Lindenau (Werft)

Lindenau (Werft)
Lindenau GmbH, Schiffswerft & Maschinenfabrik
Rechtsform GmbH
Gründung 1919 in Memel
1945 Neugründung in Kiel
Sitz Skagerrakufer 10
24159 Kiel
Leitung Dieter Kühne
Mitarbeiter 370
Branche Schiffbau

Die Lindenau GmbH, Schiffswerft & Maschinenfabrik in Kiel ist eine mittelständische Schiffswerft in Deutschland.

Luftbild der Lindenau-Werft
Eingangsbereich der Lindenau-Werft
Dock 2 der Lindenau-Werft
Von Lindenau 2005 gebauter Tanker „Seaconger“
E-Ship 1 vor Emden

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Werft wurde 1919 als Schiffswerft Memel - Lindenau & Cie., Eisen- und Holzschiffbau, Maschinenfabrik und Giesserei in Memel gegründet und zählte damals zu den modernsten Werften im baltischen Raum.

Vor den vorrückenden sowjetischen Truppen musste Ende des Jahres 1944 auch der damalige Firmenbesitzer Harald Lindenau (1915–2007) fliehen. Um die verbliebenen Arbeiter nicht zurücklassen zu müssen, ließ er sein mit 2600 Tonnen größtes Schwimmdock seefest verschweißen, nahm seine Arbeiter mit ihren Familien sowie Werkzeug und Proviant an Bord und zog das Dock mit seinem werfteigenen Schlepper über die Ostsee zunächst bis nach Gotenhafen und später in die Kieler Bucht.

Er ließ sich dann in der Nähe des Nord-Ostsee-Kanals mit seinen Arbeitern nieder und begann, unmittelbar nach Kriegsende die Werft an diesem neuen Standort wiederaufzubauen. Zunächst wurden Maschinen und Maschinenteile gebaut, erst 1952 liefen wieder die ersten Schiffsneubauten vom Stapel.

Schiffbauprogramm

Das erste in Kiel gebaute Schiff war der 1953 abgelieferte kleine Tanker Bindal für eine skandinavische Reederei. Anschließend wurden bis 1968 vorwiegend Frachter, einige Tanker und zwei Tender für die Bundesmarine gebaut. 1968 und 1969 wurde für eine norwegische Reederei zwei LPG-Tanker mit einer Vermessung von jeweils 1999 BRT abgeliefert. Es folgten neben Frachtern sechs RoRo-Schiffe für schwedische Reeder, mehrere Produktentanker, kleine Bulker mit rund 8000 BRT und ab 1980 kleine Fahrgastschiffe für die Ostsee und die Kieler Förde. Nach einem Bohrschiff für indische Rechnung und einem Versorger folgten mehrere Containerschiffe, zwei LPG-Tanker und viele Produkten-Tanker mit Doppelhülle.

Die Werft hatte im Jahr 2008 etwas mehr als 350 Mitarbeiter und war bekannt für ihre Spezialtanker (Chemikalien, Rohöl/Ölprodukte) und Forschungsschiffe. Daneben führte sie auch Reparaturen aus. Sie verfügte über zwei Schwimmdocks mit einer Kapazität von 25.000 tdw. Das kleinere der beiden Schwimmdocks war jenes, das Harald Lindenau gegen Ende des Krieges zur Flucht aus Memel nutzte.

Nach den in Fachkreisen als innovativ und richtungsweisend eingeschätzten Tankschiffen der Sea-Reihe, die an German Tanker Shipping GmbH & Co. KG ausgeliefert wurden, sollen nun mehrere Tankschiffe der sogenannten Seychelles-Reihe gebaut werden, die von Seychelles Petroleum unter Leitung von Guy Adam geordert wurde.

Rotorschiff E-Ship 1

Im Jahr 2008 sollte auf der Werft ferner ein Rotor-Lastschiff, das E-Ship 1, für die Firma Enercon gebaut werden. Dieses Schiff wird ergänzend mit vier Flettner-Rotoren angetrieben werden. Aufgrund eines Insolvenzverfahrens (siehe unten) der Lindenau-Werft wurde der fertige und teilweise ausgerüstete Schiffsrumpf vom Auftraggeber zur Cassens-Werft nach Emden geschleppt, wo der weitere Bau erfolgte.[1] Insgesamt wurden seit der Neugründung im Jahr 1950 mehr als 225 Neubauten an Auftraggeber in aller Welt abgeliefert.

Insolvenz 2008

Am 22. September 2008 stellte die Lindenau-Werft wegen erheblicher Liquiditätsprobleme, trotz voller Auftragsbücher, Insolvenzantrag beim Amtsgericht.[2] Anfang November 2008 konnte jedoch durch den Insolvenzverwalter ein Überbrückungskredit erwirkt werden, so dass die laufenden Neubauten fortgesetzt werden konnten.[3] Ende April 2011 wurde der aktuell letzte Neubau, der Küstentanker Ebba 2, fertiggestellt. Folge- oder Neuaufträge sind bislang nicht eingegangen und laut Firmenleitung wird man sich bis auf weiteres auf Schiffsreparaturen beschränken, so dass die finanzielle Lage und Zukunft weiterhin nicht gesichert ist.[4]

Einzelnachweise

  1. Enercon beauftragte Emder Werft mit der Fertigstellung. „E-Ship 1“ ist jetzt die Starthilfe für die Cassens Werft, in: Kieler Nachrichten online vom 25. Februar 2009, abgerufen am 6. April 2010
  2. Lindenau-Werft am Ende, shz.de, 22. September 2008
  3. Neue Reparaturaufträge, thb, 29. Juli 2009
  4. Letzter Neubau verlässt Lindenau Werft, kn-online.de, 27. April 2011

Weblinks

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