- Akademisches Gymnasium (Wien)
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Akademisches Gymnasium Schulform Allgemeinbildende höhere Schule (humanistisches Gymnasium) Gründung 1553 Ort Wien Bundesland Wien Staat Österreich Koordinaten 48° 12′ 5″ N, 16° 22′ 34″ O48.20138888888916.376111111111Koordinaten: 48° 12′ 5″ N, 16° 22′ 34″ O Träger öffentlich Schüler etwa 610 (4. April 2010) Lehrer etwa 60 (4. April 2010) Leitung Klemens Kerbler Website www.akg-wien.at Das Akademische Gymnasium in Wien wurde 1553 gegründet und ist damit das älteste Gymnasium Wiens. Die Schulausrichtung ist humanistisch und verglichen mit anderen traditionellen Gymnasien der Stadt eher liberal. Die derzeitige Schüleranzahl beträgt etwa 610 Schüler, welche auf 24 Klassen aufgeteilt sind.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
16. und 17. Jahrhundert
Zur Gründungszeit des Gymnasiums hatte die Universität Wien das Privileg, über die Errichtung von Unterrichtsanstalten zu entscheiden. Im März des Jahres 1553 erhielten die Jesuiten die Erlaubnis der Universität zur Gründung des Akademischen Gymnasiums.
Die primären Lehrziele des ausschließlich jesuitischen Lehrkörpers war die Vermittlung religiösen Wissens, das Praktizieren des katholischen Glaubens und die Festigung der religiösen Einstellung der Schüler. Das Akademische Gymnasium war zur Zeit seiner Gründung im Dominikanerkloster gegenüber der damaligen Universität untergebracht. Die damalige Unterrichtssprache war Latein.
18. und 19. Jahrhundert
Im Jahre 1773 löste der damalige Papst Klemens XIV den Jesuitenorden auf, was zu einer Umstellung des Lehrpersonals und der pädagogischen Ziele führte. Die neuen Schwerpunkte bildeten Geschichte, Mathematik, Deutsch, Literatur und Geographie. Die Leitung des Gymnasiums wurde an die Piaristenorden übertragen. In weiterer Folge wurde das Gymnasium etwas weltoffener geleitet und der Geist der Aufklärung herrschte sowohl unter den Lehrenden als auch unter den Schülern. Ebenso wurden neue didaktische und pädagogische Maßnahmen und später auch das Schulgeld eingeführt.
Als Ergebnis der Gymnasialreform im Jahre 1849 wurde das achtklassige Gymnasium mit der abschließenden Maturitätsprüfung entwickelt. Die humanistischen Aspekte kristallisierten sich immer weiter heraus, die Schwerpunkte des Unterrichts waren vor allem sprachlich-historisch, wobei auch die mathematisch-naturwissenschaftlichen Aspekte nicht vernachlässigt wurden. Die ersten Maturanten machten ihre finalen Prüfungen am Ende des Schuljahres 1850/51.
Seit 1866 befindet sich das Gebäude des Akademischen Gymnasiums am Beethovenplatz im ersten Wiener Gemeindebezirk. Erbaut wurde es von Friedrich von Schmidt, der auch das Wiener Rathaus entworfen hatte, in dem für ihn typischen neugotischen Stil.
Die ersten Schülerinnen maturierten 1886 und 1887 (je eine Externistin), seit dem Schuljahr 1896/97 gab es fast jedes Jahr auch Maturantinnen; eine allgemeine Aufnahme von Mädchen gibt es seit 1949/50.
