Liebherr T282

Liebherr T282
Liebherr T 282
T 282
Hersteller: Liebherr
Max. Einsatzgewicht: 600 t
Leergewicht: 237 t
Max. Fahrgeschwindigkeit: 64 km/h
Motor: 2722 kW, 3650 PS
Gebaute Stückzahl: 110 (2005)
Antrieb: Siemens/ Liebherr Wechselstrom Antrieb
Abmessungen (Meter) 14,5 lang × 8,7 breit × 7,4 hoch

Der Liebherr T 282 ist ein zweiachsiger Großmuldenkipper für den Einsatz im Tagebau. Der T 282 verfügt über die stärkste Antriebsmaschine eines kommerziellen Nutzfahrzeugs. Er wird in Handarbeit in Newport News, Virginia gefertigt.

Inhaltsverzeichnis

Einsatzbereiche und Entwicklung

Der T 282 ist ein Spezialfahrzeug für den Einsatz in großen Tagebauen, in denen er zum schnellen Abtransport großer Mengen geförderten Materials sowie von Abraum dient. So finden sich die Fahrzeuge in Kohle-, Gold- und Kupferminen, aber auch beim Transport von Ölsanden oder in Diamantminen.

Mit dem T 262, einem Modell mit einer maximalen Ladekapazität von 218 Tonnen, hatte Liebherr bereits seit 1982 einen Großmuldenkipper für den Tagebau im Programm.[1] Durch die gestiegenen Anforderungen insbesondere seitens extrem großer Minen war es jedoch notwendig geworden, ein Modell mit deutlich höherer Ladekapazität zu entwickeln.

Der Ausfall eines oder mehrerer der meist nur in geringer zweistelliger Zahl vorhandenen und 24 Stunden täglich aktiven Fahrzeuge kann die Produktivität einer Mine deutlich verlangsamen. Ein wichtiges Kriterium ist daher neben großen Ladekapazitäten und relativ hohen Fahrgeschwindigkeiten eine niedrige sogenannte Downtime, das heißt möglichst geringe Ausfall- und Wartungszeiten.

Bei der Entwicklung des T 282 standen daher hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Reduktion der Betriebskosten im Vordergrund. Alle Elemente des Fahrzeugs wurden so im Rahmen des technisch Möglichen auf weitgehende Wartungsfreiheit hin gestaltet. 1999 wurde der T 282 der Öffentlichkeit vorgestellt.[2]

Auf der Fachmesse Bauma in München präsentierte Liebherr dann fünf Jahre später das neue Modell T 282 B, das im Rahmen von rund 200 Veränderungen insbesondere eine gesteigerte Ladekapazität (+50 t) mit stärkerer Motorleistung (+35 Prozent) verband[3] und im August des Jahres erstmals ausgeliefert wurde.

Neben dem T 282 bietet Liebherr auch weiterhin den T 262 sowie – als kleinstes Modell – den T 252 an. Auf der Bauma 2007 wurde darüber hinaus der TI 274 präsentiert, der mit 290 Tonnen Ladekapazität zwischen dem T 262 und dem T 282 anzusiedeln ist.[4]

Marktposition

Der Stückpreis eines T 282 B beträgt rund 3,5 Millionen US-Dollar. In seinem Marktsegment konkurriert der T 282 vor allem mit dem Modell 797 des Marktführers Caterpillar sowie dem Komatsu 930 und dem erst 2007 vorgestellten Terex Unit Rig MT 6300AC. Weitere Modelle ähnlicher Größe sind unter anderem von Hitachi angekündigt. Wie alle Großmuldenkipper von Liebherr wird auch der T 282 in einem Spezialwerk in Newport News, Virginia (USA) von 375 Arbeitern[5] in Handarbeit gebaut. Ende 2005 waren unter den weltweit 711 Großmuldenkippern der Ultraklasse mit mehr als 290 Tonnen 110 T282[6], Ende Juni 2006 lagen für weitere 37 Fahrzeuge Bestellungen vor.[7] Hauptkunden sind Codelco (Chile), Mt Arthur Coal (Australien), Syncrude (Kanada) und die Cortez Goldmine (Vereinigte Staaten).[6]

Technik

Muldenkipper Liebherr T282 B, Bauma München

Die folgenden Daten beziehen sich auf den T 282 B (Stand 2007), aktuell ist jedoch das Modell T 282 C (Stand 2010).

