Ludwig Philippson

Ludwig Philippson
Ludwig Philippson
Grabstein für Ludwig Philippson auf dem jüdischen Friedhof Bonn-Castell

Ludwig Philippson (* 28. Dezember 1811 in Dessau; † 29. Dezember 1889 in Bonn) war ein deutscher Schriftsteller und Rabbiner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Philippson war Sohn des Moses Philippssohn (1775–1814), der in Dessau eine hebräische Druckerei hatte und auch eigene Schriften und Bücher herausgab. Nach dem frühen Tod des verarmten Vaters kümmerte sich sein älterer Bruder Phöbus Moses Philippson um seine Ausbildung. Nach der Reifeprüfung (Abitur) in seiner Heimatstadt folgte Ludwig seinem älteren Bruder zunächst nach Halle (Saale). Erste Arbeiten veröffentlichte er unter dem Namen seines Bruders. Später begann Philippson in Berlin Philologie und Theologie zu studieren. 1830 konnte er diese Studien erfolgreich mit Promotion (De internarum humani corporis partium cognitione Aristotelis cum Platonis sententia comparata) abschließen. Anschließend berief ihn die jüdische Gemeinde in Magdeburg zu ihrem Rabbiner. Er weihte am 31. August 1850 die neue Synagoge zu Eisleben und am 14. September 1851 die Alte Synagoge Magdeburg feierlich ein.

Als Rabbiner fungierte er ab 1837 bis zu seinem Tod 1889 als Herausgeber der Allgemeinen Zeitung des Judentums, welche schon bald eine der wichtigsten Zeitungen für liberale Juden in Deutschland wurde und zunächst in wöchentlichem, dann 14-täglichem Rhythmus bis zu ihrer Einstellung im April 1922 erschien. Der Berliner Gesellschaft der Freunde gehörte Philippson seit 1839 an. Mit 50 Jahren zog er sich nach Bonn zurück, wo er sich als Schriftsteller und Verleger sehr für die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung Deutschlands einsetzte. Er übersetzte nicht nur theologische Texte, sondern veröffentlichte mit den Schwerpunkten Exegese und Homiletik mehrere wichtige Bücher. Mit seinem Werk Haben die Juden Jesum gekreuzigt? wurde er 1866 über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und entfachte damit zum Teil sehr emotional geführte Diskussionen.

Philippson war maßgeblich an der Gründung der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin ebenso beteiligt, wie an der Entstehung des Instituts zur Förderung der israelitischen Literatur.

Im Alter von 78 Jahren starb Ludwig Philippson am 29. Dezember 1889 in Bonn.

Der Historiker Martin Philippson und der Geograph Alfred Philippson waren seine Söhne.

Werke

  • Staat und Religion, die religiöse Gesellschaft. 1845, aus: Weltbewegende Fragen in Politik und Religion. Aus den letzten dreißig Jahren. Erster Theil: Politik Baumgärtner, Leipzig 1868 Volltext dieses Auszugs = Abschnitt 84 des Buches (19 S.)
  • Die politische Gesinnung der Juden 1849 Volltext
  • Der Verfall der Völker 1858 ebenda Volltext
  • Blicke auf die gegenwärtige Weltlage und politische Briefe. 4. Am 30. Januar 1861. Die Nationalitäten ebenda Volltext
  • Die industrielle Mission der Juden 1861, ebenda Volltext
  • Der Judenhaß der Atheisten und Rothen 1862, ebenda Volltext
  • Die drei Gewalten 1862, ebenda Volltext
  • Die ultramontan- und pietistisch-feudale Partei 1862, ebenda Volltext
  • Blicke auf die gegenwärtige Weltlage und politische Briefe. 5. Im März 1864 ebenda Volltext
  • Judenthum und Deutschthum 1865, ebenda Volltext
  • Blicke auf die gegenwärtige Weltlage und politische Briefe. 7. Im Februar 1866 ebenda Volltext
  • Neunte Vorlesung. Die Religion der Gesellschaft in ihrer Begründung und Entwickelung In: Die Religion der Gesellschaft und die Entwickelung der Menschheit zu ihr, dargestellt in zehn Vorlesungen ebd. 1848 Volltext
  • Stoff und Geist in der Menschheit (1853) In: Weltbewegende Fragen in Politik und Religion. Aus den letzten 30 Jahren. Zweiter Theil: Religion. Erster Band: Allgemeines. - Zur vergleichenden Religionswissenschaft ebd. 1869, S.68-81 Volltext
  • Predigt, zur Einweihung der neuen Synagoge zu Eisleben am 30. Aug. 1850 gehalten. [1] nur: Standortnachweis der Univ. Mainz (u. a. Schriften). Zugang: mehrmals „ok“ klicken, scrollen.
  • Haben wirklich die Juden Jesum gekreuzigt? 1866 (PDF)
  • Die Rhetorik und jüdische Homiletik. In Briefen und Abhandlungen, hrsg. v. M. Kayserling, Leipzig 1890 (Digitalisat, PDF)
  • Jakob Tirado. Geschichtlicher Roman aus der zweiten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts, Leipzig 1867