20. Jahrhundert
Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren für das Gymnasium äußerst belastend, denn nur knapp konnte man einer Schließung entgehen, deren Ursache ein starker Rückgang an Schülern war. Die Bildungsstätte drohte ihren guten Ruf und ihre Attraktivität zu verlieren.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 mussten die jüdischen Schüler die Schule verlassen, sie wurden am 28. April 1938 umgeschult, ein Teil der Schüler hatte sich aber schon vor diesem Datum abgemeldet. Der Gesamtverlust betrug fast 50 Prozent der Schüler, da die Schule am stärksten von allen Wiener Gymnasien von Kindern jüdischer Familien besucht wurde. Heute erinnern mehrere Gedenktafeln an der Außenfassade des Gymnasiums an die damalige Umschulung und die Schrecken des Nationalsozialismus. Ein bekanntes Opfer der damaligen Maßnahmen war der spätere Nobelpreisträger Walter Kohn, der die Schule in der 5. Klasse verlassen musste.
Wolfgang Wolfring (1925–2001) machte das Gymnasium ab 1960 als Stätte klassischer griechischer Dramenaufführungen in altgriechischer Originalsprache bekannt. Jährlich fanden Aufführungen der klassischen griechischen Dramenliteratur statt, darunter König Oidipus, Oidipus auf Kolonos und Philoktet von Sophokles, die Orestie von Aischylos und Die Troerinnen und Alkestis von Euripides. Protagonisten dieser Aufführungen waren die späteren Rechtsanwälte Josef und Eduard Wegrostek, Liliana Nelska, Doris Dornetshuber, Gerhard Tötschinger, aber auch Gabriel Barylli, Paulus Manker, Konstantin Schenk und andere mehr.
Im Laufe der Jahre erlangte das Gymnasium die alte Reputation wieder und erfreute sich hoher Zugangsraten. Immer stärker wurde die Betonung auf die humanistische Ausbildung gelegt, welche vor allem durch das breite Sprachenangebot, schulische Theateraufführungen auf hohem Niveau und zahlreiche musikalische Veranstaltungen des Schulchors, auch der breiten Öffentlichkeit demonstriert wurde.
21. Jahrhundert
Die Schwerpunkte liegen weiterhin auf einem breiten sprachlichen Fundament, welches auch eine Ausbildung in Sprachen wie Latein oder Altgriechisch beinhaltet. Die Schule bietet sowohl Französisch als auch Englisch ab der ersten Klasse an. Die jeweils andere der beiden Sprachen beginnt bereits ab der 2. Klasse.
Ergänzend dazu werden vielfältige Projekte veranstaltet und Unverbindliche Übungen angeboten. Das Ziel des Akademischen Gymnasiums ist die Allgemeinbildung, die wiederum auf ein späteres universitäres Studium vorbereiten soll.
Probleme
Ein sehr aktuelles und dringendes Problem ist die Raumknappheit der Schule. Da eine große Nachfrage nach Schulplätzen besteht, das Schulhaus aus finanziellen Gründen und solchen des Denkmalschutzes aber nicht erweiterbar ist, stehen nicht für alle Aufnahmswerber Schulplätze zur Verfügung.
Bekannte Schüler und Absolventen
Das Akademische Gymnasium hat in seiner Geschichte eine große Anzahl bekannter Persönlichkeiten hervorgebracht:
Geburtsjahrgang vor 1800
- Ignaz Franz Castelli (1781–1862), Schriftsteller
- Wilhelm Ritter von Haidinger (1795–1871), Geologe
- Stanislaus Kostka (1550–1568), Katholischer Heiliger
- Leopold Kupelwieser (1796–1862), Maler
- Joseph Othmar von Rauscher (1797–1875), Wiener Erzbischof
- Franz Schubert (1797–1828), Komponist
- Johann Carl Smirsch (1793–1869), Maler
Geburtsjahrgang zwischen 1800 und 1849
- Alexander Freiherr von Bach (1813–1893), Jurist und Politiker
