- Forschungsschiff
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Forschungsschiffe übernehmen vielfältige Forschungsthemen auf den Meeren. Sie stellen wissenschaftliche Labore auf dem Meer dar und übernehmen Aufgaben in den verschiedenen Disziplinen: Arktis-, Antarktis-, Eis- und Polarforschung, Geologie, Meeresströmungen, Meteorologie, Schiffbau, Fischfang, Meeresbiologie und Unterwasserarchäologie.
Es hat sich international eine Klasseneinteilung entsprechend der Fahrtbereiche durchgesetzt:
- global: Schiffe, die auf allen Weltmeeren eingesetzt werden können. Mindestanforderungen: entsprechende Kommunikationsausrüstung, Länge 65 Meter, Standzeit 40 Tage, Windenkapazität 6000 Meter, Tiefsee-Lotausrüstung, Ladekapazität für wissenschaftliche Ausrüstung 100 Tonnen, 25 Wissenschaftlerplätze
- ozeanisch: Schiffe, die lediglich einen Ozean befahren, aus europäischer Sicht den Nordatlantik mit Nebenmeeren. Anforderungen: Länge min. 55 Meter, tiefseetaugliche Winden- und Lotausrüstung
- regional: aus deutscher perspektive Schiffe zum Einsatz in Nord- und Ostsee, Einsatztiefe bis 1000 Meter
- lokal: Schiffe zur Küstenforschung, Einsatztiefe bis max. 500 Meter
Inhaltsverzeichnis
Historische Schiffe
Historische bzw. früher eingesetzte Schiffe sind u.a.:
- die HMS Beagle, das Schiff von Charles Darwin
- die Vega, mit der Adolf Erik Nordenskiöld die erstmalige Befahrung der Nordostpassage gelang
- die HMS Challenger, das Schiff der britischen Challenger-Expedition 1872–1876
- die Fram, ein nach den Vorstellungen von Fridtjof Nansen gebautes speziell für Polargebiete ausgelegtes Forschungsschiff
- die Valdivia der ersten deutschen Tiefsee-Expedition (siehe Valdivia-Expedition) und die Valdivia der Universität Hamburg
- die Calypso von Jacques-Yves Cousteau
- die Otto Hahn als ziviles deutsches atomgetriebenes Schiff
- die A. v. Humboldt des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (bereits von der DDR in Dienst gestellt; nicht identisch mit dem Segelschiff mit Namen Alexander von Humboldt. Am 6. September 2004 wurde das Schiff außer Dienst gestellt. Dabei hieß seitens des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde: „Ihre letzte große Forschungsfahrt ging allerdings noch einmal in den Südatlantik: vom 5. Dezember 2003 bis 2. Juli 2004 war die Humboldt im Seegebiet vor Angola, Namibia und Südafrika unterwegs. Die „A. v. Humboldt“ wird nach der Außerdienststellung verkauft werden und bei seinem neuen Besitzer unter anderem Namen fahren.)“
- die Gauss vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
- die Grönland, die 1868 von Kapitän Carl Koldewey zur ersten deutschen Arktisexpedition benutzt wurde und die noch immer zur See fährt
- Glomar Challenger
- JOIDES Resolution
Aktive deutsche Schiffe
Siehe auch: Liste deutscher ForschungsschiffeAktiv in Dienst befindliche deutsche Schiffe (mit Betreiber) sind Anfang 2011:
- globale Klasse
- Polarstern, Alfred-Wegener-Institut
- Meteor, Deutsche Forschungsgemeinschaft
- Sonne, Projektträger Jülich, Fertigstellung Nachfolgebau 2013
- Planet, Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen der Bundeswehr, Maritime Technologie und Forschung
- ozeanische Klasse
- Maria S. Merian, Deutsche Forschungsgemeinschaft
- Walther Herwig III, Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut
- Komet, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
- Poseidon, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
- regionale Klasse
- Alkor, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
- Heincke, Alfred-Wegener-Institut
- Atair, Deneb und Wega, Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffe, Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
- Schall, Projektträger Jülich
- Solea, Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut
- ex-Schwedeneck (ab Sommer 2011) als Ersatz für die 2010 außer Dienst gestellte Professor Albrecht Penck, Leibniz-Institut für Ostseeforschung
- lokale Klasse (ab 20 Meter, ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
- Ludwig Prandtl, Helmholtz-Zentrum Geesthacht
- Uthörn, Alfred-Wegener-Institut
- Littorina, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
- Senckenberg, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
- Haithabu, Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein
Das unter deutscher Federführung geplante europäische polareisbrechende Forschungs- und Tiefseebohrschiff Aurora Borealis sollte 2016 fertiggestellt werden, die Verwirklichung des Projektes ist aber aufgrund mangelnder Finanzierung und einer zuletzt negativen Stellungnahme des Wissenschaftsrates vom November 2010[1] fraglich.
Forschungsschiffe anderer Nationen
Andere in Dienst befindliche Schiffe sind u.a.:
USA
- Alvin, U-Boot, 1964 gebaut
- FLoating Instrument Platform (FLIP), ein 1962 gebautes US-amerikanisches Spezialschiff ohne eigenen Antrieb, das senkrecht im Wasser aufgerichtet werden kann
Belgien
- Belgica, 1984 gebaut
Russland
- Akademik Fjodorow[2]
- Akademik Ioffe[3]
- Akademik Alexander Karpinsky[4]
- Akademik Mstislaw Keldysch
- Akademik Shokalskiy
Nicht mehr aktive Schiffe
- Sowjetunion
- Michail Scholochow, gebaut auf der Neptun Werft in der DDR[5] [6]
- Sergei Wawilow[7]
- Akademik Wernadski[5]
Literatur
- Jacques Binot (Hrsg.) et al.: European Ocean Research Fleets: Towards a Common Strategy and Enhanced Use. European Science Foundation, Marine Board, Strasbourg 2007 (Position Paper 10) – ISBN 2-912049-62-8
- Wissenschaftsrat (Hrsg.): Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung der deutschen marinen Forschungsflotte. Lübeck 2010 (Drucksache 10330-10)
Weblinks
Commons: Forschungsschiff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Forschungsschiffe auf www.schiffsspotter.de
- Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Forschungsschiffe Informationen zu den Fahrten deutscher Forschungsschiffe
- "Germania" und "Hansa" - Die Forschungsschiffe der 2. deutschen Nordpolarfahrt (1869/70)
Einzelnachweise
- ↑ Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung der deutschen marinen Forschungsflotte
- ↑ Riesige Gas- und Ölvorkommen. In: FAZ-net mobil.
- ↑ Kreuzfahrt-Anbieter Nautianis; abgerufen am 25. September 2010
- ↑ Unter Aktuelle Position im Südmeer ist die Karpinsky erwähnt; abgerufen am 25. September 2010
- ↑ a b Zum 100. Geburtstag von A. G. Kolesnikow; In: Morskoi Gidrofisitscheski Journal (2007) Nr. 6, (russisch); abgerufen am 20. September 2010
- ↑ Schiffsdaten zur Scholochow auf Forum-schiff unter Die Werften in der DDR und 2. Oktober 2009; abgerufen am 25. September 2010
- ↑ Details zur S. Wawilow auf nordland Spezial; abgerufen am 25. September 2010
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