Literatur

Weblinks

 Commons: Ludwig Philippson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ludwig Philippson — (born December 281811, at Dessau; died December 291889, at Bonn) was a German rabbi and author, the son of Moses Philippson. He was educated at the gymanasium of Halle and at the University of Berlin, and maintained himself by tutoring and by… …   Wikipedia

  • PHILIPPSON — PHILIPPSON, German Jewish family of prominent rabbis, scholars, educators, journalists, doctors, bankers, and scientists. Their family tree goes back to 16th century Poland, where joshua hoeschel ben joseph (c. 1578–1648) had been chief rabbi of… …   Encyclopedia of Judaism

  • Philippson — ist der Familienname folgender Personen: Alfred Philippson (1864–1953), deutscher Geograph Ludwig Philippson (1811–1889), deutscher Schriftsteller und Rabbiner Martin Philippson (1846–1916), deutscher Historiker Phöbus Moses Philippson… …   Deutsch Wikipedia

  • Philippson — Infobox Given Name Revised name = Philippson imagesize= caption= pronunciation= FEE lip son gender =Male meaning = lover of horses region =Germany origin = related names =Phillipson footnotes = Philippson is a patronymic surname meaning son of… …   Wikipedia

  • Philippson, Franz — (1851 1925)    Belgian financier and communal leader, son of Ludwig Philippson. He was born in Magdeburg. He established a bank in Belgium in 1871. Later he was president of the Belgian Congo railway company and a founder of the Belgian Congo… …   Dictionary of Jewish Biography

  • Philippson, Martin — (1846 1916)    German historian and communal leader, son of Ludwig Philippson. He was born at Magdeburg. He taught at the University of Bonn, and later at the University of Brussels, where he became rector. Owing to anti German attitudes in… …   Dictionary of Jewish Biography

  • Ludwig [1] — Ludwig (franz. Louis), altfränk. Mannesname, aus Chlodwig entstanden, bedeutet: ruhmvoller Kämpfer; ihm entsprechen die weiblichen Namen Ludovika und Ludovicia (woraus Luise). Die merkwürdigsten Träger des Namens L. sind: [Römisch deutsche Kaiser …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Philippson — Philippson, 1) Ludwig, jüd. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 28. Dez. 1811 in Dessau, gest. 29. Dez. 1889 in Bonn, studierte in Halle und Berlin klassische Wissenschaften und jüdische Theologie und folgte 1833 einem Ruf als Lehrer und Prediger… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Philippson — Philippson, Ludwig, geb. 1811 in Dessau von jüdischen Eltern, studirte 1829–33 Philologie in Berlin, wurde im Herbst 1833 Prediger der israelitischen Gemeinde in Magdeburg u. 1840 auch Rabbiner; 1849 wurde er zum Mitglied des Gewerberathes u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ludwig XIV. — Ludwig XIV., König von Frankreich (1643 1715), geb. 5. Sept. 1638, folgte seinem Vater L. XIII. unter Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich, welche Mazarin zu ihrem Minister erhob. Nach dessen Tode (1661) ergriff L. selbst das… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”