- Durchlaucht
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Seine Durchlaucht (S.D.) (mhd. Partizip von durchliuhten („durchleuchten“), vgl. erlaucht) beziehungsweise Ihre Durchlaucht (I.D.) für weibliche Titelträger, ist ein Adelsprädikat, welches den standesherrlichen Familien durch den Kaiser verliehen wurde. Berechtigt, dieses Adelsprädikat zu erhalten, waren alle ehemals bis 1806 regierenden Fürsten. In manchen Familien wurde das Prädikat allen Mitgliedern verliehen, in anderen nur einigen (Familienoberhaupt und Erbe). Der Titel ist dem lat. Serenitas oder Serenissimus nachgebildet, der schon den römischen Kaisern Honorius und Arcadius und nach ihnen den fränkischen und gotischen Königen beigelegt und für höher geachtet wurde als Hoheit (Celsitudo).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Heiligen Römischen Reich erhielten das Prädikat Durchlauchtig 1375 zuerst die Kurfürsten durch Kaiser Karl IV. Seit Kaiser Leopold I. wurde dies auch anderen altfürstlichen Personen zugestanden und zwar erstmals 1664 an Württemberg, während die anderen Durchlauchtig Hochgeboren blieben. Als später das Durchlaucht immer allgemeiner wurde, erhielten die weltlichen Kurfürsten, sowie die geistlichen, wenn sie fürstlicher Herkunft waren, und ebenfalls die Erzherzöge von Österreich das Prädikat Durchlauchtigst. Untereinander gaben sich die alten Fürsten gemäß einem Beschluss vom 14. Mai 1712 ebenfalls das Prädikat Durchlauchtigst. Am 14. Dezember 1746 verabredete man, dass die neuen reichsfürstlichen Häuser ebenfalls das Prädikat Durchlauchtig oder Durchlauchtig Hochgeboren erhalten sollten, sie selbst jedoch den alten Fürsten gegenüber Durchlauchtigst und in der Unterschrift „Dienstwilligster“ verwenden sollten.
In den deutschen Landen wurden einige weiterhin regierende Fürsten zwischen 1815 und 1918 durch den besonderen Titel „Hochfürstliche Durchlaucht“ besonders hervorgehoben. Dies gilt für den Zeitraum nach 1871 innerhalb des Deutschen Kaiserreiches für die Fürsten zu Lippe, zu Schaumburg-Lippe, von Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen.
Seit 1918 ist der einzige regierende Fürst, der das Prädikat Durchlaucht noch führt, der Fürst von und zu Liechtenstein, dessen Land bis 1806 zum Heiligen Römischen Reich und bis 1866 zum Deutschen Bund gehörte.
Außerhalb des deutschsprachigen Raumes wird das Prädikat Durchlaucht in der Regel mit „Serene Highness“ (engl.) bzw. „Altesse Sérénissime“ (franz.) übersetzt. So wird auch der regierende Fürst von Monaco mit dem Prädikat Altesse Sérénissime angesprochen.
Mit dem Wegfall der öffentlich-rechtlichen Verankerung des Adels im republikanischen Deutschen Reich und in Deutschösterreich im Jahre 1918 hat das Prädikat des Durchlaucht auch seinen amtlichen Anspruch verloren. Als Höflichkeitsform ist das Prädikat jedoch – so wie es die Bestimmungen bis 1918 regelten bzw. es die Hausgesetze bestimmen – heute noch geläufig.
Der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter betitelte eine Humoreske „Dörchläuchting“ (1866). Hinter dem Titelhelden verbirgt sich Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz.
Auswahl von Adelsfamilien, die das Prädikat Durchlaucht führen/führten
- Fürsten von Hohenzollern
- Fürsten von Auersperg
- Herzöge von Arenberg
- Fürsten von Battenberg – Mountbatten
- Fürsten von Batthyány-Strattmann
- Prinzen Biron von Curland
- Fürsten von Colloredo-Mansfeld/ Colloredo-Mannsfeld
- Fürsten von Corvey
- Herzöge von Croÿ
- Fürsten Czartoryski
- Fürsten von Esterházy
- Fürsten zu Fürstenberg
- Fürsten zu Isenburg
- Fürsten von Hohenberg
- Fürsten von Hohenlohe
- Fürsten von Leiningen
- Fürsten von Liechtenstein
- Fürsten zu Lippe
- Fürsten von Lobkowicz
- Fürsten von Oettingen
- Fürsten von Orsini und Rosenberg
- Fürsten von Radziwill
- Fürsten Reuß
- Fürsten zu Salm
- Fürsten zu Sayn-Wittgenstein
- Fürsten zu Schwarzenberg
- Fürsten von Schwarzburg
- Fürsten zu Solms
- Fürsten von Starhemberg
- Fürsten zu Stolberg
- Fürsten zu Thurn und Taxis
- Fürsten zu Waldburg-Wolfegg
- Fürsten zu Waldburg-Zeil
- Fürsten von Waldeck
- Fürsten zu Wied
In der Weltliteratur
In seiner Satire auf das Großherzogtum Weimar der 1830er Jahre „Großherzogtum Pumpernickel“ in dem weltberühmten gesellschaftskritischen Roman mit dem zum Sprichwort gewordenen Titel „Vanity Fair“ (Jahrmarkt der Eitelkeit) von 1847 ironisiert der britische Autor W. M. Thackeray (1811-1863) den Titel „Durchlaucht“ mit der Pseudo-Übersetzung „His Transparency The Duke and his Transparent family“ (Seine Durchsichtigkeit der Herzog und seine Durchsichtige Familie) (Kap. LXII mit dem Originaltitel „Am Rhein“).
Siehe auch
Literatur
- Eckart Conze (Hg.): Kleines Lexikon des Adels. Titel, Throne, Traditionen, München: C.H. Beck 2005, ISBN 3-406-51070-1
- Werner Conze: Stichwort „Adel, Aristokratie“. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch–sozialen Sprache in Deutschland. Stuttgart 1972. Bd. I S. 1–48
- Walter Demel: Der europäische Adel. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München: C.H. Beck 2005, ISBN 3-406-50879-0
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