Lioba von Tauberbischofsheim

Lioba von Tauberbischofsheim
Brunnendenkmal in Schornsheim

Lioba von Tauberbischofsheim, deutsch: Truthgeb (* um 700/710 in Wessex, England; † um 782 in Schornsheim) war Missionarin, Benediktinerin und Heilige.

Lioba bedeutet die Liebe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lioba wurde im Kloster der Benediktinerinnen von Wimborne (Grafschaft Dorset) erzogen. Sie lebte dann als Nonne in Klöstern von Kent und Wessex. Diese Klöster unterstützten den Heiligen Bonifatius, mit dem Lioba verwandt war, bei seiner Missionsarbeit im Fränkischen Reich.

732/735 folgte Lioba Bonifatius ins Frankenreich. Bonifatius machte sie zur Äbtissin des Klosters Tauberbischofsheim. Sie missionierte durch die theologische Unterrichtung junger Mädchen. Lioba starb auf dem ihr zugewiesenen Königsgut Schornsheim. Sie wurde zunächst im Ostchor der Stiftskirche im Kloster Fulda beigesetzt, von wo sie wegen des von Abt Eigil von Fulda 818 veranlassten nachträglichen Einbaus der Ostkrypta in die Ratgar-Basilika verlegt werden musste. 820 erfolgte mit ausdrücklicher Genehmigung des als Diözesan zuständigen Mainzer Erzbischofs Haistulf die Translation zum Altar des Hl. Ignatius im südlichen Seitenschiff, wo sie zusammen mit dem Gründerabt Sturmi beigesetzt wurde. Damit begann die offizielle kultische Verehrung.[1] 836 wurde sie in die Kirche St. Peter auf dem Petersberg überführt.[2] Um 838 schrieb Rudolf von Fulda die Vita Leobae.

Legenden

Aebbe, die Mutter von Lioba, soll schon alt gewesen sein, als sie sich immer noch ein Kind wünschte. In einem Traum sah sie, wie in ihrem Bauch eine Glocke läutete. Dies wird ihr als Zeichen für die Geburt Liobas gedeutet. Deshalb wird die Hl. Lioba bis heute immer mit einer Glocke in der Hand dargestellt. Nachdem Lioba früh in Klosterschulen erzogen worden war, trat sie selbst ins Kloster ein. Eines Nachts hatte sie den Traum, aus ihrem Mund komme ein roter Wollfaden. Er wurde so lang, dass sie ihn kaum noch zu einem Knäuel aufwickeln konnte. Eine ältere Nonne deutete diesen Traum als Zeichen für die große Gottesliebe, die Lioba weiterschenken solle. So wandte sie sich mit Bonifatius der Mission der Germanen zu. Es wird auch von Lioba berichtet, dass sich auf ihr Gebet hin ein großes Gewitter und ein Sturm legten.

Verehrung

Lioba ist Stadtpatronin von Tauberbischofsheim. Mit einem Festakt während des Stadtjubiläums 2005 im Rathaussaal wurde die Heilige förmlich zur Schirmherrin der Stadt erhoben. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch unterzeichnete im Beisein von Bürgermeister Wolfgang Vockel die Ernennungsurkunde. Die Benediktinerinnen von der Hl. Lioba sind eine 1927 gegründete Ordensgemeinschaft der Benediktinerinnen. In jedem Jahr findet zu Ehren der Hl. Lioba in Petersberg bei Fulda die Liobawoche statt. Höhepunkte dieser Festwoche sind eine Prozession mit den Reliquien der Heiligen und eine Lichterprozession. Im September 2007 wurde am 1225. Todestag der Hl. Lioba neben ihrem Grab eine neue Niederlassung der Benediktinerinnen von der hl. Lioba begründet.

Gedenktag

Der Gedenktag der Heiligen ist der 28. September, der Tag, an dem ihre Gebeine in die Bergkirche St. Peter in Petersberg umgebettet wurden.

Darstellung

Die heilige Lioba wird in der christlichen Kunst in der Regel im Habit der Benediktinerinnen dargestellt. Als Attribute trägt sie eine Glocke oder ein Evangeliar (als Symbol der Missionstätigkeit), außerdem den Krummstab als Zeichen ihrer Würde als Äbtissin. Zuweilen findet man auch Darstellungen der Hl. Lioba mit einem roten Wollknäuel oder einem Wollfaden. Manchmal wird die hl. Lioba auch beim Stillen des Sturmes gezeigt.

Einzelnachweise

  1. Gereon Becht-Jördens: Die Vita Aegil des Brun Candidus als Quelle zu Fragen aus der Geschichte Fuldas im Zeitalter der anianischen Reform. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 42, 1992, S. 19-48, hier S. 37f.
  2. Hilde Claussen: Eine Reliquiennische in der Krypta auf dem Petersberg bei Fulda. In: Frühmittelalterliche Studien 21, 1987, S. 245-272

Literatur

  • Heinrich Hahn: Lioba. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 725.
  • B. Kasten in Lexikon des Mittelalters, Bd. 5
  • Gabriele Lautenschläger: Lioba (Leobgith), Heilige. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 100–101.
  • Hieronyma Angelika Hieber: Hl. Lioba. Tauberbischofsheim 1989. (136 Seiten; Untertitel: Erste Lehrerin Germaniens und Patronin des Taubertals. Dokumentation einer Sammlung; Gesamtherstellung: Schnaufer-Druck, Tauberbischofsheim; die Autorin gehört den Benediktinerinnen von der hl. Lioba an.)
  • Josef Leinweber: St. Lioba. Leben und Wirken. ohne Ort 1982. (32 Seiten; herausgegeben vom Bistum Fulda zum 1200. Todestag der hl. Lioba; Gesamtherstellung: L. Fleischmann, Fulda)

Weblinks

 Commons: Lioba von Tauberbischofsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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