- Lieding
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Lieding ist eine Ortschaft in der Stadtgemeinde Straßburg im Kärntner Gurktal. Es ist ein Haufendorf, das westlich von Straßburg in 681 m ü. A. auf einem Felsen über dem Talboden thront.
Der Ort besteht aus der Pfarrkirche hl. Margaretha (Hausnummer 3), dem Pfarrhof (Nr. 1) und einem Bauernhof (Nr. 2) mit Wirtschaftsgebäude.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Römerzeitliche Funde, wie ein Meilenstein und Münzen, legen nahe, dass Lieding schon damals besiedelt war.
Der Ort wurde 975 erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Otto II. verlieh Imma das Privileg, in Liubedinga, in Lieding, einen Markt und eine Münzstätte zu errichten sowie Marktzoll zu erheben. Dieses Recht wurde auf ein in Gründung befindliches Kloster übertragen. Es ist nicht bekannt, ob die Gründung des Klosters und der zugehörigen Kirche hl. Maria abgeschlossen wurde oder schon vorher an der Eigenkirchenpolitik der Salzburger Erzbischöfe scheiterte. 1043 wurde von Hemma von Gurk, der Enkelin Immas, die Kirche am heutigen Standort gegründet. 1131 wurde sie Pfarrkirche. 1138 wurde ein Pfarrer Otto de Livbedingen erwähnt. Nach einem Brand 1200 blieb vom ursprünglichen Bau nur das Portal erhalten. Unter Bischof Gerold (1326-1333) wurde Lieding dem Kollegiatskapitel Straßburg unterstellt, die Pröpste von Straßburg waren über lange Zeit auch Inhaber der reichen Pfarre Lieding.
Im späten 15. Jahrhundert, zur Zeit der Türkeneinfälle, wurde Lieding zur Verteidigung eingerichtet. Kirche, Karner, Pfarrhof und Wirtschaftsgebäude bildeten eine Verteidigungsanlage. Die Mauern sind nicht erhalten, jedoch zeugen die eisenbeschlagenen Türen des Pfarrhofs noch von der einstigen Funktion.
Bei Grabungsarbeiten 1869 wurden Mauerreste gefunden, die als vom Klosterbau stammend gedeutet wurden. Noch heute umfasst die Pfarre Lieding einen Großteil von Straßburg, während die Pfarre Straßburg wie eine Insel innerhalb des Pfarrgebietes von Lieding liegt. Heute hat der Ort nur mehr 4 Einwohner.[1]
Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche
Die Pfarrkirche zur hl. Margaretha wurde urkundlich 1043 erstmals erwähnt. Vom ursprünglichen romanischen Bau (um 1200) ist noch das Langhaus und das westliche Stufenportal erhalten. Der Turm wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Er ist ein mächtiger, quadratischer Turm, der im Süden an das Langhaus angestellt ist. Der Turm ist fünfgeschoßig, besitzt im Glockenturm große Schallfenster und ist mit einem barocken Zwiebelturm mit Laterne gedeckt. Östlich des Turms schließt ein niedriger Sakristeibau an.
Das Stufenportal besteht aus einem eingestellten Säulenpaar, einem Rundbogen und Rundwulst. Das Bogenrelief zeigt Engel, Mensch, Drache und Löwe und stellt wahrscheinlich eine Legende der hl. Margaretha von Antiochien dar: Die Heilige wird vom Drachen verschlungen, lediglich ihre Füße ragen noch aus dem Maul. Rechts vom Portal gibt es römerzeitliche Grabinschriften für das Ehepaar Attalus und Aeta. Links vom Portal steht ein Opfertisch mit zwei romanischen Kapitellfragmenten. Das Portal ist von einer geschlossenen barocken Vorhalle umgeben.
Das Langhaus ist einschiffig und vierjochig. Es besitzt eine spätgotische Spitztonne mit Stichkappen sowie barocke Pilaster mit Kompositkapitellen. Die spätgotische Westempore ist zweijochig und mit Spitzbogen und Kreuzgratgewölben auf Rundpfeilern unterwölbt. Die Empore ist mit einer stuckierten Brüstung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts versehen und trägt die Orgel. Die Fresken in Langhaus und Chor aus dem 14., 15. und 18. Jahrhundert sind schlecht erhalten und wurden bei der Restaurierung der Kirche 1975 wieder übertüncht.
Der Chor stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und ist fünf Stufen höher als das Langhaus. Er ist gleich breit wie das Schiff, ist zweijochig und besitzt einen 5/8-Schluss. Das Kreuzrippengewölbe schließt an reich profilierte, kapitelllose Wandpfeiler an. Im Chorschluss und in der südlichen Langhauswand befinden sich zweiteilige, hohe Maßwerkfenster. Die Glasmalereien in den Fenstern stammen von 1340/1350 und zeigen in einem Zyklus von 28 Scheiben unter anderen folgende Motive: Lehrender Christus, Szenen aus dem Leben der Heiligen Katharina und Margaretha, den Gnadenstuhl, Apostel und verschiedene Heilige. Sie wurden 1343 von Ortolfus Rattensperger und seiner Gemahlin gestiftet.
An der Außenseite sind noch Fresken erhalten. Ein gut erhaltenes Fresko aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert zeigt die Gottesmutter mit Kind im Strahlenmantel, umgeben von den Heiligen Margarethe und Katharina. Links sind klein die beiden Stifter zu sehen. Daneben befindet sich ein schlecht erhaltenes Fresko aus dem 17. Jahrhundert, das die Gottesmutter zeigt, wie sie dem heiligen Bernhard das Skapulier überreicht.