Der T 282 B ist 14,5 Meter lang, 7,4 Meter hoch und 8,8 Meter breit, kann, abhängig von der verwendeten Mulde, bis zu 364 Tonnen zuladen und hat ein Gesamtgewicht von maximal 592 Tonnen. Das Fahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 64 km/h und ist damit um 13 km/h schneller als die anderen Großmuldenkipper der Firma Liebherr. Die Reifen, hergestellt durch Michelin, haben einen Durchmesser von 4,11 Meter, ihr Gewicht mit Felge beträgt 7,8 Tonnen. Der Durchschnittsverbrauch beträgt 174 Liter Diesel pro Betriebsstunde, das sind 4176 Liter pro Tag, der Tankinhalt von 4732 Liter reicht damit für etwas über 24 Stunden.

Die aus einem nur etwas über 2 Zentimeter dicken Stahlblech bestehende Mulde ist 30 Tonnen schwer und kann innerhalb von 28 Sekunden bis zu einem Winkel von 45 Grad angehoben werden. Der geschweißte Kastenrahmen[8] ist in seinen Hohlräumen durch zusätzliche Elemente versteift. Kontrollzentrum, Gebläse, Schaltkästen und Fahrerkabine befinden sich auf einem Deck oben an der Fahrzeugfront, die Kontrolle des „Verkehrsraums“ durch den Fahrer wird durch zusätzliche Videokameras um das Fahrzeug gewährleistet. Unterhalb des Decks befinden sich der Dieselmotor und der Generator.

Durch die Integration zahlreicher EDV-Elemente können Informationen zu Motor, Antrieb und Ladung sowohl vom Fahrer wie auch einem externen Kontrollzentrum in Echtzeit abgerufen werden.

Bremssysteme

Der T 282 B verwendet zwei einander ergänzende Bremssysteme. Als primäres Bremssystem kommt eine weitgehend verschleißfreie, elektrodynamische Dauerbremse mit rund 4480 kW (6030 PS) zum Einsatz. Wird sie aktiviert, fungieren die Antriebsmotoren als elektrische Generatoren, die die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandeln, die wiederum mittels luftgekühlter Widerstände in Wärme umgewandelt wird. Wurde die Geschwindigkeit auf 0,8 km/h reduziert, erfolgt die weitere Abbremsung durch Scheibenbremsen. Die vorderen Scheibenbremsen werden hier hydraulisch gekühlt, die hinteren hingegen sind luftgekühlt.

Antriebssystem

Der Liebherr T 282 B verfügt über ein besonderes Antriebssystem, das Getriebe und Kupplung überflüssig macht, wodurch Gewicht und Wartungsaufwand stark reduziert werden konnten. Dabei handelt es sich um einen dieselelektrischen Antrieb, wie er auch in Diesellokomotiven Anwendung findet. Bei diesem Antriebsverfahren treibt ein Dieselmotor einen elektrischen Generator an, der wiederum zwei Wechselstrommotoren mit Strom versorgt. Dieses kombinierte Antriebsverfahren wurde gewählt, da Wechselstrommotoren ein sehr großes Drehmoment haben, was den Verzicht auf wartungsaufwändige Komponenten wie Kupplung oder Getriebe ermöglicht.

