Levi Herzfeld

Levi Herzfeld
Levi Herzfeld (1810-1884)

Levi Herzfeld (* 28. Dezember [1] 1810 in Ellrich; † 11. März 1884 in Braunschweig) war ein deutscher Rabbiner und von 1843 bis 1884 Landesrabbiner des Herzogtums Braunschweig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn von Ruben Herzfeld und dessen Ehefrau Friederike, geb. Levi, erhielt eine theologische Ausbildung. Das Talmud-Studium begann er in Würzburg bei Rabbiner Abraham Bing (1752–1841) und setzte es in Braunschweig bei Landesrabbiner Samuel Levi Egers (1769–1842) fort. In Berlin war er Schüler des jüdischen Gelehrten Leopold Zunz (1794–1886).

Braunschweigischer Landesrabbiner

Nach Beendigung des Studiums mit einer Promotion, wurde Herzfeld 1836 in Braunschweig Rabbineradjunkt unter Landesrabbiner Egers. Dort führte er die deutsche Sprache in der Synagoge ein, da Hebräisch von vielen Gemeindemitgliedern nicht verstanden wurde. Er wurde im Jahre 1842 als Nachfolger Egers’ zum Rabbiner der Jüdischen Stadtgemeinde Braunschweig gewählt, was durch das braunschweigische Staatsministerium bestätigt wurde. 1843 wurde Herzfeld gegen anfängliche Proteste der Wolfenbütteler Jüdischen Gemeinde Landesrabbiner für das gesamte Herzogtum Braunschweig. Mit Hilfe des Staatsministeriums konnte er rasch seine Stellung festigen. Ein bedeutendes Ereignis seines Rabbinats war die 1844 in Braunschweig abgehaltene, von Reformplänen geprägte Allgemeine deutsche Rabbinerkonferenz, die er mit initiierte.[2] Herzfeld selbst stand dem Reformjudentum zwar nahe, lässt sich aber weder der „reformierten“ noch der „orthodoxen“ Richtung zuordnen. Die unter Herzfeld 1875 eingeweihte Neue Synagoge in der Alten Knochenhauerstraße in Braunschweig wies im Sinne des Reformjudentums eine Orgel auf.

Sein wissenschaftliches Schaffen umfasst Arbeiten zur jüdischen Synagogalmusik und -poesie. Herzfelds Interesse richtete sich auch auf die Wirtschaftsgeschichte der Juden. Er gilt als erster Verfasser einer jüdischen Handelsgeschichte, die 1879 erschien. Zusammen mit dem Magdeburger Rabbiner Ludwig Philippson (1811–1889) und dem Leipziger A. Meyer-Goldschmidt war er bis 1873 Leiter des Instituts zur Förderung der israelitischen Literatur.

An seinem Lebensende äußerte sich Herzfeld 1884 resignierend zum aufziehenden Antisemitismus: „Ich breche ab, weil ich einsehe, dass trotz allem wir Juden nicht in der Lage sind, mit den Antisemiten den Kampf aufzunehmen, sondern besser daran tun, in ihnen das allmähliche Erwachen der Gerechtigkeit und der Humanität geduldig abzuwarten.“[3] Im Amt des Landesrabbiners folgte ihm Gutmann Rülf, der ihm seit 1882 als Adjunkt zur Seite gestanden hatte.

Ehrungen

Herzog Wilhelm verlieh ihm 1879 den Professorentitel.[2]

Familie

Herzfeld heiratete 1844 in Winsen an der Luhe Georgine Salomon (1822–1887). Das Ehepaar hatte acht Kinder. Herzfeld starb am 11. März 1884 in Braunschweig, seine Ehefrau am 8. August 1887 in Hannover. Beider Ehrengrab befindet sich auf dem Alten Jüdischen Friedhof an der Hamburger Straße in Braunschweig.[2]

Werke (Auswahl)

  • Chronologia Judicum et primorum regum Hebraeorum, Berlin 1838
  • Das Buch Kohelet übersetzt u. erläutert, Braunschweig 1838
  • Das Deutsche in der Liturgie der Braunschweiger Synagoge, eingeführt noch unter dem seligen Landesrabbiner S. L. Egers, Braunschweig 1844 (Digitalisat)
  • Zwei Predigten über die Lehre vom Messias, Braunschweig 1844
  • Vorschläge zu einer Reform der jüd. Ehe-Gesetze, Braunschweig 1846
  • Geschichte des Volkes Israel von der Zerstörung des ersten Tempels bis zur Einsetzung des Makkabäers Schim’on zum hohen Priester und Fürsten, Braunschweig 1847
  • Handelsgeschichte der Juden des Alterthums, Braunschweig 1879

Literatur

  • Reinhard Bein: Ewiges Haus Jüdische Friedhöfe in Stadt und Land Braunschweig, Braunschweig 2004
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, S. 269, Hannover 1996

Einzelnachweise

  1. Reinhard Bein: Ewiges Haus Jüdische Friedhöfe in Stadt und Land Braunschweig, Braunschweig 2004, S. 175
  2. a b c Peter Schulze: Mit Davidsschild und Menora. Bilder jüdischer Grabstätten in Braunschweig, Peine, Hornburg, Salzgitter und Schöningen. Ausstellung 1997–2002, in: Schriftenreihe Regionale GewerkschaftsBlätter herausgegeben von DGB-Region SüdOstNiedersachsen, Hannover 2003, S. 8
  3. Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 2000, S. 847

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