- Moriz Benedikt (1835–1920), Neurologe
- Nikolaus Dumba (1830–1900), Industrieller und Kunstmäzen
- Franz Serafin Exner (1802–1853), Philosoph
- Cajetan Felder (1814–1894), Wiener Bürgermeister
- Adolf Ficker (1816–1880), Statistiker
- Anton Josef Gruscha (1820–1911), Wiener Erzbischof
- Christoph Hartung von Hartungen (1849-1917), Arzt
- Carl Haslinger (1816–1868), Musikverleger
- Gustav Heider (1819–1897), Kunstgeschichte
- Josef Hellmesberger (1828–1893), Hofkapellmeister
- Josef Hyrtl (1810–1894), Anatom
- Friedrich Kaiser (1814–1874), Schauspieler
- Theodor von Karajan (1810–1873), Germanist
- Alfred von Kremer (1828–1889), Orientalist und Politiker
- Ferdinand Kürnberger (1821–1879), Schriftsteller
- Heinrich von Levitschnigg (1810–1862), Schriftsteller und Journalist
- Robert von Lieben (1848–1913), Physiker und Erfinder
- Karl Ludwig von Littrow (1811–1877), Astronom
- Titu Maiorescu (1840–1917), rumänischer Ministerpräsident
- Johann Nestroy (1801–1862), Schauspieler, Dichter
- Ignaz von Plener (1810–1908), österreichischer Ministerpräsident
- Johann Nepomuk Prix (1836–1894), Wiener Bürgermeister
- Benedict Randhartinger (1802–1893), Hofkapellmeister
- Friedrich Rochleder (1819–1874), Chemiker
- Wilhelm Scherer (1841–1886), Germanist
- Anton von Schmerling (1805–1893), Jurist und Politiker
- Johann Gabriel Seidl (1804–1875), Textdichter der österreichischen Kaiserhymne "Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!"
- Daniel Spitzer (1835–1893), Autor
- Eduard Strauß (1835–1916), Komponist und Kapellmeister
- Franz von Thun und Hohenstein (1847–1916), Ministerpräsident von Cisleithanien
- Joseph Unger (1828–1913), Jurist und Politiker
- Otto Wagner (1841–1918), Architekt
Geburtsjahrgang zwischen 1850 und 1899
- Othenio Abel (1875–1946), Biologe
- Ludwig Adamovich senior (1890–1955), Präsident des Verfassungsgerichtshofs
- Guido Adler (1855–1941), Musikwissenschaftler
- Peter Altenberg (1859–1919), „Kaffeehaus-Literat“
- Max Wladimir von Beck (1854–1943), Österreichischer Ministerpräsident
- Richard Beer-Hofmann (1866–1945), Schriftsteller
- Julius Bittner (1874–1939), Komponist
- Robert Danneberg (1885–1942), Jurist und Politiker
- Konstantin Dumba (1856–1947), Diplomat
- August Fournier (1850–1920), Historiker und Politiker
- Erich Frauwallner (1898–1974), Indologe
- Dagobert Frey (1883–1962), Kunsthistoriker
- Albert Gessmann (1852–1920), Bibliothekar und Politiker
- Raimund Grübl (1847–1898), Wiener Bürgermeister
- Michael Hainisch (1858–1940), Bundespräsident der Republik Österreich
- Edmund Hauler (1859–1941), Altphilologe
- Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Dramatiker
- Karl Kautsky (1854–1938), Philosoph und Politiker
- Hans Kelsen (1881–1973), Jurist, Mitgestalter der Österreichischen Bundesverfassung
- Franz Klein (1854–1926), Jurist und Politiker
- Arthur Krupp (1856-1938), Industrieller
- Wilhelm Kubitschek (1858–1936), Archäologe und Numismatiker
- Eduard Leisching (1858–1938), Direktor des Museums für angewandte Kunst in Wien
- Felix von Luschan (1854–1924), Arzt, Anthropologe, Forschungsreisender, Archäologe und Ethnograph
- Eugen Margarétha (1885–1963), Jurist und Politiker
- Tomáš Garrigue Masaryk (1850–1937), Gründer der Tschechoslowakei und Staatspräsident
- Alexius Meinong (1853–1920), Philosoph
- Lise Meitner (1878–1968), Kernphysikerin
- Ludwig von Mises (1881–1973), Ökonom
