Liquiçá

Liquiçá
Subdistrikt Liquiçá
Liquiçá (Osttimor)
Red pog.svg
Frauen- und Kindergemeindezentrum Liquiçá
Hauptstadt Vila de Liquiçá
Fläche 98,58 km²[1]
Einwohnerzahl 20.938 (2010)[1]
Sucos Einwohner (2010)[2]
Açumanu 1.892
Darulete 1.384
Dato 8.109
Hatuquessi 3.108
Leotala 2.717
Loidahar 3.123
Luculai 605
Übersichtskarte
Verwaltungsgliederung von Liquiçá
Lage des Distrikts Liquiçá

Liquiçá (in Tetum Likisá, weitere Schreibweisen: Liquica, Likisia, Liquissa, Likisa, Liquiçá, liquissa) ist ein osttimoresischer Subdistrikt im Distrikt Liquiçá.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Einwohner

Liquiçá liegt im Zentrum des gleichnamigen Distrikts

Der Subdistrikt Liquiçá bildet den Mittelteil des Distrikts. Westlich liegt der Subdistrikt Maubara, östlich der Subdistrikt Bazartete. Im Süden liegt der Distrikt Ermera mit seinen Subdistrikten Hatulia und Ermera. Liquiçá teilt sich in sieben Sucos: Açumanu (Acumano, Asumano, Assumano), Darulete (Durulete), Dato mit dem Ort Liquiçá, Hatuquessi (Hatukesi), Leotala (Leoteala, Leotela), Loidahar und Luculai (Lukulai). Der Suco Dato ist als „urban“ klassifiziert. Er bildet den Westen der Distriktshauptstadt Liquiçá, die ihr Zentrum aber im benachbarten Subdistrikt Bazartete hat. Ein weiteres Dorf im Subdistrikt ist Buku Mera.

Liquiçá hat 20.938 Einwohner (2010,[1] 2004: 18.304[3]). Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Tokodede. Der Altersdurchschnitt liegt bei 18,5 Jahren (2010,[1] 2004: 17,1 Jahre[4]).

73 % der Haushalte im Subdistrikt bauen Mais an, ebenso viele Maniok, 71 % Gemüse, 67 % Kokosnüsse, 55 % Kaffee und 6 % Reis. Letzterer wird vor allem am Fluss Lauveli angebaut.[4]

Nahe der Stadt Liquiçá liegt die Fazenda Algarve der Familie Carrascalão aus der mehrere wichtige Politiker Osttimors stammen. Sie ist die letzte Plantage, die noch im Besitz derselben Familie ist wie in der Kolonialzeit. Der Berg Fatumasin (1.369 m) und seine Umgebung sind ein Naturreservat und eine Important Bird Area. Hier befindet sich auch eines der drei wichtigsten Schutzgebiete für Orchideen.

Geschichte

Liquiçá als Lichsana auf der Karte Pigafettas von 1521
Portugiesische Villa in Liquiçá

Liquiçá war eines der traditionellen Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Es erscheint auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[5][6] Zusammen mit Luca herrschte es nach europäischen Quellen im 16. Jahrhundert über den Osten Timors. Hier wird Liquiçá als Likusaen bezeichnet. Noch 1886 zahlte die zu den Niederlanden gehörende Insel Alor noch Tribut in Form von Reis, Mais, Baumwolle und anderem.

Unter Gouverneur Vitorino Freire da Cunha Gusmão wurde 1815 erstmals in Portugiesisch-Timor Kaffee in den Küstenregionen westlich von Dili und in Liquiça angepflanzt. Zuvor war er bereits in dem damals noch niederländischen Mauibara eingeführt worden. 1889 wurde der portugiesische Posten in Liquiçá erneuert.

Während der Anti-Steuer-Rebellionen zwischen 1860 und 1912 war der Liurai ein loyaler Verbündeter der portugiesischen Kolonialherren, der mehrmals Truppen zur Niederschlagung der Rebellionen zur Verfügung stellte.[7]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Portugiesisch-Timor von den Japanern besetzt (siehe Schlacht um Timor). In Liquiçá und Maubara wurde ab Ende Oktober 1942 die gesamte verbliebene portugiesischstämmige Bevölkerung in Lagern interniert. Die Bedingungen in dem Camp waren schlecht, Nahrungsmittel knapp und die Hygienebedingungen aufgrund von Wassermangel unzureichend. Viele Portugiesen starben deswegen. Zwar gab es einen portugiesischen Arzt, dem später zwei japanische Ärzte zugeteilt wurden, aber es fehlte an Medikamenten. Im ersten Jahr bewachten japanische Soldaten das Lager, später japanische Kempeitai, zusammen mit timoresischen Wachen und Spionen.[7]

Während der indonesischen Invasion landeten am 25. Dezember 1975 indonesische Truppen nahe Liquiça und Maubara, wo es zu Massakern an Zivilisten kam. Am 29. Mai 1997 fanden Wahlen statt, bei denen Vertreter Osttimors für das indonesische Parlament gewählt werden sollten. Im Umfeld kam es landesweit zu mehreren Attacken auf die indonesische Besatzungsmacht und ihre Unterstützer. In Açumanu wurde eine Handgranate in das Wahllokal geworfen. Ein Soldat wurde verwundet.[8] 1999 war Liquiçá Schauplatz zweier besonders schwerer Verbrechen während der Unruhen zur Zeit des Unabhängigkeitsreferendums. Am 6. April 1999 starben je nach Quelle zwischen 61 und 200 Menschen beim Kirchenmassaker von Liquiçá und am 4. Juli 1999 griff die Besi Merah Putih-Miliz einen Hilfskonvoi an und tötete 77 Personen.[9] Während der Ausschreitungen durch die Milizen wurden die meisten Gebäude Liquiçás zerstört, nur wenige Bauten aus portugiesischer und indonesischer Zeit sind übrig geblieben.

300 Familien wurden obdachlos, als am 1. und 2. Januar 2008 Überschwemmungen in Liquiçá die Sucos Dato und Luculai und im benachbarten Bazartete den Suco Maumeta verwüsteten. 100 Häuser wurden komplett zerstört, 90 weitere beschädigt. Die Bevölkerung konnte rechtzeitig von der Nationalpolizei evakuiert werden, so dass keine Personen zu Schaden kamen.[10]

Am 9. Juli 2009 beendeten die Aldeias Caelili, Leboai, Manufatia und Carulema im Suco Darulete eine Feindschaft, die seit den Unruhen von 2006 bestand, durch eine offizielle Friedenszeremonie.[11]

Städtepartnerschaften

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  3. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  4. a b Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004
  5. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
  6. East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR
  7. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon
  8. (INDONESIA-L) HRW/ASIA - East Timor Guerrilla Attacks : East Timor Guerrilla Attacks vom 4. Juni 1997
  9. ETAN: July 4 Militia Attack on the Humanitarian Team in Liquiça: Another Slap in the Face to the UN (Sommer 1999) ISSN #1088-8136
  10. Relief Web, 7. Januar 2008, Timor-Leste: Humanitarian update, 21 Dec - 07 Jan 2008
  11. United Nations Development Programme, 16. Juli 2009, Embracing Dialogue in Timor-Leste
  12. Webseite des Außenministeriums Osttimors

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