Als Dieselmotoren stehen zwei alternative Modelle zur Verfügung. Bei der stärkeren Ausführung handelt es sich um einen bei MTU Friedrichshafen gebauten MTU DD 20V4000. Der 10,5 Tonnen schwere Motor hat 20 Zylinder und 90 Liter Hubraum und erzeugt nach Werksangaben 2722 kW (3650 PS).[9] Damit ist sie die stärkste in einem Nutzfahrzeug verwendete Antriebsmaschine überhaupt. Alternativ kann auch ein Cummins QSK 78-Dieselmotor zum Einsatz kommen, der mit 18 Zylindern und 76 Litern Hubraum 2610 kW (3500 PS) leistet und 11,3 Tonnen wiegt. Als Starterbatterie dienen sechs 12-Volt-Batterien, die gemeinsam 1475 Ampere bei 0 °C liefern.

Der Dieselmotor treibt direkt einen Wechselstrom erzeugenden Generator an. Der Wechselstrom wird erst in Gleichstrom umgewandelt und anschließend wiederum durch die separaten Wechselrichter den beiden elektrischen Siemens-Liebherr-Antriebsmotoren als Wechselstrom zur Verfügung gestellt. Von diesen Motoren ist je einer direkt hinter jeder Radnabe an der Hinterachse angebracht und für den Antrieb auch nur jeweils eines Radpaars der Hinterachse zuständig.

Dieses Verfahren ermöglicht eine vollständig unabhängige Versorgung und Steuerung der Hinterradpaare voneinander, wodurch die Drehzahl jedes Paares getrennt regelbar ist. Wenn das Fahrzeug Kurven fährt, wird so zum Beispiel die Geschwindigkeit der äußeren Räder automatisch erhöht beziehungsweise die der inneren gesenkt, um die äußerst teuren Reifen zu schonen; eine Slip/Slide-Control gewährleistet darüber hinaus Spurtreue durch die Bereitstellung der jeweils notwendigen Antriebskraft für die einzelnen Hinterradpaare.

Belege

  • Anonymus: Liebherr T282 Design and Development, Presseerklärung vom 16. Oktober 1998, Zugriff am 13. Juli 2007, Online
  • Anonymus: Technical Description T 282 B, PDF, Zugriff am 13. Juli 2007, Online PDF
  • Dawn M. Geske: Bigger and stronger: Liebherr redesigns T 282 haul truck; now includes 3650 hp engine option, in: Diesel Progress North American Edition, Sept. 2004, FindArticles.com. Zugriff am 14 Jul. 2007, Online

Einzelnachweise

  1. Liebherr.com: Informationen zum T 262, Online
  2. Anonymus: Liebherr T 282 Design and Development, Presseerklärung vom 16. Oktober 1998, Zugriff am 13. Juli 2007, Online
  3. Anonymus: Weltpremiere auf der Bauma 2004: Der weltweit größte und stärkste Muldenkipper T 282 B, in: www.liebherr.com, 2. Februar 2004, Zugriff am 13. Juli 2007, Online
  4. Anonymus: Liebherr: Neuer Grossmuldenkipper TI 274, in: Bau im Bild Online-Magazin, 6. Mai 2007, Zugriff am 13. Juli 2007, Online
  5. Liebherr. com: Informationen zur Liebherr Mining Equipment Co. Online
  6. a b Dave Porter: Surface load haul - Riding on a supercycle, in: Mining Magazine, Vol. 194, No. 4, 4/2006, S. 11-12, PDF Online
  7. Anonymus: Liebherr: Zahlreiche Bestellungen für Muldenkipper, in: Bau im Bild Online-Magazin, 30. August 2006, Zugriff am 13. Juli 2007, http://www.bauimbild.de/themen/110 Online
  8. www.liebherr.com/ME/de-DE/products_me.wfw/id-14270-0/measure-metric/tab-9556_1509?file=%7e%2fcatXmedia%2fme%2fDocuments%2f9be94824-b8dc-4699-a7dc-2895846ef5a3.pdf
  9. Technische Daten (englisches PDF-Dokument vom Hersteller)

Weblinks

 Commons: Liebherr T 282B – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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