Linksradikaler

Linksradikaler

Linksradikalismus ist ein unscharfer Begriff für verschiedene politische Strömungen aus dem linken Spektrum insbesondere des linkssozialistischen, kommunistischen, syndikalistischen und rätekommunistischen Flügels der Arbeiterbewegung sowie des Anarchismus und der Autonomen. Deutliche Abgrenzungen zu anderen politischen Haltungen lassen sich wegen des offenen Begriffsfelds und fehlender oder unbeständiger Organisiertheit des Linksradikalismus nicht realisieren. Etymologisch stammt der Begriff Radikalismus von lat. radix („Wurzel“), bezieht sich also auf den grundlegenden und fundamentalen Charakter der von Linksradikalen angestrebten, meist revolutionären gesellschaftlichen Veränderungen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Tradition des Linksradikalismus geht auf libertären Sozialismus und Anarchismus der Juraföderation der 1. Internationale zurück. Während des Ersten Weltkriegs erwuchsen aus der Ablehnung von Burgfrieden in der Schweiz und Krieg verschiedene linksradikale Strömungen innerhalb und neben den Sozialdemokratischen Parteien vom religiös-sozialen Kreis bis zum anarchistischen Zusammenhang um Fritz Brupbacher und Kommunisten um Jakob Herzog. In der gesellschaftlichen Unruhe erlangte diese soziopolitische Strömung aufgrund ihres stark aktivistisch geprägten Verhaltens und in der Projektion bürgerlicher Ängste vor revolutionären Erhebungen eine überproportionale Bedeutung. Das libertäre Gedankengut des Linksradikalismus wurde in der Folgezeit in den Hintergrund gedrängt und von Lenin und den traditionellen Kommunisten als „Kinderkrankheit im Kommunismus“[1] bezeichnet. Zwischen den Weltkriegen kann nur vereinzeltes Vorkommen des Linksradikalismus außerhalb der großen Parteien der Arbeiterbewegung beobachtet werden, so etwa 1930 die Abspaltung des anti-stalinistischen Flügels der Kommunistischen Partei in Schaffhausen.

Während der 68er-Bewegung erstarkten linksradikale antiautoritäre Bewegungen, wurden aber zumeist von traditionellen und entstehenden Kaderorganisationen („K-Gruppen“) zurückgedrängt. Das politische Potential wurde in den folgenden Jahrzehnten durch Zersplitterung stark geschwächt. Neben unterschiedlichen marxistisch und rätekommunistisch orientierten sowie operaistischen Gruppen entfaltete sich seit den 1970er Jahren eine diffusere autonomistische, situationistische und anarchistische Szene, die vor allem in der Jugendbewegung der 1980er Jahre Auftrieb erhielt.

Verwendung

Radikalismus und Extremismus werden umgangssprachlich häufig synonym verwendet. Der Begriff „Linksextremismus“ geht auf die Totalitarismustheorie zurück und ist in der Politik- und Geschichtswissenschaft wenig gebräuchlich.[2] Der Begriff „Linksradikalismus“ ist dagegen sowohl in der Forschung als auch zur Selbstbezeichnung linksradikaler Strömungen verbreitet.

Literatur

  • Horst Heimann: Linksradikalismus und Linksextremismus. In: Lexikon des Sozialismus, Köln 1986, S. 404.
  • Daniel Cohn-Bendit/Gabriel Cohn-Bendit: Linksradikalismus. Gewaltkur für die Alterskrankheit des Kommunismus. Rowohlt, Hamburg 1968.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Lenin: Der „linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus. 1920.
  2. „Der Begriff ‚Linksextremismus‘ ist als historischer Begriff im Allgemeinen nicht gebräuchlich.“ – Friedbert Mühldorfer: Linksextremismus und Linksradikalismus (20. Jahrhundert) im Historischen Lexikon Bayerns (abgerufen am 30. Mai 2008).

Weblinks


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