Sakristei
Die Sakristei wurde im Barock an die Kirche angebaut. Sie ist zweijochig mit Kreuzgratgewölbe und Gurtbogen. Die Einrichtung stammt aus dem späten 17. Jahrhundert. An ihrer Stelle hatte sich zuvor eine Taufkapelle befunden, an der Turmmauer in der Sakristei befinden sich noch Reste von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, die Legende von Johannes dem Täufer darstellend.
Krypta
Die Hallenkrypta ist so groß wie der Chorraum. Sie ist über zwei Treppen vom Langhaus aus erreichbar. Sie ist dreischiffig, dreijochig und besitzt einen 3/8-Schluss. Das Kreuzgratgewölbe ruht auf Rundpfeilern. Im Süden befindet sich ein Aufgang ins Freie.
Einrichtung
Die Einrichtung stammt großteils aus dem späten 18. Jahrhundert und wurde von Johann Georg Hittinger und dessen Werkstatt erschaffen.
Der Hochaltar von Hittinger (1771) ist ein Meisterwerk des Spätbarock und passt sich zwischen die Glasfenster des Chores ein. Er wächst säulenartig aus dem prunkvollen Tabernakel empor, der von Engeln und Putten umrahmt ist. Weitere Engel und Putten halten einen geschnitzten Vorhang eines Baldachins, um den Blick auf die strahlenumrahmte Statue der Muttergottes mit Kind freizugeben. Über dem Baldachin erscheint Gottvater, aus Wolken herabblickend. Weitere Statuen des Hochaltare sind zu Füßen Mariens die Heiligen Margaretha und Johannes Nepomuk. Weiter unten stehen Petrus und Paulus, Jakobus und der Erzengel Raphael. Ganz außen stehen die Heiligen Isidor und Notburga.
Die beiden Seitenaltäre von 1777 wurden ebenfalls von Hittinger geschaffen. Sie stehen schräggestellt in den Langhausecken. Der Altar an der Nordseite zeigt ein Bild der Geburt Christi, von rokokohaften Ornamenten umrahmt. An den Seiten stehen Statuen der heiligen Katharina und Barbara. Der südseitige Altar trägt ein Bild mit schwebenden Engeln, die eine Monstranz zum Himmel tragen.
Die Altäre werden in der Fastenzeit mit drei Fastentüchern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verhängt. Sie gehören zum einszenigen Typ und zeigen Kreuzigung, Geißelung und Dornenkrönung Jesu.
An der Südseite des Chores hängt ein Reliefbild von 1670, das die heilige Hemma und ihren Gatten Wilhelm zeigt, wie sie ein Modell des Gurker Domes dem aus Wolken herabblickenden Gottvater darbringen.
Die in weiß-gold gehaltene Kanzel stammt ebenfalls von Hittinger, ihren Korb zieren Statuen der vier Kirchenväter. Weiters sind Allegorien von Liebe und Hoffnung zu sehen. Auf dem Schalldeckel finden sich der Heiland, Moses und vier Apostel.
Der Taufstein wurde um 1770 von Hittinger barock umgestaltet. Den Deckel ziert eine Schnitzgruppe der Taufe Christi, über der Gottvater und der Heilige Geist schweben.
An den Langhauswänden stehen auf Konsolen sieben lebensgroße, weiß gefasste Apostel-Figuren (Hittinger zugeschrieben, um 1780). An der Brüstung der Orgelempore befinden sich zwei Erzengel mit Flammenschwert und Posaune, ebenfalls von Hittinger. Von einer Orgel aus dem späten 18. Jahrhundert ist nur noch das Gehäuse erhalten.
Karner
Der Karner steht wenige Meter südöstlich der Kirche. Es ist ein quadratischer gotischer Bau mit Kreuzrippengewölbe aus dem 14. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde ein polygonaler Chorschluss (5/8-Schluss) angebaut. Bemerkenswert ist das steile, an der Westseite abgewalmte Steinplattldach, auf dem ein schlanker, ebenfalls mit Steinplattln verkleideter, aber schindelgedeckter Dachreiter sitzt. Steinplattldächer sind charakteristisch für das späte 15. Jahrhundert, als Wehrbauten wie etwa Kirchen in der Zeit der Türkeneinfälle als Schutz gegen die Brandpfeile damit eingedeckt wurden.
Totenleuchte
Im Friedhof steht südseitig eine gotische Totenleuchte aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist aus Sandsteinquadern erbaut und mit Schindeln gedeckt. Die Laterne besitzt vier rechteckige verglaste Fenster.
Der Legende nach wurde die Totenleuchte 1346 von einem Bauern der Schattseite gestiftet, nachdem er bei Holzarbeiten seine einzige Tochter verloren hatte. Auf ihrem Grab soll er die Totenleuchte errichtet haben, um das Licht von seinem Hof auf der anderen Talseite sehen zu können.
Pfarrhof
Der Pfarrhof ist eine dreigeschoßige Anlage, die im Kern spätgotisch ist. Über dem Rundbogenportal befindet sich ein Wandfeld mit Wappen. Die Eingangshalle besitzt ein Gratgewölbe. Die Räume im ersten Stock sind mit Rokokostuckaturen geschmückt.
Literatur
- Siegfried Hartwagner: Pfarrkirche Lieding. Herausgegeben vom Pfarramt Lieding, ohne Jahr (circa 1975)
- Dehio - Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll, Wien 2001, S. 460-463 ISBN 3-7031-0712-X
- Josef Till: Auf Hemmas Spuren. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/Celovec 2005, S. 147f. ISBN 3-7086-0115-7
Quellen
Weblinks
Commons: Lieding – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Lieding. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Pfarre Lieding
46.89647222222214.319222222222Koordinaten: 46° 54′ N, 14° 19′ OKategorien:- Ort im Bezirk Sankt Veit an der Glan
- Straßburg (Kärnten)
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