praxis bei Gruber & Völker, wo er sich besonders mit dem Brauereiwesen beschäftigte. Ab 1889 arbeitete Simony selbständig, wenn auch bis um 1904 in Arbeitsgemeinschaft mit Theodor Bach. Simony war auf Industriebauten spezialisiert, die er in Galizien und am Balkan errichtete. Dabei entstanden oft auch gleichzeitig Arbeitersiedlungen. 1896 wurde er Dozent an der Akademie für Brauindustrie.

Er wurde immer mehr zum Fachmann für sozialen Wohnbau und setzte sich zunehmend für einen genossenschaftlichen Wohnungsbau ein. Ab 1900 war er Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugesellschaft für Arbeiterwohnhäuser. Von 1907 bis zu seinem Tode wirkte Simony als Professor für Utilitätsbau an der Technischen Hochschule Wien. In den letzten Jahren der Monarchie erbaute Simony tausende soziale Arbeiterwohnungen, nach dem Ersten Weltkrieg konnte er auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage nur mehr wenige Projekte im Rahmen des sozialen Wohnbauprogramms des Roten Wien verwirklichen.

Nach Leopold Simony wurde der Simonyhof in Wien-Meidling benannt.

Bedeutung

Leopold Simony war zunächst auf den Industriebau spezialisiert, auf dem Wege der bei den Fabriken errichteten Arbeiterwohnungen wurde er zum Pionier des sozialen Wohnbaus in Österreich. Auf Grund seiner langjährigen Beschäftigung mit dem Thema galt er als Fachmann auf diesem Gebiet.

Um die Jahrhundertwende errichtete er die Volkswohnungen der Kaiserjubiläums-Stiftung in Wien-Ottakring, die in ihren riesigen Dimensionen und in ihrer Baustruktur mit Blockrandverbauung um Höfe und Gemeinschaftseinrichtungen für den späteren sozialen Wohnbau der Zwischenkriegszeit im Auftrag der Wiener Sozialdemokratie prägend wurde. Lediglich die äußere Erscheinung orientierte sich noch nach einem eher traditionellen Heimatstil. Für die Gemeinnützige Wohnbaugesellschaft errichtete er so mehr als 2000 Wohnungen. Simony interessierte stets die Organisationsstruktur seiner Bauten und weniger formale Probleme. Simony gilt als einer der geistigen Väter des Wiener Wohnbauprogramms der Zwischenkriegszeit. Er hatte auch großen Einfluss auf die in jener Zeit wirkende Architektengeneration.

Werke

Simonyhof
  • Brauerei Reininghaus bei Graz
  • Fabrikanlage Weiser in Sassow, Galizien
  • Industrieanlage, Chrudim, Böhmen (um 1890)
  • Villa Wenzel, Hadersdorf (1895) gemeinsam mit Theodor Bach
  • Miethaus Katharinenhof, Wien 21 (1896)
  • Volkswohnungen der Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums-Stiftung “Lobmeyerhof”, Wernhardtstraße 1–15, Wien 16 (1898–1901) gemeinsam mit Theodor Bach
  • Brauerei Götz, Okocim, Galizien (um 1900)
  • Miethaus Zum Heiducken, Spiegelgasse 19, Wien 1 (1901) gemeinsam mit Theodor Bach
  • Arbeiterwohnhäuser der Eisengießerei Sonnenschein, Marchegg (1901)
  • Arbeiterwohnhäuser der Brauerei Liesing (1902–1914)
  • Beamtenwohnhäuser der Brauerei Götz, Okocim (1902)
  • Geschäftshaus der Brandschadenversicherung, Luegerplatz 5, Wien 1 (1902–1903)
  • Verlags- und Druckereigebäude, ehemals Fa. Reisser, Arbeitergasse 1-7, Wien 5 (1903–1904)
  • Arbeiterwohnhäuser der NÖ-Unfallversicherung, Leopoldauerstraße 79–81, Wien 21 (1900–1907)
  • Arbeiterwohnhäuser Engerthstraße 41, Wien 20 (1905)
  • Druckereigebäude Rohrer, Brünn (1905)
  • Arbeiterhäuser der Glasbläserei Schultes, Vösendorf (1906–1907)
  • Arbeiterwohnhausanlage, Wiener Neustadt (1906)
  • Wohnhaus Laxenburgerhof, Wien 10 (1906)
  • Arbeiterwohnhausanlage Erzherzog-Karl-Straße 148, Wien 22 (1907)
  • Arbeiterwohnhäuser der Brauerei Götz, Okocim (1908–1910)
  • Arbeiterhaus der Hutfabrik Fränkel, Ebreichsdorf (1910)
  • Arbeiterhäuser der Schuhfabrik Popper, Chrudim, Böhmen (1912)
  • Kleinwohnungsanlage Inzersdorfer Straße 81–83, Wien 10 (1913)
  • Beamten- und Arbeiterhäuser der Wiener Molkerei, Wien 2 (1914)
  • Kriegerdenkmal in Payerbach (1922)
  • Wohnhausanlage Simonyhof, Wien 12 (1927–1928)
  • Wohnhausanlage Angeligasse 78–80, Wien 10 (1929–1930)

Schriften

  • Bemerkungen zu dem Entwurfe für einen Generalregulierungsplan über das gesamte Baugebiet von Wien. Wien 1893
  • Kleinwohnungsbauten. Wien 1918

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Simony — ist der Name von Friedrich Simony (1813−1896), Geograph und Alpenforscher Julius Simony (1785 1835), deutscher Bildhauer Leopold Simony (1859−1929), österreichischer Architekt Stefan Simony (1860 1950), österreichischer Maler Siehe auch: Simoni,… …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Ramsauer — Arbeiterwohnhäuser (1912), Buchengasse 7−9, von Otto Richter und Leopold Ramsauer …   Deutsch Wikipedia

  • Husaren-Regiment „Friedrich Leopold von Preußen“ Nr. 2 — Prinz Friedrich Leopold von Preußen Das Husaren Regiment „Friedrich Leopold von Preußen“ Nr. 2 war als Österreichisch Habsburgischer Kavallerieverband aufgestellt worden. Die Einheit existierte danach in der k.k. bzw. Gemeinsamen Armee innerhalb… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Sim — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Wiener Gemeindebauten — Karl Marx Hof vom 12. Februar Platz aus. Der Name „12. Februar“ bezieht sich auf den Tag des Ausbruchs des Österreichischen Bürgerkriegs im Jahre 1934. Die Liste der Wiener Gemeindebauten bietet einen Überblick über die Wohnhäuser, höfe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Leischner — Erich Franz Leischner (* 2. Jänner 1887 in Wien; † 14. April 1970 in Wien) war Senatsrat im Wiener Stadtbauamt und als solcher einer der produktivsten Architekten Österreichs. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Leischner — Erich Franz Leischner (* 2. Jänner 1887 in Wien; † 14. April 1970 in Wien) war Senatsrat im Wiener Stadtbauamt und als solcher einer der produktivsten Architekten Österreichs. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Wien 12 — XII. Wiener Gemeindebezirk Wappen Karte Name: Meidling Fläche: 8,2 …   Deutsch Wikipedia

  • Angeligasse — Straßenschild Angeligasse Tiere und Pflanzen des Laaer Berges (1955), Sgraffito, Angeliga …   Deutsch Wikipedia

  • Dr.-Karl-Lueger-Platz — Straßentafel Dr. Karl Lueger Platz Der Dr. Karl Lueger Platz liegt im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Er wurde 1926 nach dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger benannt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”