Ansgarikirchhof

Ansgarikirchhof
Die alte St. Ansgarii Kirche um 1839

Der Ansgarikirchhof in Bremen ist als Teil der innerstädtischen Fußgängerzone ein von Handelseinrichtungen und Bürogebäuden umgebener Platz im Bereich der westlichen Altstadt.

Von ihm gehen ab die Obernstraße, die Hutfilterstaße, die Wandschneiderstraße, die Ansgaritorstraße, der Lloydhof als Passage und der Hanseatenhof mit dem Bremer Carrée.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auszug aus dem Merianplan von 1641: Die Ansgariikirche, links davon die Kosthäuser des späteren Gewerbehauses

Am Platz befand sich die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ansgariikirche, deren Ruine in den 1950er Jahren abgerissen wurde. Dieser gotische Pfarrkirche wurde 1243 geweiht und Ende des 14. Jahrhunderts in eine Hallenkirche umgebaut. Das Kirchspiel von St. Ansgarii gehörte zu den vier dominierenden Vierteln von Bremen. Die Ansgarii-Kirchspielschule befand sich neben der Kirche im Kollegienstift am Ansgariikirchhof Nr. 8 und seit 1856 bis etwa 1895 in einem Neubau Ansgariikirchhof Nr. 14. Dieses Gebäude ist 1944 zerstört worden. Die Kirche war 1522 Ausgangspunkt der Reformation in Bremen mit der Predigt des Augustinermönchs Heinrich von Zütphen.

Im Norden von der Ansgariikirche stand als Teil der Bremer Stadtmauer seit 1299, das Ansgariitor, bezeichnet auch als „portam sancti Anscharii“. Das Tor war auch der Schuldturm der Stadt. Der Torabriss erfolgte im Zuge der Entfestigung um 1802/04, der Turmabriss 1831. Hier standen von 1806/07 bis 1875 bzw. 1944 zwei Torhäuser der Ansgariitorwache. Die Ansgaritorstraße erinnert an das Tor.

Nach dem Verkauf zweier Gebäude, dem Kost- und dem Hochzeitshaus[1] an der Westseite, wurde im Stil der Weserrenaissance von 1619 bis 1621 nach den Plänen von Johann Nacke das Wandschneiderhaus im Auftrag der Tuchhändler und Wandschneider errichtet. Das Gebäude wurde 1685 zum Kramer-Amtshaus und 1861 als Gewerbehaus Sitz der Handwerkskammer Bremen. Die Wandschneiderstraße erinnert an die frühere Bezeichnung des Gewerbehauses.

Die Kirchturmspitze diente Carl Friedrich Gauß im 19. Jahrhundert als Vermessungspunkt für die erste Landesvermessung. Hieran erinnert eine Platte auf dem Ansgarikirchhof vor dem Bremer Carrée.

Das Ansgar-Denkmal wurde 1865 nach einem Entwurf von Carl Steinhäuser als Marmorgruppe auf einem Sandsteinsockel aufgestellt. Anlass war der 1000. Todestag von Erzbischof Ansgar. Der Hl. Bischof nimmt im Denkmal einem vor ihm knieenden Knaben das Joch ab. Am 1. September 1944 wurde das Denkmal durch den einstürzenden Turm der Ansgari-Kirche zerstört.

Anstelle der Kirche wurde Anfang der 1960er Jahren das Kaufhaus Hertie errichtet. Dieses wurde Ende der 1980er Jahre abgerissen und durch das Bremer Carrée ersetzt.

Gebäude

Gewerbehaus und Ansgarsäule
  • An der Westseite des Platzes befindet sich das unter Denkmalschutz stehende Gewerbehaus, Sitz der Handwerkskammer Bremen. Im Gewölbekeller befindet sich seit 1957 das Restaurant Alte Gilde.
  • Daneben wurde um 1960 das so genannte Finke-Hochhaus errichtet mit Läden und den Büros des ehemaligen Hochbauamts.
  • Eine Parkgarage der der Brepark steht auch an der Westseite.
  • An der Nordseite wurde in den 1980er Jahren der Lloydhof als Einkaufspassage und Bürogebäude errichtet.
  • An der Ostseite steht das in den 1990er Jahren errichtete Laden- und Geschäftshaus Bremer Carrée.
  • Die Südseite wird begrenzt durch die Obernstraße mit ihren Laden- und Geschäftshäusern.

Denkmale

  • Auf dem Platz befindet sich die bronzene Ansgar-Säule von Kurt-Wolf von Borries. Sie erinnert an die hier im Krieg zerstörte mittelalterliche Ansgarii-Kirche und wurde 1965 zu Ehren des 1100. Todestags des „Apostel des Nordens“ und ersten Erzbischofs von Bremen St. Ansgar aufgestellt.
  • Auf dem angrenzenden Hanseatenhof steht das Friedrich-Wilhelm-Bessel-Denkmal.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Neben den Hochzeiten wurden hier Jahrhunderte lang die Hochzeitsgäste untergebracht. Die alte Bezeichnung Kost findet sich heute noch in Kost und Logis

Weblinks

Ansgarikirchhof-Website

53.078588.80315

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