- Lipník nad Bečvou
-
Lipník nad Bečvou Basisdaten Staat: Tschechien Region: Olomoucký kraj Bezirk: Přerov Fläche: 3057 ha Geographische Lage: 49° 32′ N, 17° 35′ O49.52861111111117.585555555556233Koordinaten: 49° 31′ 43″ N, 17° 35′ 8″ O Höhe: 233 m n.m. Einwohner: 8.313 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 750 02 - 751 31 Kfz-Kennzeichen: M Struktur Status: Stadt Ortsteile: 5 Verwaltung Bürgermeister: Miloslav Přikryl (Stand: 2006) Adresse: náměstí T. G. Masaryka 89
751 31 Lipník nad BečvouGemeindenummer: 514705 Website: www.mesto-lipnik.cz Lipník nad Bečvou (deutsch Leipnik, früher auch Leibnik) ist eine Stadt im Okres Přerov in Tschechien. Sie liegt an der Betschwa (Bečva), 12 Kilometer westlich von Hranice na Morave in Mähren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Leipnik wurde 1238 erstmals erwähnt und vor 1240 vermutlich von den Tataren zerstört. Zwischen 1256 und 1266 wurde es neu angelegt und mit deutschen Kolonisten besiedelt. Bereits vor 1280 erhielt es das Stadtrecht. 1294 wurde es im Testament des mährischen Unterkämmerers Ulrich II. von Neuhaus erwähnt, der darin dem böhmischen König Wenzel II. den Zoll u. a. aus Leipnik übertrug. Um 1320 gehörte es zur Herrschaft Helfenstein, die zu dieser Zeit dem Wok/Vok von Krawarn gehörte, bei dessen Nachkommen sie rund 100 Jahre verblieb.
Nach dem Tod des Latzek/Lacek von Krawarn 1416, der das Amt des mährischen Landeshauptmanns bekleidete, gelangte Leipnik mit der Herrschaft Helfenstein an Peter von Krawarn und Straßnitz. Er war ein Anhänger des Jan Hus, weshalb er während der Hussitenkriege 1420 gezwungen war, seine Ländereien zu verkaufen. Nach seinem Tod 1434 bekam sein Sohn Georg/Jiří von Krawarn und Straßnitz († 1466) die Herrschaft Helfenstein zurück. 1447 verkaufte er sie dem Wok von Sovinec (Vok ze Sovince). Zu dieser Zeit bestand sie aus der Burg Helfenstein, der Stadt Leipnik, 27 Dörfern und vier Dorfanteilen. 1464 verkaufte Wok von Sovinec alles an Albrecht, Zdeňek und Jan Kostka von Postupitz (z Postupic) sowie Georg/Jiřík von Landstein und Morawan, der 1468 starb[2]. Während der böhmisch-ungarischen Kriege verkaufte Albrecht von Postupitz, dem die Herrschaft nunmehr allein gehörte, 1474 den Besitz an Wilhelm II. von Pernstein. Unter ihm wurde die Stadtbefestigung ausgebaut und die Vorstädte sowie eine bis in die Neuzeit funktionierende Wasserleitung angelegt. Die um 1488 gegründete jüdische Gemeinde errichtete um 1530 eine Synagoge. Gleichzeitig war Leipnik ein Zentrum der Mährischen Brüder, die eine Schule sowie zwei Bethäuser erbauten.
1554 erwarb Půta von Ludanitz (z Ludanic) Burg und Herrschaft Helfenstein, zu der weiterhin auch Leipnik gehörte. Nach seinem Tod 1560 folgte ihm sein Sohn Wenzel/Václav. Er bekleidete das Amt des Landeshauptmanns von Mähren, starb jedoch schon 1571. Erbin wurde seine fünfjährige Tochter Katharina/Kateřina, die unter die Vormundschaft des mährischen Landeshauptmanns Zacharias von Neuhaus gestellt wurde. Sie wurde 1580 mit Peter Wok von Rosenberg verheiratet. Er verkaufte die verschuldete Herrschaft Helfenstein mit der Burg Helfenstein 1592 dem Heinrich/Hynek von Würben auf Freudenthal, der 1592 starb. Er und sein Sohn Georg von Würben auf Freudenthal (Jiří Bruntálský z Vrbna; † ~1623) förderten die Ausbreitung des Luthertums. Georg verlegte den Sitz der Herrschaft Helfenstein auf das von ihm neu errichtete Renaissance-Schloss in Leipnik. Für seine deutschen Bediensteten ließ er neben dem Schloss 1610 eine lutherische Kirche und 1613 eine Schule errichten. Da er Mitglied des mährischen Direktoriums und 1619–1621 Oberstlandrichter von Mähren war, wurde sein Besitz nach der Schlacht am Weißen Berg vom Kaiser beschlagnahmt und die Herrschaft Helfenstein mit Leipnik, dem Olmützer Bischof Franz Xaver von Dietrichstein übergeben. Er führte die Gegenreformation ein und übertrug 1634 das ehemalige Brüderkolleg dem Orden der Piaristen. Nach seinem Tod 1636 blieb die Herrschaft Helfenstein bei seinen Nachkommen bzw. bis 1945 bei den Grafen Althann.
Nach dem wirtschaftlichen Niedergang als Folge des Dreißigjährigen Kriegs erfolgte ein Aufschwung erst mit dem Bau der Kaiser Ferdinands-Nordbahn 1841. Die städtische Schule wurde 1873 in einen deutschen, tschechischen und jüdischen Zweig geteilt. 1880 gehörte Leipnik zur Bezirkshauptmannschaft Mährisch Weißkirchen und war Sitz eines Bezirksgerichtes. Von den damals 6.367 Einwohnern waren 1972 Deutsche. Die Einwohner lebten von der Tuch- und Flanell-, Zucker- und Malzherstellung sowie der Bierbrauerei, dem Getreide- und Obsthandel. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde 1919 die deutsche Realschule geschlossen. Das gleiche Schicksal widerfuhr der 1895 gegründeten tschechischen Realschule, die 1941 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde.
