- Lieven (Familie)
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Die Familie Lieven ist eine der ältesten und einflussreichsten deutschbaltischen Familien. Sie führt ihre Herkunft auf Kaupo von Turaida zurück, den livischen quasi rex, der in der Zeit der Christianisierung des Baltikums durch Bischof Meinhard im Jahr 1186 zum Christentum übertrat. Er begleitete Albert von Buxhoeveden, den Bischof von Riga, 1203–1204 nach Rom, wo er mit Papst Innozenz dem III. bekannt gemacht wurde. Kaupos Enkel Nicholas nannte sich als erster „Lieven“.
Reinholdt Lieven, der schwedische Gouverneur von Oesel (Saaremaa), wurde 1653 ebenso wie sein Bruder zum Baron geadelt. Ein Zweig der Nachfahren Reinholdts siedelte sich in Kurland an und wurde im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation als Adlig anerkannt. Johann-Christoph von Lieven war das erste Familienmitglied, das in russischen Diensten Bekanntheit erlangte: Er diente unter Katharina der Großen als Gouverneur von Archangelsk und als Infanteriegeneral unter Paul I..
Baron Otto Heinrich von Lieven (1726–1781) heiratete 1766 Baronesse Charlotte von Gaugreben (1742–1828), der von Zar Paul dem I. die Erziehung seiner Töchter und jüngeren Söhne Nikolaus und Michail anvertraut wurde. In Anerkennung ihrer Verdienste machte sie der Zar 1796 zur Fürstin. Als ihr Schüler Nikolaus 1826 zum Zaren wurde, wurde die dann bereits 84-Jährige zur Prinzessin mit der Anrede „Durchlaucht“ ernannt. Dieser Titel war erblich und ging auf ihre Nachkommen über, von denen folgende besonders zu erwähnen sind:
- Ihr Sohn, Prinz Christoph Heinrich von Lieven (1774–1838), begleitete Zar Alexander I. während der Schlacht von Austerlitz und bei der Unterzeichnung des Frieden von Tilsit. 1809 wurde er ausgesandt, als Vertreter Russlands am preußischen Hof zu dienen. 1812 während der Napoleonischen Kriege wurde er als Bevollmächtigter an den englischen Hof am St. James's Palace geschickt, eine Stellung, die er 22 Jahre lang behielt. Von seiner glamourösen Frau Dorothea von Lieven etwas in den Schatten gestellt, nahm Prinz Lieven am Wiener Kongress teil und starb in Rom, wohin er den künftigen Zaren Alexander den II. auf seiner Grand Tour begleitete.
- Sein älterer Bruder, Prinz Carl Christoph von Lieven (1767–1844) begann seine Laufbahn als persönlicher Adjutant von Potemkin, verwaltete die Garnison Archangelsk unter Paul und beendete seine Karriere als Bildungsminister (1828–1833).
- Prinz Alexander Karlowitsch Lieven (1801–1880), dessen Sohn, war General und diente zwischen 1844 und 1853 als Gouverneur von Taganrog.
- Prinz Andrei Alexandrowitsch Lieven (1839–1913), dessen Sohn, war der Senator und Minister für Staatsbesitz 1877–1881.
- Prinz Anatol Pawlowitsch Lieven (1872–1937) kommandierte 1919 eine nach ihm benannte russisch-deutsche Abteilung in Kurland.
Namensträger
- Albert Lieven (1906–1971), deutscher Schauspieler; während des Zweiten Weltkrieges Rundfunksprecher und Reporter beim Auslandsdienst der BBC in London
- Alexandra von Lieven (* 1974), deutsche Ägyptologin und Religionswissenschaftlerin
- Claudius Lieven (* 1968), Hamburger Politiker (GAL)
- Christoph von Lieven (* 1774 oder 1777; † 1839), General der russischen Armee und Diplomat
- Dorothea von Lieven (* 1784; † 1857), Ehefrau von Christoph von Lieven und Geliebte von Metternich und Guizot
- Heinz Lieven (* 1928), deutscher Schauspieler
- Werner Lieven (1909–1968), deutscher Schauspieler und Synchronsprecher
- Wilhelm Lieven (*1934), deutscher Politiker
Literatur
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, A 1929 (STR, ÄG), Fortsetzung 1933; sowie: Freiherrl. Häuser 1936, Fortsetzung 1940, Justus Perthes, Gotha,
- Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft. 1935, S. 531
- Genealogisches Handbuch der fürstlichen Häuser 5, 1959, S. 464-480, Band 19 der Gesamtreihe (STR, ÄG); 10, 1978, S. 483-494, Band 70 der Gesamtreihe; 14, 1991, S. 483-494, Band 100 der Gesamtreihe; sowie: der freiherrlichen Häuser A 11, 1979, S. 135-145, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, S. 364-366, Band 97 der Gesamtreihe, 1989, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn).
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