- Paul Morgan (1886–1938), Schauspieler
- Max von Oberleithner (1868–1935), Komponist und Dirigent
- Paul Amadeus Pisk (1893–1990), Komponist
- Gabriele Possanner (1860–1940), Ärztin
- Hans Leo Przibram (1874–1944), Zoologe
- Karl Przibram (1878–1973), Physiker
- Josef Redlich (1869–1936), Jurist und Politiker
- Elise Richter (1865-1943), Romanistin
- Josef Freiherr Schey von Koromla (1853–1938), Rechtswissenschaftler
- Arthur Schnitzler (1862–1931), Schriftsteller, Dramatiker
- Julius Schnitzler (1865–1939), Arzt
- Erwin Schrödinger (1887–1961), Physiker, 1933 Nobelpreis für Physik
Geburtsjahrgang zwischen 1900 und 1949
- Ludwig Adamovich junior (* 1932), Präsident des österreichischen Verfassungsgerichtshofs
- Christian Broda (1916–1987), Jurist und Politiker
- Engelbert Broda (1916–1983), Physiker, Chemiker
- Thomas Chorherr (* 1932), Journalist und Zeitungsherausgeber
- Magic Christian (* 1945), Zauberkünstler und Designer
- Felix Czeike (1926–2006), Historiker
- Albert Drach (1902–1995), Schriftsteller
- Paul Edwards )1923–2004), Philosoph
- Caspar Einem (* 1948), österreichischer Innenminister, Verkehrsminister
- Ernst Federn (1914–2007), Psychoanalytiker
- Friedrich Heer (1916–1983), Schriftsteller, Historiker
- Georg Knepler (1906–2003), Musikwissenschaftler
- Walter Kohn (* 1923), Physiker, 1998 Nobelpreis für Chemie
- Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976), Soziologe
- Lucian O. Meysels (* 1925), Journalist und Sachbuchautor
- Liliana Nelska (* 1946), Schauspielerin
- Erwin Ringel (1921–1994), Arzt, Vertreter der Individualpsychologie
- Ernst Topitsch (1919–2003), Philosoph und Soziologe
- Milan Turković (* 1939), österreichisch-kroatischer Fagott-Bläser und Dirigent
- Hans Weigel (1908–1991), Schriftsteller
- Erich Wilhelm (1912–2005), Evangelischer Superintendent in Wien
Geburtsjahrgang ab 1950
- Gabriel Barylli (* 1957), Schriftsteller und Schauspieler
- Christiane Druml (* 1955), Juristin und Bioethikerin
- Paul Chaim Eisenberg (* 1950), Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
- Paul Gulda (* 1961), Pianist
- Martin Haselböck (1954), Komponist
- Peter Stephan Jungk, Schriftsteller
- Markus Kupferblum, Theater- und Opernregisseur
- Niki List (1956–2009), Schauspieler und Regisseur
- Miki Malör (* 1957), Theatermacherin und Performerin
- Paulus Manker (* 1958), Schauspieler und Regisseur
- Andreas Mailath-Pokorny (* 1959), Wiener Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
- Doron Rabinovici (* 1961), Schriftsteller
- Clemens Unterreiner (* 1977), Opernsänger, Solist und Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper
- Andreas Vitásek (* 1956), Kabarettist, Regisseur
Literatur
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 2. Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 649.
- Robert Winter: Das Akademische Gymnasium in Wien. Vergangenheit und Gegenwart. Böhlau, Wien 1996, ISBN 3-205-98485-4.
- Klemens Kerbler (Redaktion): Festschrift zum 450. Jubiläum der Schulgründung. Schulgemeinde des Akademischen Gymnasiums Wien, Wien 2003.
- Jahresberichte des Akademischen Gymnasiums Wien.
Weblinks
Commons: Akademisches Gymnasium, Vienna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Akademisches Gymnasium Wien
- Akademisches Gymnasium. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Hommage an Prof. Wolfgang Wolfring
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