1989 wurde Lipník zum städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt; sie ist die einzige im Bezirk und die zweite im Olomoucký kraj, die diesen Status besitzt.
Stadtgliederung
Lipník nad Bečvou gliedert sich in die Stadtteile:
- Lipník nad Bečvou I - Město
- Lipník nad Bečvou III - Nové Dvory (Neuhof)
- Lipník nad Bečvou V - Podhoří (Podhorn)
- Lipník nad Bečvou VI - Loučka (Lautschka) und
- Lipník nad Bečvou VII - Trnávka (Tirnau).
Die Einwohner des Stadtteils Lipník nad Bečvou VIII - Jezernice mit der zugehörigen Siedlung Přední Familie entschieden sich in einer Bürgerabstimmung mit 80% für die Selbstständigkeit. So entstand 1999 die Gemeinde Jezernice wieder.
Sehenswürdigkeiten
- Schloss Lipnik
- Dekanatskirche
- Burg Helfenstein, vier Kilometer südöstlich der Stadt
Persönlichkeiten
- Wilhelm Ritter von Gutmann (1826–1895) Unternehmer und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
- Josef Hlouch (1902–1972), Bischof von Budweis
- Gregor Mendel (1822–1884), Vererbungsforscher, besuchte 1834/35 das Piaristengymnasium in Leipnik
- Jan Neff (1832–1905), Großhändler, Patriot und Mäzen
- Sigmund Friedl (1851–1914), Philatelist und Briefmarkenfälscher
- Emanuel Schreiber (1852–1932), Rabbiner
- Johann Nepomuk von Schmiel (1774–1850), Schweizer Politiker und Offizier
Literatur
- Joachim Bahlcke u. a.: Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren, Kröner-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 322f.
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ http://genealogy.euweb.cz/bohemia/landstein2.html
Weblinks
Städte und Gemeinden im Okres Přerov (Bezirk Prerau)Bělotín | Beňov | Bezuchov | Bohuslávky | Bochoř | Brodek u Přerova | Buk | Býškovice | Císařov | Citov | Čechy | Čelechovice | Černotín | Dobrčice | Dolní Nětčice | Dolní Těšice | Dolní Újezd | Domaželice | Dřevohostice | Grymov | Hlinsko | Horní Moštěnice | Horní Nětčice | Horní Těšice | Horní Újezd | Hrabůvka | Hradčany | Hranice | Hustopeče nad Bečvou | Jezernice | Jindřichov | Kladníky | Klokočí | Kojetín | Kokory | Křenovice | Křtomil | Lazníčky | Lazníky | Lhota | Lhotka | Lipník nad Bečvou | Lipová | Líšná | Lobodice | Malhotice | Měrovice nad Hanou | Milenov | Milotice nad Bečvou | Nahošovice | Nelešovice | Oldřichov | Olšovec | Opatovice | Oplocany | Oprostovice | Osek nad Bečvou | Paršovice | Partutovice | Pavlovice u Přerova | Podolí | Polkovice | Polom | Potštát | Prosenice | Provodovice | Přerov | Přestavlky | Radíkov | Radkova Lhota | Radkovy | Radotín | Radslavice | Radvanice | Rakov | Rokytnice | Rouské | Říkovice | Skalička | Soběchleby | Sobíšky | Stará Ves | Stříbrnice | Střítež nad Ludinou | Sušice | Šišma | Špičky | Teplice nad Bečvou | Tovačov | Troubky | Tučín | Turovice | Týn nad Bečvou | Uhřičice | Ústí | Veselíčko | Věžky | Vlkoš | Všechovice | Výkleky | Zábeštní Lhota | Zámrsky | Žákovice | Želatovice
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
LIPNIK NAD BECVOU — (Czech. Lipník nad Bečvou; Ger. Leipnik), town in N.E. Moravia, Czech Republic. A synagogue is first mentioned there in 1540, though a Jewish settlement existed at least a century before. Most of Lipnik s Jews were engaged in textile production… … Encyclopedia of Judaism
Lipník nad Bečvou — Geobox | Settlement name = Lipník nad Bečvou other name = category = Town image caption = symbol = Lipník nad Bečvou CoA CZ.png etymology = official name = motto = nickname = country = Czech Republic country state = region = Olomouc region type … Wikipedia
Lipník nad Bečvou — Sp Lipnykas prie Bèčvos Ap Lipník nad Bečvou L Čekija … Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė
Lipnik nad Becvou — Original name in latin Lipnk nad Bevou Name in other language Lipnik, Lipnk State code CZ Continent/City Europe/Prague longitude 49.52721 latitude 17.58594 altitude 248 Population 8369 Date 2013 01 25 … Cities with a population over 1000 database
Osek nad Bečvou — Osek nad Bečvou … Deutsch Wikipedia
Týn nad Bečvou — Týn nad Bečvou … Deutsch Wikipedia
Teplice nad Bečvou — Teplice nad Bečvou … Deutsch Wikipedia
Hustopeče nad Bečvou — Hustopeče nad Bečvou … Deutsch Wikipedia
Milotice nad Bečvou — Milotice nad Bečvou … Deutsch Wikipedia
Milotice nad Bečvou — Municipality … Wikipedia